Drei

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Der letzte Tag der Frühlingsferien hatte begonnen und du warst dabei deine neue Schuluniform in den Schrank zu hängen. Gestern kam sie glücklicherweise an, somit konntest du sie noch schnell in die Waschmaschine schmeißen, bevor du sie morgen tragen müsstest.

Du warst gerade dabei deine Schultasche zu richten, damit du morgen früh nicht in Stress geraten würdest. Das Klingeln an eurer Haustüre hatte dich von deinem Vorhaben abgehalten. Schnell bist du die Treppenstufen herunter getapst, doch dein Vater war schneller als du.

„Oh hey.. ehm..", dein Vater kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Welcher von den Miya's bist du denn?", sprach er nun die Frage aus, damit er euren Besucher auch beim Namen nennen konnte.

„Osamu", riefst du euphorisch, als du dich an deinem Vater vorbei gedrängt hattest. Dieser sah dich sichtlich verwirrt an. Er konnte es wohl nicht fassen, dass du die beide nach all den Jahren immer noch unterscheiden konntest. Deinem Vater fiel es schon damals schwer und zu dieser Zeit hatte er sie fast jeden Tag gesehen. Was ihm wohl nicht aufgefallen war, war dass sie nun verschiedene Haarfarben hatten. Aber selbst ohne diese, hättest du sie unterscheiden können.

„Freut mich sie wiederzusehen Kimura-san", höflich verneigte er sich deinem Vater gegenüber. Du warst zwar glücklich darüber ihn zu sehen, doch du wusstest nicht was er hier wollte.

„Was verschafft mir die Ehre?", kichertest du ein wenig und Osamu's Wangen färbten sich in ein zartes rosa. Er musste sich erst einmal daran gewöhnen, dass seine beste Freundin von damals wieder hier war. Und daran, dass du in den letzten Jahren gereift warst. Er versuchte nicht zu starren, doch dein Outfit gestaltete dies etwas schwieriger als gedacht. Du trugst eine kurze Sweatshorts und dazu ein enges bauchfreies Top, mit Spaghettiträgern.

„Eigentlich wollte ich dich fragen ob wir morgen gemeinsam zur Schule laufen sollen, dann würden wir dich nämlich abholen", unsicher rieb er sich den Hinterkopf und mied deinen Blick.
„Gerne", sanft lächeltest du ihn an und warst wirklich froh darüber, dass wenigstens er so geblieben ist, wie er war.

„O-Okay.. dann sehen wir uns m-"

„Bleib doch zum Essen, Osamu", rief dein Vater durch den Flur. Fragend sah Osamu dich an und du nicktest nur mit einem zaghaften Lächeln.

„Whoa, das riecht aber gut", staunte euer Gast nicht schlecht.

Du musstest zugeben, dass dein Vater die Jahre in denen er wohl alleine daheim war, ziemlich viel Zeit mit dem Kochen verbracht hat. Zumindest merkte man das seinen Kochkünsten an. Es schmeckte einfach nur fantastisch. Das konntest du zumindest feststellen. Die Ferien die ihr gemeinsam verbracht hattet, war er die größte Zeit in Tokio oder ihr seid ans Meer gefahren. Da gab es dann öfter mal etwas von draußen zum Essen.

Ihr saßt nun gemeinsam auf deinem Bett und hattet euch einige Süßigkeiten von unten stibitzt.
Es fühlte sich so an, als hättet ihr euch jeden Tag gesehen und als wäre seit damals die Zeit stehen geblieben. Ihr hattet ständig etwas zum Reden und zum Lachen. Osamu war eine wirklich angenehme Person, du genosst seine Gesellschaft ungemein.

„Also nennt man dich jetzt wirklich Samu, hm?", fragtest du mit einer hochgezogenen Augenbraue. Du konntest dich einfach nicht an diesen Namen gewöhnen, auch wenn es logisch war. Immerhin ist das nur eine Abkürzung seines ursprünglichen Namens.

„Na ja.. eigentlich nennt mich nur Tsumu so und manchmal Suna. Manchmal auch einige vom Fanclub, auch wenn ich das bei ihnen nicht mag", lachte er unsicher.

„FANCLUB?", schriest du beinahe auf.

„S-So.. so wie bei Prominenten?", ungläubig weiteten sich deine Augen. Er hatte dir bereits erzählt, dass sie Volleyball spielten und auch an seinem Körper konntest du erkennen wie sportlich er die letzte Zeit wohl war. Doch niemals hättest du es für möglich gehalten, dass ein Oberschüler seinen eigenen Fanclub haben kann.

„Bei mir ist es nicht so schlimm wie bei Tsumu, das musst du mir glauben", gluckste er vor sich hin. Du wolltest bei seinem Lachen mitstimmen, doch es missfiel dir irgendwie dass Atsumu einen Fanclub hinter sich stehen hatte. Dir war bewusst, dass dieser wohl nur aus Mädchen bestehen müsste. Vorsichtig schütteltest du deinen Kopf und wolltest die Gedanken verdrängen.

„Alles in Ordnung?", besorgt sah dich Osamu an und runzelte wegen deines Fakelächelns die Stirn.

„Lass das, ich erkenne es wenn du nicht ehrlich bist.. auch wenn wir uns jahrelang nicht gesehen haben."

Seufzend schmisst du dich rückwärts auf dein Bett. Wem wolltest du etwas vormachen.

„Wieso hasst mich Atsumu?", fragtest du ohne Umschweife, einfach gerade heraus..

Nun hätte auch jeder Vollidiot verstanden, weshalb du so reagiert hattest. Osamu hätte dir jetzt die Wahrheit sagen können, zumindest das was er vermutet hatte. Doch etwas in ihm sträubte sich dagegen. Vielleicht war es das Gefühl, welches sich in seiner Magengegend breit machte sobald du anfingst zu lachen oder wie sein Herz gegen seine Brust schlug wenn du ihn zufällig berührtest. Wenn sein Bruder zu stolz war, um deine Rückkehr zu akzeptieren. Dann war er selber Schuld. So dachte Osamu zumindest in diesem Moment. Doch ihm ganz in den Rücken fallen, wollte er dann auch wieder nicht.

„Er hasst dich nicht.. nur ist er halt nicht mehr so wie früher. Früher oder später wirst du es merken", sagte er ein bisschen gereizt und somit wolltest du auch gar nicht weiter nachhaken. Osamu war sich sicher. Atsumu hätte dich gar nicht erst verdient. Jedes Wochenende schlief er auswärts und nur Gott wusste wo er war. Doch eine harmlose Pyjamaparty war es ganz gewiss nicht. Dafür hatte er am nächsten Tag zu viele Anzeichen, wie zum Beispiel die ganzen Knutschflecke an seinem Hals.

„Sei um 8:00 Uhr bereit, wir haben es nicht weit zur Schule", teilte er dir noch mit bevor er sich verabschieden wollte. Bevor er mit nur einem Winken verschwinden konnte, hattest du ihn an seinem Shirt zurück gezogen und ihn von hinten umarmt. Osamu war erleichtert, dass du ihn so und nicht von vorne umarmt hattest. Dann hättest du sein schnell schlagendes Herz hören können und zudem sein rot anlaufendes Gesicht erkannt.

„Danke Samu!"

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt