Kapitel 27

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Jonathan 'John' Abraham
By LuanaWhite

Jeden einzelnen Ort, an dem Florianus und ich gerne zusammen gewesen waren, suchte ich immer wieder ab. Ich durchquerte Länder, Dörfer, aber nirgendwo war eine Spur von ihm. Ich verstand es einfach nicht. Er hatte mich aufgezogen wie einen Sohn. Hatte mir so vieles beigebracht, mich in einen Vampir verwandelt und mich dann zu seinem Geliebten gemacht.

Und dann, genau nach der Nacht wo ich ihm meine Liebe gestand, verschwand er spurlos? Ich wusste ein menschliches Leben war ein relativ kurzer Abschnitt für einen Vampir. Ein Wimpernschlag in einer Ewigkeit. Aber das alles konnte doch nicht nur ein Spiel gewesen sein. Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.

War ihm vielleicht was zugestoßen? Aber diese Möglichkeit erschien mir albern. Immerhin war niemand so mächtig und stark wie mein Erschaffer, mein Vater. Es gab nichts und niemanden der ihm das Wasser reichen könnte. Aber wo war er?

Er war doch alles was ich hatte. Wieso hatte er mich allein gelassen? Bedeutete ich ihm so wenig? Konnte er keine Liebe für mich empfinden? Aber auch das konnte ich mir nicht vorstellen, wenn ich an seine vielen Berührungen dachte, den Stolz den ich immer in seinen Augen gesehen hatte. Nein, ich verstand es einfach nicht. Ich sagte ich würde ihn lieben und er verließ mich. Was sollte ich jetzt mit meinen Leben als Vampir anfangen ohne ihn? Wie sollte ich meine Ewigkeit allein verbringen?

Kaputte Möbelstücke lagen um mich verstreut. All die Sachen hatten keinen Wert für mich. Nichts hatte das, nachdem Conner gegangen war. Ich war wütend gewesen, enttäuscht. Zornig. Zum zweiten Mal hatte ich einem Mann mein Herz geöffnet und es war genauso ausgegangen wie damals. Ich wurde allein gelassen. Verlassen, nachdem ich meine Gefühle offenbart hatte. Ich hatte mich in allem getäuscht, ich hatte mich in Conner getäuscht.

Ich dachte jemand mit so einem reinen und unschuldigen Herzen wie dem seinen, welches so viel Liebe für seine Mitmenschen empfand, würde auch Liebe für mich empfinde können. Ich dachte wenn ich ihm zeigte wie es wirklich um seine Gefühle stand, dass er über alles hinweg sehen könnte. Dass er mir helfen könnte. Mich sah wie ich wirklich war. Aber das absolute Gegenteil war der Fall gewesen.

Mein Gesicht war voller Tränen und in meiner Haut steckten ein paar einzelne Holzsplitter, die eigentlich weh taten aber gerade fühlte ich keinen körperlichen Schmerz. Die Erkenntnis, dass ich völlig allein auf dieser Welt war, jegliche Hoffnung auf ein besseres, glückliches Leben zunichte war, betäubten jegliche körperliche Empfindung.

Zwei Mal hatte ich mein Herz verschenkt und zwei Mal wurde es mit Füßen getreten. Ich konnte ja nachvollziehen, dass Conner verwirrt war, aber ich hätte nicht gedacht dass es so endete. Ich war jetzt wohl an den Punkt gekommen, wo ich einsehen musste dass man mich wohl nicht lieben konnte.

Doch plötzlich roch ich etwas. Ich erhob mein Gesicht und sog den Duft tief ein. Und es war nicht irgend ein Mensch. Was machte Juliet hier? Sie klingelte nicht, aber ich hörte ihre Schritte und wie sie vorsichtig meinen Namen rief. Vielleicht hatte Conner ja vorhin die Tür offen gelassen? Wie auch immer, Juliet sollte nicht hier sein, nicht jetzt. Dafür hatte ich wirklich gerade keinen Nerv.

Deshalb stand ich auf und suchte in all dem Chaos in diesem Raum schnell meine Hose und zog sie mir über, doch jetzt spürte ich doch den Schmerz des Holzes in meiner Haut. Ich stöhnte leise auf und versuchte mir einen Splitter raus zu ziehen, aber dann stand Conner's Schwester mit offenen Mund vor mir.

Sie hatte zunächst gedacht, dass vielleicht Einbrecher hier gewesen wären, aber die wären dann nur als Mahlzeit geendet. Naja. Dann kam sie näher mit besorgten Blick auf mich zu.

"Du meine Güte John, was ist hier denn passiert? Geht es dir gut?" fragte sie mich ehrlich besorgt. Ihre Sorge hatte ich wirklich nicht verdient und Conner's Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf.

Juliet erwischte mich in einem wirklich schwachen Moment und ich fand einfach nicht die Kraft, nach dem Gespräch mit Conner, um meine übliche Fassade aufzulegen und irgendwie wollte ich das auch nicht. In einem hatte Conner Recht, Juliet war eine gute, junge Frau. Hatte sie nicht auch die Wahrheit verdient? Aber vermutlich würde sie mich dann genau wie ihr Bruder fallen lassen und Conner wollte ja sowieso dass ich sie in Ruhe ließ.

"Ich... Naja war ein wenig wütend. Was machst du hier, Juliet?" fragte ich sie und zog mir einen Splitter heraus. Blut quoll kurz aus der Wunde, ehe sie sich auch wieder von selbst schloss. Mir war klar dass Juliet es sehen konnte, aber was soll's.

Natürlich war sie irritiert und fragte sich, wie das möglich war. Und wie ich allein meine ganze Einrichtung zerstören hatte können. Aber mehr noch regte sie meine belanglose Frage auf. "Hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Ich hatte Angst Einbrecher hätten dir was getan, wo die Tür offen stand. Und die Wunde, sie hat sich geschlossen? Was zum Teufel..?" kam es aus ihr heraus geplatzt aber dann sah Juliet mich fest an. "Und warum ich hier bin? Ist das dein Ernst? Ich bin wütend auf dich John!

Du hast mich nach unserem Sex sitzen lassen. Mir war klar, dass wir kein Paar sind, ich bin immerhin nicht dumm. Aber ich dachte wir sind Freunde, meinetwegen mit einem Plus. Aber dennoch Freunde! Und als Freunde ghosted man einen nicht einfach. Also warum hast du plötzlich den Kontakt zu mir abgebrochen? Hast du uns nicht als Freunde gesehen? Und warum verdammt nochmal heilen deine Wunden?"

Ich atmete angestrengt durch. Wenn ich Juliet jetzt die Wahrheit erzählte, dann würde es genauso wie sonst auch enden. Naja, und dann wollte sie mit mir sowieso nicht mehr befreundet sein. Nur das zwischen Conner und mir würde ich ihr nicht erzählen, dass war die Aufgabe ihres Bruders, wenn er es denn überhaupt wollte.

"Meine Wunden heilen so schnell, weil ich kein Mensch bin, Juliet. Und du kennst mich nicht wirklich. Niemand tut das. Denn wenn du mich kennen würdest, würdest du nicht mit mir befreundet sein wollen, genauso wenig wie Conner. Er wusste dass ich dich benutze. Also habe ich damit aufgehört. Ganz einfach." erklärte ich ihr, aber in ihrem Kopf entstanden jetzt nur noch neue Fragen. Noch dazu roch sie sehr lecker und ich könnte gerade wirklich etwas Blut gebrauchen.

Bloody Soulmates - The Bite Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt