"Koooooomm schon!", rufe ich so laut es geht in mein Handy. Die Musik im Hintergrund dröhnt, und ich kann Colin ganz schwer verstehen. Es ist schon ziemlich spät, die genaue Uhrzeit kann ich gar nicht sagen. Ich habe ein bisschen einen sitzen, und obwohl wir uns drauf geeinigt haben, dass er heute nicht mit ins Island kommt, obwohl morgen Sonntag ist, fehlt er mir gerade so sehr. Also habe ich ihn kurzerhand angerufen. Er klingt verschlafen.
"Hab ich dich geweckt?"
"..."
"Warte, ich versteh dich nicht! Bleib kurz dran!"
Ich stolpere in Richtung der Garderobe. Hier geht ein separater kleiner Gang ab, der nur für Personal ist.
"Besser", sage ich lachend. "Also nochmal. Hab ich dich geweckt?"
"Ähm ja, schon" sagt Colin. "Ich bin auf dem Sofa eingepennt."
Ich kann ihn mir bildlich vorstellen, wie er da mit müden Augen und wild abstehenden Haaren im Wohnzimmer sitzt.
"Ich komm nach Hause, okay?"
Ich höre ihn aufstehen. Vermutlich geht er ins Schlafzimmer.
"Bleibst du noch wach, bis ich da bin?"
"Ja klar", sagt er leise.Als ich nur etwa 30 Minuten später zur Türe reinkomme ist er eingeschlafen.
Ich steige leise unter die Dusche. In mir pulsiert noch die Nacht. Ich weiß, Colins erste Woche an der Uni war anstrengend, einfach wegen der vielen neuen Eindrücke. Trotzdem nervt es mich, dass ich mich im Island die meiste Zeit wie ein Single fühle, weil er nur so selten mal vorbei kommt.
Ich lasse mir das heiße Wasser über den Kopf laufen, und erlaube mir sein Shampoo zu verwenden. Ich wechsle meine Shampoos wie andere ihre Socken, aber Colin nutzt seit Jahren konsequent den gleichen Duft. Kaum, dass ich diese Zitronen Bergamotte Mischung rieche, weckt sie sofort Erinnerungen. An eine Zeit als wir noch so jung waren, so naiv vielleicht, aber auch so voller Hoffnungen und Träume.
Ich tapse nach der Dusche leise ins Schlafzimmer, und ziehe mir frische Shorts aus der Schublade der Kommode. Mein Blick fällt auf die gerahmten Bilder die hier stehen. Ich greife nach dem, das Colin und ich damals in unserem Dachzimmer im Internat geschossen haben. Wir waren ganz frisch verliebt, und außer Julia wusste niemand von uns. Wir lebten in diesem Dachzimmer wie in einer kleinen intimen Höhle. Es war ein Raum des Schutzes, aber auch des sich bekennens. Ich frage mich, was diese beiden Jungs wohl sagen würden, wenn sie uns heute sehen könnten. Würde ihnen diese Entwicklung Angst machen? Würden sie mit uns schimpfen, oder uns daran erinnern, was wir eigentlich wunderbares aneinander haben?
Ich schlüpfe unter die Decke und taste mich nah an Colin heran. Er murmelt leise etwas. Ich lege meinen Kopf in seinen Nacken und küsse ihn zart. Ich will so sehr daran glauben, dass alles irgendwie gut wird für uns.
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somewhere in between
RomantikSomewhere in between Das ist eine Fortsetzungsgeschichte zur Nolin Fanfiction "ein Stein ist hart zu brechen". Noah und Colin sind inzwischen fertig mit der Schule, und es beginnen die ersten Schritte in ein unabhängiges, erwachsenes Leben. Doch bei...