Neununddreißig

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Du spürtest wie ein starker Arm sich um deine Mitte legte und dich somit näher an eine harte Brust zog. In der Umarmung drehtest du dich um und kuscheltest dich ein wenig mehr in die Quelle der Wärme und inhaliertest den, um deine Nase tänzelnden Duft ein.

Vorsichtig öffnetest du deine Augen und konntest verstrubbeltes, blondes Haar sehen.

Blitzartig richtest du dich auf und quiekst erschrocken auf.

Atsumu rieb sich müde die Augen. Schon lange hatte er nicht mehr so gut geschlafen.

„Guten Morgen, Prinzessin", sprach er noch schlaftrunken aus und gähnte hinterher herzhaft.

Sofort stieg dir die Hitze ins Gesicht und du hieltst dir die Decke bis zur Nase.
„W-Was.. was machst du hier und w-wo sind wir?", stottertest du unbeholfen und Atsumu weitete schockiert die Augen.

„Scheiße..", murmelte er. Er hatte vollkommen vergessen, dass du dich nicht mehr an eure Beziehung erinnern konntest. In seinen Träumen, wart ihr nämlich wieder zusammen und er konnte dich küssen und lieben, ohne schlechtes Gewissen.

Nun entschiedest du dich doch, ihn darauf anzusprechen. Vor allem, nachdem er dich Prinzessin nannte, wolltest du Antworten haben.

„Atsumu.."

Er hatte sich frustriert die Haare zerzaust, bis du seinen Namen sagtest. Nun sah er dich fragend an. In seinem Blick schwang so unglaublich viel Liebe mit, dass du dich beinahe in seinen Augen verlieren könntest.

„Was bin ich für dich.. was sind wir beide?", fragtest du und zeigtest dabei zwischen euch beiden hin und her.

Atsumu seufzte laut und warf sich wieder auf den Rücken. Sollte er es dir sagen? Wäre es zu viel für dich oder wäre es in Ordnung. So viele Fragen schwirrten in seinem Kopf umher.

„Wir.. sind zusammen", sprach er nun die Worte aus, die sein Herz zu zerquetschen schienen.
„Zumindest waren wir das.. vor deinem Unfall", murmelte er bitter, doch du konntest es hören.
Schuldgefühle plagten dich plötzlich. Also hattest du nicht einfach so das Bedürfnis verspürt, in seiner Nähe zu sein.

„Danke, dass du es mir gesagt hast", unbedacht hattest du dich in seine Arme geschmissen und umarmtest ihn im liegen. Er richtete sich ein wenig auf und schloss dich ebenfalls in die Arme. Sein Griff warf feste und er hielt sich verzweifelt an deinen Seiten fest. Als hätte er Angst, du könntest ihm entgleiten.

Langsam löst du dich von ihm, auch wenn er dich am liebsten noch länger in seinen Armen behalten würde, so ließ er es dennoch zu.
„Es tut mir leid.. wenn ich mich anders verhalte.. als du es gewohnt bist. Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel.. du bist wohl anderes von mir gewohnt", lachtest du leicht verlegen und wandtest den Blick ab, der plötzlich traurig wirkte.

„Hey", sprach er streng aus und packte dein Kinn, damit du ihn wieder ansehen konntest.

„Entschuldige dich nicht!.. Du brauchst Zeit.. und ich werde warten, also entschuldige dich bitte nie wieder dafür.."

Wie gerne er dich jetzt geküsst hätte. Ihr wart nur so kurz zusammen gewesen.. er konnte es gar nicht richtig genießen, dich bei sich zu haben. Dir seine Liebe zukommen zu lassen. Dich auf Händen zu tragen, so wie du es verdient hättest.

„Danke Atsumu..", hauchtest du.

Es war so seltsam. Du hattest einfach einen festen Freund, an den du dich nicht erinnern konntest. Du wolltest dir gar nicht ausmalen, wie es ihm dabei gehen musste. Doch anscheinend mussten die Gefühle für ihn so stark gewesen sein, dass du selbst mit Gedächtnislücken ein wohliges Kribbeln verspürtest, sobald du an ihn dachtest.

Heute warst du wieder mit den Jungs verabredet, sie meinten dass sie dir noch einige deiner Freunde vorstellen wollten.

„Hab ich etwa nur männliche Freunde?", erschrocken hast du dich zu Atsumu gedreht, der dir aufmunternd die Schulter tätschelte.

„In Tokio sieht das bestimmt anders aus, aber hier hast du tatsächlich nur eine weibliche Freundin, die sollte eigentlich auch bald da sein", er sah sich um. Denn er hatte auch Hamasaki herbestellt. Sie war so wütend, dass Nakahara zu so etwas fähig war. Doch die Zwillinge hatten sie darum gebeten, nichts über sie zu erwähnen.

„Wo bleibst sie de- AAAH da ist sie ja", er winkte wild und rief sie somit zu euch rüber. Du betrachtetest das dunkelhaarige Mädchen. Sie trug ein freches Grinsen, doch ihr Blick wirkte getrübt. Du konntest einige negativen Emotionen in ihnen lesen.

Mitleid. Wut. Verärgerung.

Wem diese galten, wusstest du nicht.

„Ich und schwimmen?", ungläubig sahst du zu Atsumu, der dir aufmunternd zulächelte und seinen Arm um deine Stuhllehne legte. Eure Begleiter warfen sich glückliche Blicke zu, wenn sie euch beide wieder vertrauter miteinander sahen. Ihr wart zwar nicht auf demselben Stand, wie vor dem Unfall, doch man konnte die Vertrautheit und die Annäherungen bemerken. Auch Atsumu schien zufriedener zu sein, als noch vor wenigen Tagen. Dies ließ zumindest das Volleyballteam aufatmen. Dass du Atsumu als erste Bezugsperson in der Runde sahst, war schon ein Fortschritt.
„Ja, aber die Hexen haben uns beide abgewiesen", teilte dir Hamasaki grummelnd mit.
„Oh, wirklich? War ich vielleicht zu schlecht?", fragtest du dich eher selbst, als deine Mitmenschen.
„Nein, sie konnten es nur nicht ertragen, dass Sunnyboy und sein Bruder an deiner Seite waren", lachte sie verbittert und du warst entsetzt, dass es solche Menschen gab.

„Und außerdem hast du mir mal erzählt, dass du an deiner alten Schule sogar die Kapitänin des Teams warst", schmunzelte Hamasaki.

„WAAAAAAAS"
„WIRKLICH, WIESO WISSEN WIR DAS NICHT?"

Tja, das war wohl etwas was du den Jungs des Volleyballclubs nicht gesagt hattest. Selbst die Zwillinge schienen überrascht. Vor allem, dass du es Hamasaki anvertraut hattest und nicht ihnen.

„Wo ist denn meine alte Schule?", fragtest du an die Zwillinge gerichtet.

„Du warst auf der Fukurōdani in Tokio", antwortete dir Atsumu und du nicktest verstehend.

„Meint ihr.. ich kann da auch mal hingehen.. vielleicht-.."
Jeder der Anwesenden wusste worauf du hinaus wolltest.

„Deine Mutter kommt am Wochenende, ich glaube sie wollte sowieso mit dir nach Tokio, dass du dich auch dort nochmal umsehen kannst.. vielleicht kommt dir ja etwas vertraut vor", nachdenklich sprach Osamu zu dir.

„Könnt ihr dann mitkommen?", du klangst verängstigt. Verständlich. Du wusstest mittlerweile, dass du nicht das beste Verhältnis zu deiner Mutter hattest. Dann solltest du auch noch mit ihr alleine, in eine Stadt, in der du ebenfalls niemanden kanntest.. zumindest dich nicht an sie erinnern konntest. Sanft lächelten sie dich an. Wie zu Kindertagen, waren sie wieder zu deinen engsten Vertrauten geworden. Du konntest ihnen trauen und auf sie zählen, das wusstest du.

„Natürlich. Wenn du das willst", Atsumu zog dich aus Gewohnheit näher an sich heran, sodass du vor Verlegenheit errötetest.

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt