Kapitel 54: Colin

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So sollte sich das Ende von Dates nicht anfühlen. Ich drehe den Schlüssel meiner Türe um, und atme erleichtert durch, als mich die ruhige Wohnung empfängt. Was stimmt nicht mit mir?
Ich war inzwischen drei mal mit Louis aus, aber außer Händchen halten und zwei Küssen ist nichts passiert. Dann habe ich mir grindr geladen, und nach mehreren ungefragten dickpics darauf auch keine Lust mehr gehabt.
Noah macht ja womöglich genau das. Sich quer durch grindr oder hochkant durchs Island vögeln. Vielleicht sollte ich es doch nochmal mit der App versuchen, ihn mit einem fake account ausfindig machen und treffen. Nur zum vögeln. Mehr nicht. Die Vorstellung finde ich auf subtile Weise reizvoll und gleichzeitig frustrierend.
Ich seufze in die Stille meiner kleinen Wohnung. Ich bin in letzter Zeit dreimal an unserer alten Wohnung vorbei gelaufen. Einmal habe ich sogar die Klingelschilder inspiziert, wie so ein Stalker. Er wohnt noch dort. Und es steht noch ein zweiter Name neben seinem. Seitdem ertappe ich mich immer wieder bei der Überlegung, ob das ein neuer Freund ist.
Diese Woche hatte ich zwei Klausuren, und in zwei Wochen beginnt endlich mein Praktikum. Ich habe mir zwei Anzüge gekauft und noch zwei separate Sakkos. Früher oder später werde ich die hoffentlich nochmal gebrauchen können. Einen Termin beim Friseur habe ich auch ausgemacht. Allerdings in meiner alten Heimat. Ich werde ein paar Tage zu meinen Eltern fahren. Ein Teil von mir tut es sich damit schwer, weil die Lücke, die Noah zurück gelassen hat dort oft so deutlich spürbar wird für mich, und ich glaube auch meiner Familie fehlt etwas, wenn ich ohne ihn komme.

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