Kapitel 48: Colin

430 20 0
                                    

Ich habe in einer Zeitschrift gelesen, dass der durchschnittliche Liebeskummer wohl 12 Monate beträgt.
Wie lange es dauert, bis man sich von einer jahredauernden ersten Liebe erholt hat, mit der man auf dem Internat war, stand da allerdings nicht.
Inzwischen wird es langsam Frühling, und die ganze Welt um mich herum passt einfach nicht zu der in mir drin.
Im Winter, da hatte ich das Gefühl, dass der Schnee und die Kälte wie ein passendes Abbild dessen waren, was in mir drin passierte. Aber jetzt? Die ersten Sonnenstrahlen, Menschen die in den Cafés draußen sitzen, der Geruch nach Blumen und Gräsern überall. Das passt einfach nicht.
Meine erste Klausur im Januar und auch die darauf folgende Hausarbeit habe ich mit etwas Glück bestanden. Zu dieser Zeit war mit mir wirklich nicht viel anzufangen. Inzwischen versuche ich meistens ein fröhliches Gesicht zu machen, weil ich das Gefühl habe, dass die Leuten es zunehmend schwierig finden, dass ich nicht über Noah hinwegkomme. Sie sagen es mir nicht so deutlich, aber zwischen den Zeilen klingt es manchmal so.
Außerdem hat sich Philipp in den Kopf gesetzt, dass ich mit Louis, dem Barista mit Tattoos von Kopf bis Fuss, ausgehen sollte. Eine Vorstellung, die mir schwer fällt.
Julia ist aktuell die einzige, der ich einfach weiterhin konsequent die Ohren vollheule. Ich habe mit ihr und auch mit Luca einen Deal. Nämlich dass sie mir nichts über N. erzählen. Es gibt Momente, in denen würde ich mich gerne erkundigen, aber dann halte ich mich doch zurück.
Ich war einige Male am überlegen ins Island zu gehen, um ihn zu sehen, am besten, ohne dass er mich sieht. Aber ich habe dem Wunsch nie nachgegeben.
Stattdessen versuche ich mich aufs Studium zu konzentrieren. Ich dachte, es ist sinnvoll sich nach einem Praktikum umzuschauen. Je mehr mein Kopf abgelenkt ist, umso besser.

somewhere in between Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt