Das Island pulsiert, wie immer an einem Wochenende. Es ist wie Balsam für mich, die Musik, die Lichter, die Menschen. Als ich hier her gelaufen bin war meine Laune so was von im Keller. Ich war ungerecht zu Colin, aber ich habe mich einfach gefühlt, als würde ich am Spielrand eines Feldes stehen und der Zuschauer sein.
Luca, Julia und Colin sind alle drei dabei auf ihre Zukunft hinzuarbeiten. Wir alle erleben gerade etwas neues, aber ihre Wege wirken so viel gefestigter als meine.
Heute nachmittag hat mein Vater mir nochmal eine Erinnerung wegen des Essens Ende des Monats geschickt, und noch immer habe ich Colin nichts davon gesagt. Eigentlich möchte ich nicht hin, aber ein kleiner Teil in mir will sich doch die Möglichkeit offen halten. Wütend gemacht hat mich das ganze dennoch, und ich war gereizt und angenervt. Und Colin hat das zu spüren bekommen.
Die Arbeit lenkt mich jetzt wenigstens ab. Es ist super voll, und vor dem Tresen drängen sich die Leute, Geldscheine werden rüber gereicht und Bestellungen an dich geran geschrien. Meine Schicht geht nur bis Mitternacht, und ich hoffe einfach, dass sich Colin und die anderen doch noch entscheiden zu kommen.
Ich lehne mich gerade mit einer Hand am Tresen fest, um die gespülten Gläser zum auffüllen für Maya und Rakim bereit zu stellen, da legt sich eine Hand auf meine. Nicht ungewöhnlich hier. Oft machen das die Leute, wenn sie eine Bestellung aufgeben wollen.
"Einen Moment noch", rufe ich, und blicke dann auf.
Es dauert einen Augenblick, bis ich es verstehe, bis mein Gehirn die vielen kleinen Puzzleteile zusammensetzen kann. So fühlt es sich an, wenn tiefe Erinnerungen und seitdem vergangene Zeit sich begegnen. Ich blinzle, und mein Herz stolpert einen Moment aus dem Takt.
Es ist schon länger her, dass ich dieses Gesicht gesehen habe. Es war zarter damals, eben noch kindlicher. Inzwischen hat es ausgeprägte Wangenknochen und auf der Haut zeichnet sich ein leichter Bart ab. Aber die Augen sind die gleichen wie in jenen Tagen, und der Mund ist noch derselbe wie der, den ich in einem Geräteschuppen geküsst habe. Ein Mund, der nach Abenteuer schmeckte, nach etwas verbotenem, und nach Sommer.
Ich starre Tim mit unbewegtem Blick an, als sich ein zögerliches, aber warmes Lächeln über diesen Mund legt.
"Hey", formt er mit den Lippen. Hören kann ich ihn nicht, weil der Bass hier unten einfach alles durchschüttelt.
Ich senke den Blick auf seine Hand, die noch immer auf meiner liegt. Eine Verbindung, die gefühlt eine Ewigkeit her ist, sich beinah wie aus einem anderen Leben anfühlt.
DU LIEST GERADE
somewhere in between
RomanceSomewhere in between Das ist eine Fortsetzungsgeschichte zur Nolin Fanfiction "ein Stein ist hart zu brechen". Noah und Colin sind inzwischen fertig mit der Schule, und es beginnen die ersten Schritte in ein unabhängiges, erwachsenes Leben. Doch bei...