Zwei

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Osamu lief mit schnellen Schritten auf dich zu und schloss dich feste in seine Arme. Mit einem zufriedenen Lächeln erwidertest du seine Geste. Viel zu lange hattest du die beiden nicht gesehen. Sie hatten dir gefehlt. Osamu schien sich ehrlich über deine Rückkehr zu freuen. Atsumu hingegen schnalzte nur mit der Zunge und lief einfach an dir vorbei.

„Ich bin auf meinem Zimmer", brummte er und du konntest nur noch hören wie seine Mutter im Hausinneren mit ihm schimpfte.

„H-Hab.. Hab ich irgendetwas Falsches gesagt?"

Osamu's Augenbrauen drangen tief in sein Gesicht. Er hatte eine vage Vermutung, weshalb sein Zwilling so reagierte. Doch sagen wollte er es dir nicht. Immerhin solltest du auch diese Seite von ihm erleben. Der Atsumu der nun auf seinem Zimmer schmollte, war nicht mehr derselbe, den du vor fünf Jahren zurückgelassen hast.

„Tsumu ist nun mal so.. gib ihm Zeit", kam es schließlich von ihm und ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen. Verwirrt zogst du eine Augenbraue in die Höhe.

Tsumu?"

Ein lautes Lachen drang aus seiner Kehle. Das konntest du ja nicht wissen. Immerhin hatten sie sich diese Spitznamen in der Grundschule ausgedacht, als sie Aran bei einem Workshop kennengelernt hatten. Du konntest dich ganz vage erinnern, dass sie diese Spitznamen durchsetzen wollten. Doch das lag viel zu weit in der Vergangenheit. Zudem du beide weiterhin immer mit ihren vollen Namen gerufen hattest.

„Ja, wir fanden es irgendwie cool", grinste er.

„Lass mich raten.. dich nennen sie.. wie war das nochmal.. Samu?", nachdenklich hieltst du dir das Kinn.

„Woher..?"

„Weibliche Intuition", verkündetest du stolz und Osamu brach in schallendes Gelächter aus.
„Hey, lach mich nicht aus..", jammertest du und schlugst ihm leicht gegen den Oberarm.

„Tu ich doch gar nicht", beschwichtigend hielt er die Hände in die Luft.

„Nette Haarfarbe – steht dir", bemerktest du und Osamu lief plötzlich rot an. Es kam nicht oft vor, dass ihm Mädchen offensichtlich ein Kompliment machten. Immer nur ging es um Atsumu. Er selbst war zwar auch beliebt, doch hatte er hauptsächlich den allgemeinen Fanclub des Volleyballteams hinter sich und nicht wie sein Bruder, seinen eigenen. Es hatte ihn nie wirklich interessiert, die Mädchen standen trotzdem Schlange. Doch er war nicht wie sein Zwilling, dass er das schamlos auszunutzen wusste.

Dass Atsumu euch die ganze Zeit vom Fenster aus beobachtete, blieb euch beiden unbemerkt. Er konnte es nicht leiden, wie du seinen Zwilling anlächelst und wie du ihn berührst. Auch wenn all das für einen harmlos erschien, so störte es ihn ungemein. Am meisten hasste er die Tatsache, wie hinreißend du aussahst. Deine ganze Erscheinung glich der eines Engels. Du warst einfach nur wunderschön. Wieso konntest du nicht einfach, in all den Jahren zu einem hässlichen Monster mutiert sein. So wäre das Wiedersehen für ihn deutlich einfacher gewesen.
Vor allem, was bildetest du dir überhaupt ein. Nach all den Jahren, konntest du doch nicht einfach zurückkommen, als wäre nie etwas gewesen. Wieso sein Bruder überhaupt nicht sauer auf dich war, verstand er ebenso wenig. Er war es. Er war sauer. Sauer auf dich.

„Auf welche Schule wirst du gehen?", fragte dich Osamu nun.

„Inarizaki oder so, meinte mein Vater", schulterzuckend hattest du ihm geantwortet. Doch als ein breites Grinsen und einige Freudentänze folgten, konntest du dir bereits denken, dass es dieselbe Schule war, die er besuchte.

„Ich geh dann mal rein, ich muss noch duschen. Ein Wunder, dass du es neben mir ausgehalten hast. Wir kommen nämlich vom Training", lachte er verlegen.

„Training?", neugierig sahst du ihn an.

„Ja, wir spielen seit der Mittelschule Volleyball", etwas gleichgültig und weniger euphorisch als du erwartet hattest, teilte er dir diese Neuigkeit mit.

„Dann geh mal duschen", gewollt schubst du ihn in Richtung Haustüre und winkst ihm noch zu bevor du in der Dämmerung verschwinden konntest.

„Wieso bist du so nett zu ihr?"
Atsumu stand im Türrahmen des Badezimmers, in dem Osamu sich abtrocknete.

„Wieso bist du so ein Arsch?"

Genervt verzog Atsumu das Gesicht. Er konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, wieso sein Zwilling so gut zu diesem Mädchen war.

„Weil sie es verdient hat. Sie hat uns zurückgelassen Samu. Schon vergessen?", wurde Atsumu etwas lauter.

„Ja und jetzt? Sie ist ja wieder da, also ist doch alles gut gelaufen", schulterzuckend wandte Osamu sich dem Spiegel zu und fing an seine Zähne zu putzen.

„Du hast wohl vergessen, wer monatelang geheult hat und kaum aus dem Haus ging? Dabei hat sie sich bestimmt ein schönes Leben in Tokio gemacht", verächtlich schnaubte er, nachdem er dir all die Dinge vorgeworfen hatte.

„Das weißt du doch gar nicht.. und tu nicht so als hättest du nicht geheult. Ich hab dich jede Nacht gehört!"

Osamu wusste wie sehr sein Bruder über das Verschwinden ihrer besten Freundin litt. Er wurde regelrecht zu einem egoistischen Arschloch, wenn man das so sagen konnte. Nie hatte er verstanden, wieso sein Zwilling sich in den letzten Jahren so stark verändert hatte. Doch nun war es ihm bewusst. Es war wegen dir.

„Und wenn schon.. das war mal!"
Wütend stampfte Atsumu in sein Zimmer.

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt