Zehn

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„Wo habt ihr Atsumu gelassen?", fragte euch Suna verwirrt, als er euch die Türe öffnete.

„Dir auch einen wunderschönen Abend", gespielt hattest du mit deinen Augen gerollt.

Mit Suna verstandest du dich sehr gut. Oft neckt ihr euch oder lasst mal einen sarkastischen Spruch heraus.

„Ich dachte er ist bereits hier?!", sichtlich verwundert sah Osamu an Suna vorbei, um ins Hausinnere zu spähen.

Kaum ausgesprochen, hielt ein Taxi direkt vor der Einfahrt an. Atsumu stieg aus diesem und sein Hals war übersät mit Knutschflecken. Du wolltest nicht starren, doch du konntest den Blick einfach nicht abwenden. Dein Herz fühlte sich eigenartig schwer an und deine Lunge schnürte sich zusammen. Den Kloß, der sich gebildet hatte, versuchtest du herunter zu schlucken.

„Er hatte wohl wieder seinen Spaß", angewidert verzog Suna sein Gesicht. Osamu bemerkte deine Reaktion und konnte erkennen wie blass du auf einmal geworden bist.

„Alles in Ordnung?", besorgt flüsterte er dir ins Ohr. Du nickst nur. Zu mehr warst du nicht im Stande.

Atsumu würdigte euch keines Blickes. Er hatte Suna begrüßt und lief somit an euch beiden vorbei. Verwirrt sahst du zu seinem Zwilling, dieser zuckte jedoch nur unwissend mit den Schultern

Deine Laune war im Keller. Dir wurde schmerzhaft bewusst, was du für Atsumu empfandst. Egal wie schrecklich und ekelhaft er sich dir gegenüber benahm. Deine Gefühle verschwanden dadurch nicht. Es tat weh.. dass er mit anderen Mädchen zusammen war und das offensichtlich nicht zum ersten Mal. Aber was hattest du dir erhofft. Dass er nach all den Jahren immer noch an deiner Seite wäre. Dabei wart ihr nie mehr als Freunde. Und heute.. wart ihr nicht einmal mehr das.

Du liefst an den Tisch, auf dem etliche Getränke aufgereiht standen. Es war bereits dein dritter Becher und langsam warst du angeschwipst. Genau das hattest du auch vor. Du warst es leid. Du wolltest auf andere Gedanken kommen. Nicht immer an den bescheuerten Blondschopf denken.

Du hattest dich an das Ende der Couch gesetzt, neben dir saßen einige aus dem Volleyballclub. Gegenüber waren einige unbekannte Gesichter.
Sie müssen wohl von anderen Schulen sein, denn bekannt kamen sie dir nicht vor.

„Habt ihr die Knutschflecke gesehen?"
„Er kann es einfach nicht lassen, was?"
„Immer dasselbe"

Es musste kein Name fallen, damit du wusstest um wen es sich handelte. Ungewollt lauschtest du dem Gespräch. Aran mischte sich nun mit ein.

„Er war nicht immer so", meinte er.

„Was hat ihn denn so gemacht?", konntest du einen anderen Jungen fragen hören.

„Anscheinend war er ziemlich heftig in ein Mädchen verknallt.. dieses hat ihm aber erbarmungslos das Herz gebrochen. Seitdem lässt er sich auch auf nichts Festes ein. Er hatte zumindest noch nie eine Beziehung, immer nur körperliches.. ohne sich zu binden", gab Aran preis.

Bei seinen Worten, zog sich dein Herz zusammen.

Du fragtest dich, wer dieses Mädchen war, welches Atsumu so verändert hatte. Ihn so leiden ließ, dass er sich nicht binden wollte oder vielleicht sogar nicht konnte. Du wusstest, dass du dich nicht besser fühlen würdest, wenn du es wüsstest. Dennoch warst du neugierig. Doch das Gespräch war mit verständlichem Nicken schon beendet.

„Lasst uns Wahrheit oder Pflicht spielen!", euphorisch rief einer der Jungs in den Raum.

Außer dir war kaum ein Mädchen anwesend, nur die Schwester eines der Jungen, einer anderen Schule. Leicht hattest du dein Gesicht verzogen. Du wärst ein offenes Mahl für die teilweise noch hormongesteuerten männlichen Wesen. Somit winktest du ab. Zusehen wolltest du aber trotzdem.

Derweil standest du auf, um dir dein Getränk nachzufüllen.

Bis jetzt verlief es recht harmlos.

Wann war dein erster Kuss?
Hattest du schon dein erstes Mal?
Bist du momentan verliebt?
Laufe in Boxershorts um den Block

solche Sachen.

Die nächste Frage ließ dich ungewollt aufschrecken.

„Küsse eines der Mädchen auf dieser Party"

Toll, dachtest du dir. So viel Auswahl gab es nicht. Die Chance stand bei 50 Prozent, dass die Wahl auf dich fallen könnte. Und so lüstern, wie dich besagter Typ ansah, kam dir beinahe dein Frühstück wieder hoch.

Dein Körper erzitterte, als der schmierige Typ in deine Richtung geschlendert kam.

„E-Ehm.. also i-ich.. ich spiele nicht mit", gabst du verzweifelt von dir und hofftest dass dies ausreichen würde, um ihn von dir fernzuhalten.

„Das ist doch egal. Komm her Süße", er packte dich grob am Handgelenk und zog dich an sich heran. Du versuchtest dich aus seinem Griff zu befreien. Du wolltest das nicht.

„Lass das. Ich mach bei eurem bescheuerten Spiel nicht mit."
Zischend versuchtest du den Abstand zwischen euch beiden zu vergrößern. Dein Gegenüber schien nicht begeistert von deiner Reaktion zu sein.

„Hör auf so eine Szene zu machen", knurrte er und ein eiskalter Schauer lief dir über den Rücken. Keiner der angenehmen Sorte.

Deine Augen suchten verzweifelt nach Osamu oder einen der Jungs des Volleyballclubs. Vergeblich. Sie waren alle mit sich selbst beschäftigt. Keiner bemerkte auch nur, dass du gerade bedrängt wurdest.

Der Griff um dein Handgelenk wurde fester und fügte dir bereits einen stechenden Schmerz zu.
Aggressiv packte er nach deinem Kinn, sodass du gezwungen warst ihm ins Gesicht zu sehen.

„Sie hat doch deutlich gemacht, dass sie das nicht möchte oder?"

Eine dunkle Aura machte sich hinter dir bemerkbar und dein Peiniger ließ kurz den Griff locker, sodass du dich ihm entziehen konntest.

„Das geht dich nichts an Miyabastard", zischte er.

Erleichterung machte sich in dir breit und mit etwas ruhigerer Atmung drehtest du dich um.
Doch es war nicht Osamu der dort stand. Nein, es war..

Atsumu.

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt