somewhere in between

Kapitel 8: Colin

Ich höre Julia und Luca laut aufschreien und schmunzle ich mich hinein. Die beiden vollziehen wieder einmal einen ihrer Tänze, in dem sie eigentlich die ganze Zeit unbeholfen miteinander flirten. Das mit den beiden ist ein stetiges on and off, und das seit Jahren. Und trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die beiden am Ende nicht beieinander enden werden. Irgendwie ist das so in meinem Kopf geplant. Julia und Luca, Noah und ich. Wir sitzen irgendwann auf der langen Holzterrasse unseres gemeinsamen Ferienhauses in Dänemark. So eine richtige Front porch wie in amerikanischen Filmen, und wir haben alle graue Haare und Falten, und Julia tanzt noch immer barfuß bei viel zu lauter Musik, und Luca bekommt es noch immer nicht hin Nudeln nicht zu verkochen, und Noah und ich, wir lieben uns noch immer.
Ich höre die drei aus der Küche zusammen lachen, und bin erfüllt von einem Gefühl das sich nach Zuhause anfühlt. Die neue Wohnung ist inzwischen weitestgehend eingerichtet, und heute wird von uns vieren die Küche und der Balkon eingeweiht. Leider hat die Tomatensauce sich beim aufkochen plötzlich über meinem Hemd verteilt, weshalb ich kurz ins Schlafzimmer gegangen bin um mich umzuziehen. Mein Blick fällt auf die drei Bilderrahmen auf unserem Sideboard. Das erste ist von Noahs und meinem ersten gemeinsamen Weihnachten. Wir stehen mit meinen Eltern und meiner kleinen Schwester vor dem bunten Weihnachtsbaum, und alle tragen karierte Weihnachtspyjamas. Ich habe damals gesagt, dass ich ein Beweisfoto brauche, weil mir sonst niemals jemand glauben wird, dass Noah so etwas wirklich angezogen hat. Daneben ist ein Foto von Julia, Luca, Noah und mir. Es ist mein Lieblingsbild von uns vieren. Es ist im Wald vor dem Einstein aufgenommen. Noah und Julia stehen auf einem Baumstamm, Luca und ich stehen vor ihnen. Es ist Herbst. Wir alle tragen Schals und Mützen, und lachen in die Kamera. Es war der dritte oder vierte Versuch dieses Bild mit Timer auszulösen, aber ständig ist einer gestolpert oder hat auf den Boden geschaut, und heute noch muss ich sofort grinsen wenn ich es sehe.
Das letzte Bild ist das erste Foto von Noah und mir als Paar. Damals wusste außer Julia noch niemand von uns. Wir sitzen auf seinem Bett in unserem Dachgeschosszimmer im Einstein und haben den Arm um den anderen gelegt. Ich nehme den Rahmen in die Hand, und betrachte diese beiden Jungs. Wir waren noch so unerfahren, Kinder beinah, und jetzt erscheint mir das so weit weg. Aus einem Instinkt heraus hebe ich den Rahmen kurz an meine Lippen und gebe dem Bild einen Kuss. Ich werde diese zwei Jungs immer beschützen, denke ich mir. Ich werde alles tun, dass die Träume die wir damals langsam erbaut hatten, für uns beide in Erfüllung gehen.