somewhere in between

Kapitel 16: Colin

"Es kann niemals genug Käse geben!", ruft Philipp laut aus, und die meisten stimmen ihm lachend zu. An die fünfzig Erstis quetschen sich in die große Küche, die aber für so viel Trubel dennoch an ihre Grenzen stößt. Wir sind dabei mehrere Bleche Pizza zu backen, während einige derweil Salate zubereiten. Nebenbei haben wir uns schon Bier und Sekt aufgemacht, andere trinken Säfte oder Kaffee.
Ich war zu Beginn wirklich aufgeregt, aber das hat sich sehr schnell gelegt. Inzwischen sind wir den zweiten Tag hier, und ich habe so viel Spaß wie lange nicht mehr. Ich freue mich, mit diesen Leuten meine nächsten Monate und Jahre zu teilen. Wir kommen aus allen möglichen Ecken des Landes und der Welt, und für die meisten beginnt hier das erste große erwachsene Abenteuer. Manche haben vorher auch schon ein paar Semester etwas anderes studiert und sind dann gewechselt. Das ist ziemlich hilfreich, weil sie schon gute Tipps für die ersten Wochen parat haben.
Philipp gehört zusammen mit Lena zu denjenigen, mit denen ich mich von Anfang an verstanden habe. Beide sind eigentlich sehr gegensätzlich, und doch auch überraschend ähnlich. Lena kommt aus einer pulsierenden Großstadtsiedlung in Berlin, Philipp aus einem 500 Seelen Weindorf in der Pfalz. Beide verehren aber David Bowie, Timothée Chalamet und offenbar Käse in jeder erdenklicher Form. Lena ist zarte 160 cm klein, und Philipp ragt wie ein Leuchtturm aus der Menge heraus.
Auch das, was ich bisher von den anderen mitbekommen habe, ist eigentlich nur positiv. Drei Tutor*innen aus den höheren Semestern sind dabei. Sie nehmen sich Zeit für Fragen, erklären einem alles genau, was in der nächsten Zeit wichtig ist, und erzählen von ihren bisherigen Erfahrungen an der Uni und mit Jura im allgemeinen.
Und in uns allen, die gebannt ihren Erzählungen lauschen, zeigt sich eine Aufbruchsstimmung, die wie mit Händen spürbar ist. Am liebsten hätte ich schon, dass es eine Woche später wäre, und das Studium endlich beginnt...