Wie geht es mir? Wie ehrlich sollte ich da sein? In diesem Moment, in dem ich im Dunkeln in meiner kleinen Wohnung liege, da scheint mir die Möglichkeit leichter, ganz offen zu sprechen. Vielleicht ist es die Dunkelheit, die einem so etwas ermöglicht. Irgendwie lassen sich die Dinge dann leichter aussprechen.
"Ich glaube es ging mir lange ziemlich schlecht", sage ich leise.
Ich kann ihn schlucken hören. Ich schließe die Augen, lausche nur auf diesen Atem. Früher habe ich diese gleichmäßige Atmung immer neben mir gehabt. Wenn ich nachts aufgewacht bin war er da.
"Colin?"
"Ja?"
"Es tut mir so leid... Ich würde dir so gerne so vieles sagen."
Ich kann hören, wie seine Stimme zu brechen droht, und wie er abrupt aufhört weiter zu sprechen.
"Noah?"
Er antwortet nicht.
"Noah, bitte."
Da plötzlich höre ich ein schluchzen. "Fuck."
Ich schweige einen Moment. Ich wünschte, ich wäre bei ihm. Ich halte es kaum aus, ihn in dieser Situation nicht wenigstens am Arm berühren zu können.
"Ich komm zu dir, okay?"
"Was?", ich kann hören wie er die Nase hochzieht wie ein kleines Kind. Ich muss schmunzeln bei dieser Vorstellung.
"Ich kann mit dem Rad in einer viertel Stunde bei dir sein. Wäre das okay für dich?"
"Ja...Bitte. Komm."
Und diese Worte sinken in mich ein wie eine Erlösungsformel.
Ich stürze beinah aus dem Bett. Ich schlüpfe hektisch in einen grauen Kapuzensweater, Jeans und in meine alte Daunenjacke.
Ich vergesse Handschuhe und Mütze, was ich auf dem Fahrrad wirklich bitter bereue, aber umkehren, Zeit verlieren, das ist nicht vorstellbar gerade. Ich fahre durch die Nacht, die Straßen sind glatt, und ich wäre zwei mal beinah gestürzt. Mein Atem zeichnet sich in der Luft ab, und in meinen Lungen zieht es unangenehm, als ich an unserer alten Wohnung ankomme.
Ich klingle, und schon kurz darauf wird der Türöffner betätigt. Ich nehme zwei Stufen auf einmal bis ich endlich vor ihm stehe. Er trägt eine graue Jogginghose und ein weißes Shirt, unter dem sich sein trainierter Körper abzeichnet. Seine Augen sind leicht gerötet, und ohne darüber nachzudenken folge ich dem Reflex ihn in den Arm zu nehmen. Er fällt regelrecht in mich hinein wie in ein Sicherheitsnetz, und ich kann kaum aushalten wie gut sich das anfühlt. Ich lege meine Arme fest um ihn, und ziehe ihn eng an mich. Unser beider Atem geht schwer. Ich glaube uns ist beiden nach weinen und nach lachen.
"Du bist ganz schön kalt", nuschelt er in meinen Kragen.
Ich genieße es, ihn so nah bei mir zu haben, seinen Geruch wahrzunehmen, und dann tue ich, was ich mich heute mittag noch nicht getraut habe. Ich fahre über seine kurzen Haare. Ihre Weichheit überrascht mich, und als er genussvoll seinen Kopf leicht nach hinten legt und die Berührung meiner Hände zu genießen scheint, da spüre ich, wie jede Faser meines Körpers ihn so sehr will.
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somewhere in between
RomanceSomewhere in between Das ist eine Fortsetzungsgeschichte zur Nolin Fanfiction "ein Stein ist hart zu brechen". Noah und Colin sind inzwischen fertig mit der Schule, und es beginnen die ersten Schritte in ein unabhängiges, erwachsenes Leben. Doch bei...