Kapitel 53: Noah

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Frau Wörning tätschelt mir das Knie.
"Ach Jungchen, hab ein bisschen Vertrauen."
Ich lächle sie an. Mehr aus Freundlichkeit denn aus Überzeugung. Woher Vertrauen nehmen, wenn du dieses Fundament früher nie mitbekommen hast?
Ich weiß nicht, ob ich momentan einfach nur so tue, oder ob ich ernsthaft Pläne schmiede. Also nicht einfach nur Hirngespinste, sondern ehrliche innige Wünsche umsetze.
Ich habe mir eine Liste an möglichen Wegen aufgezeichnet, und was ich dafür alles tun muss.
Es ist beängstigend, aber auch so erleichternd. Plötzlich spüre ich etwas, das mir gefehlt hat. Eine Art Weg. Als würde ich ganz langsam beginnen etwas vor mir Stein für Stein zu pflastern.
Die Arbeit im Pflegeheim, Gespräche mit Rakim, und auch die Therapie haben mir hier wirklich geholfen.
Ich habe die letzten Wochen Tabellen erstellt mit unterschiedlichen Berufswegen, habe to do Listen abgearbeitet, Studienberatungen besucht, mich über Kreditmöglichkeiten informiert und vieles mehr. Diese aktive Auseinandersetzung, die anfangs wirklich noch orientierungslos war, hat sich dadurch immer weiter entwickelt. Die Möglichkeiten wurden immer präziser, und inzwischen habe ich mich auf drei mögliche Wege festgelegt. Der oberste wäre der schwierigste, der mit der geringsten Chance auf Erfüllung. Trotzdem will ich es versuchen. Der zweite wäre zumindest noch zulassungsbeschränkt, aber mit meinem Abi gut machbar, und der dritte würde ohne Studium gelingen. Alle drei fühlen sich für mich gut und passend an.
Das einzige, das unerfüllt bleibt, ist der Wunsch all das mit Colin zu besprechen. Er wäre mein liebster Ratgeber, und dass ich ihn nicht einfach anrufen oder treffen kann schmerzt mich täglich. Aber manche Wege muss man alleine beschreiten, ob man will oder nicht.

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