Kapitel 26: Colin

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"Cappuccino ohne Schokopulver oben drauf, und eine Zimtschnecke?"
Ich blinzle dem Barista Typen verblüfft entgegen.
"Oh wow, ich bin peinlich vorhersehbar...", sage ich, und schäme mich ein bisschen.
Da beugt er sich leicht über den Tresen, und mein Blick fällt erst auf eines der Tattoos auf seinem Unterarm und dann in seine dunklen Augen.
"Lass es uns doch lieber verlässlich nennen, oder?", fragt er sanft.
Ich muss grinsen, weil ich das tatsächlich irgendwie charmant finde.
Und ohne weitere Worte macht er sich daran meinen Kaffee zuzubereiten.
"Wie heißt du?", fragt er.
"Ist das hier neuerdings Starbucks?", entgegne ich.
Er lacht kurz.
"Ich heiße Colin."
"Colin...", er spricht meinen Namen langsam aus, beinah wie eine Beschwörung. Dann greift er mit einer Zange nach einer Zimtschnecke und legt sie auf einen kleinen Teller.
"Ich bin Louis. Also nur falls es dich interessieren sollte. Du fragst ja nicht."
Ich lache kurz. Der Typ flirtet eindeutig.
"Hallo Louis", sage ich als ich mein Tablett nehme, und mir den Weg zum Tisch bahne, an dem Philipp sitzt und auf mich wartet.
"Alter...der Typ hat aber Herzchen in den Augen wenn er dich sieht."
"Halt die Klappe", zische ich, und Philipp lacht herzlich laut.
"Ach, so ein bisschen flirten. Da ist doch nix bei."
Ich runzle die Stirn und überlege, ob das stimmt. Noah flirtet auf jeden Fall im Island. Er sagt zwar, er sei nur freundlich, auch wegen des Trinkgelds, aber flirten tut er trotzdem. Und mich persönlich stört es tatsächlich nicht sonderlich. Noah hingegen ist schon eher von der eifersüchtigen Sorte. Ich muss fast leise kichern, als ich mich daran erinnere, wie eifersüchtig er damals auf Luca war, als dieser neu zu uns aufs Internat kam.
"Ist es bei euch denn inzwischen wieder etwas besser?", fragt Philipp, während er genüsslich in einen Frischkäsebagel beißt, und ich zucke etwas hilflos mit den Schultern.
"Es ist einfach eine komische Zeit. Unsere Leben sind plötzlich so unterschiedlich. Das war früher nicht so. Weißt du, so ein Internat, das hat was von einem eigenen kleinen Planet. Und jetzt... jetzt....", ich seufze. "Keine Ahnung."
Ich nehme den Zimtstreuer vom Nebentisch, und streue etwas davon über meinen Cappuccino. Irgendwie kann es nie genug Zimt geben.
"Aber ihr kennt euch so lange. Das macht was aus. Ich denke, das wird wieder. Ist doch für jeden ne komische Phase momentan."
Ich nicke, weil ich einfach auch glauben möchte, dass Philipp recht hat mit dem was er sagt.

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