Kapitel 23: Noah

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Bei Colin und mir war vorhin ziemlich miese Laune. Er hat heute Nachmittag plötzlich gefühlt eine Elefantenputzkolonne durch die Wohnung getrieben, während ich versucht habe zu schlafen. Ich bin irgendwann wütend in den Flur gesprungen, und hab ihn angeschrien. Er hat zurück gemotzt, und hat beim Müll runter bringen extra laut die Türe zugeknallt. Ende vom Lied war, dass wir die wenige Zeit, die wir zusammen gehabt hätten, in separaten Zimmern vor uns hingeschmollt haben.
Schließlich bin ich ohne mich zu verabschieden zur Arbeit gegangen. Inzwischen ist es schon gleich 0 Uhr, und er geht vermutlich schon bald pennen. Ich weiß, man soll nicht im Streit schlafen gehen, also schicke ich ihm einen:
<Gute Nacht - Kuss>, was er mit einem <Dito ❤️> erwidert.
Das glättet ein wenig meine Wogen der Wut. Ich glaube, wir sind beide unzufrieden wie es momentan zwischen uns läuft, aber so eine richtig kluge Lösung fehlt. Ich spüre in letzter Zeit oft so einen Groll in mir, von dem ich nicht sagen kann wo er seinen Ursprung hat. Kleinigkeiten lassen mich wütend werden, und selbst Colin musste sich da in letzter Zeit schon des öfteren mal einen blöden Spruch anhören. Ich erinnere mich beinah an bisschen an den wütenden Teenie, der damals frisch ans Einstein kam.
"Es ist 0 Uhr! Feierabend für dich, mein Lieber", sagt Maya.
Ich habe Colin nicht gesagt, dass ich heute eigentlich nur die erste Schicht mache. Noch vor ein paar Wochen wäre ich jetzt nach Hause. Gerade auch wegen unseres Streits. Aber ich möchte hier bleiben. Ich will einfach diese Wut in mir loswerden, und das gelingt eben mit Musik besonders gut. Maya schenkt mir zum Feierabend einen Tequila ein, und ich genieße das brennen in meiner Kehle das er verursacht. Und dann lasse ich mich einfach hineinfallen. Hinein in die Technobeats, die in mir endlich ein Gefühl auslösen, das mir in letzter Zeit fehlt, mitten hinein in verschwitzte tanzende Menschen, mitten in blitzende Lichter, in nackte Oberkörper, in reibende Muskeln. Bekannte Space 92 beats pulsieren durch meinen Körper, sorgen wie von selbst dafür, dass mein Körper sich bewegt. Ich lasse den Kopf in den Nacken fallen und es stört mich nicht, dass mich ein Typ von hinten antanzt. Ich mag die Vorstellung von seinen Händen auf meinem Körper sogar, weil ich das Gefühl habe gerade ein ganz anderer zu sein.

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