Kapitel 11: Noah

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"Hey", sage ich sanft an seinem Ohr. Sofort durchfährt ihn ein wohliger Schauer.
"Hey."
Ich setze mich auf den Stuhl neben ihm, greife wie selbstverständlich nach der Tasse Kaffee die vor ihm steht, und trinke einen Schluck davon. Er schmunzelt.
"Hast du alles erledigt bekommen?", frage ich, und verfolge derweil mit den Augen eine Gruppe von jungen Typen, die an der Fensterfront vorüber gehen.
"Fast. Die Mensa muss ich mir noch anschauen. Und bei dir? Wie lief es?"
"Genial!", ich strahle ihn an. "In zwei Wochen ist coming out day. Da findet ein dreitägiges Event statt. Freitags geht es schon los mit einem poetry slam am Nachmittag, abends ist ein live Konzert. Samstag ist tagsüber offene Türe. Das heißt unterschiedliche Vereine bauen kleine Stände auf, und es wird auch vorne dran drei food trucks geben. Samstag abend bis Sonntag Nacht ist dann Party ohne Ende. Viele verschiedene DJs die auflegen von House bis Techno bis Disco." Ich sprudle beinah über beim erzählen, weil ich einfach so begeistert bin. Colin lächelt mich an, und ich gebe ihm einen kurzen Kuss.
"Dieser Schuppen ist so beeindruckend! Was da für eine Geschichte drin steckt!" erzähle ich weiter, und Colin hört mir aufmerksam zu, während er weiter seinen Kaffee trinkt.
"Wir müssen also gut vorschlafen, damit wir genug Energie haben für drei intensive Tage", sage ich und stubse ihn mit dem Fuß grinsend an.
"Sorry, aber das wird bei mir wohl nichts werden", sagt er daraufhin verhalten, und ich sehe ihn fragend an.
"Da ist Juri - Erstihütte. Ich hab dir davon erzählt... Der Erstsemester Jahrgang fährt auf eine große Hütte, zum ersten Kennenlernen. Es ist freiwillig, aber ich würde das wirklich gerne machen."
Ich würde lügen, wenn das nicht meine Euphorie ein bisschen dämpfen würde. Ich hatte mich gefreut, dass Colin und ich drei Tage lang zusammen feiern. Ich wollte ihn auch meinen Kolleg*innen vorstellen. Aber ich weiß auch, dass dieser Studienanfang wichtig ist. Und ich möchte auch, dass er neue Kontakte knüpft und sich an der Uni wohl fühlt.
"Dann werde ich ein bisschen für dich mit tanzen. Und am Montag, wenn wir beide ein anstrengendes Wochenende hinter uns haben, frühstücken wir zusammen im Bett und erzählen uns alles im Detail" sage ich und küsse ihn. Er greift in meinen Nacken und zieht mich näher an sich. Dann nickt er lächelnd.

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