Er heißt Fine Line |12

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Am nächsten Morgen verschlief ich meinen Wecker. Und Louis hatte seinen erst gar nicht gestellt. Bedeutete also, dass ich fest an Louis gekuschelt einfach meine erste Schulstunde verschlief und Louis ebenso.

Doch es hätte mir nicht egaler sein können. Ich hatte es genossen bei Louis aufzuwachen und mit ihm gemeinsam den Tag zu starten.

Wir liefen gemeinsam zum Bus und als wir einstiegen setzte Louis sich neben mich, was mich freute und ich ihn anlächelte.

Vor meiner Haltestelle aber hielt er mich noch auf, gab mir ein kleines Küsschen auf die Haare und drückte meine Hand. "Schreib mir, wenn du wieder Zuhause bist." Lächelnd sah ich ihn an und nickte dann. "Pass auf dich auf", sagte ich, als ich aufstand. "Stell nichts dummes an", hängte ich noch hinten dran und Louis wank ab. "Mach ich nie." Ich nickte lächelnd und winkte ihm noch zu, bevor ich den Bus verließ und mich auf den Weg zur Schule machte. Die ersten beiden Stunden zu spät, aber egal, wen interessierte es?

~~•~~

Total erschöpft und ausgelaugt kam ich an diesem Tag Zuhause an. Mir war kalt und ich hatte Kopfschmerzen. Eigentlich wollte ich auch nurnoch ins Bett, aber ich hatte den ganzen Tag schon nichts zu essen runter bekommen, weshalb ich zuerst in die Küche ging, wo ich auch meine Mutter vorfand.

"Hey Mum", sagte ich leise und sah meine Mutter aufblicken. Sie schien in Gedanken, doch als sie mich sah fing sie an zu lächeln. "Hey Harry. Wie war dein Tag?" "Ehm ich hab verschlafen", gab ich zu, da ich meiner Mutter noch nie irgendwas verschwiegen hatte. "Oh was hast du verschlafen?" "Den Deutsch Vokabeltest", gab ich zu und meine Mutter seufzte leise. "Das ist dein letztes Schuljahr."

Ich nickte uns seufzte leise. "Ich weiß es war auch nicht mit Absicht. Nur hab ich meinen Wecker verschlafen." "Stellt nicht Louis auch immer noch einen?" "Hat er vergessen." Meine Mutter seufzte und nickte dann. "Kann ja mal passieren nicht wahr?", sagte sie dann und lächelte wieder. "Willst du was essen? Ich könnte dir schnell meine Reispfanne warm machen?" Sofort nickte ich, denn wenn es ein Essen gab, was ich immer essen konnte (abgesehen von Tacos) dann waren das die Reispfannen von meiner Mutter.

~~•~~

Ich saß gerade im Badezimmer auf dem Klodeckel und schmierte meine Arme und meinen Bauch sowie Oberschenkel mit einer Salbe ein. Sie half gegen jucken, wenn es dazu kommen sollte und ich war oft sehr dankbar dafür.

Denn auch wenn es schon zwei Jahre her ist sind die Narben doch noch relativ empfindlich und mir wurde ausdrücklich verboten sie zu kratzen. Das hatte ich akzeptieren müssen, also saß ich nun eben da und versorgte meine Narben.

Dass ich nicht abgeschlossen hatte iel mir erst auf, als Louis das Badezimmer betrat und mich dort in Boxershorts auf dem Klodeckel sitzen sah. Er schluckte, ich schluckte und dazu war ich mir sehr sicher, dass ich rot wie eine Tomate war.

Es war verdammt peinlich von ihm gemustert zu werden. "Tut mir leid", sagte Louis dann aber nachdem er sich gefasst hatte und verließ das Badezimmer ohne ein weiteres Wort. Ich beeilte mich und als ich dann meinen Pulli und meine Jogginghose angezogen hatte öffnete ich die Tür wieder. Louis hatte davor gesessen und lächelte mich kurz an, bevor er im Badezimmer verschwand.

Ich ging in unser Zimmer und legte mich auf mein Bett, bevor ich mich an mein Buch machte. Louis kam nach fünf Minuten auch zurück und griff fast sofort nach seiner Gitarre. "Darf ich deinen Song hören?" Ich sah ihn etwas zweifeln, doch ich nickte nur und er kam zu mir rüber und gab mir die Gitarre.

"Wie heißt der Song denn?", fragte Louis interessiert und jetzt wirkte er überhaupt nicht mehr älter als ich. Er wirkte wieder wie ein Kind, nur diesmal eins, was sich total für etwas interessierte. Es war süß ihn so zu sehen, was mich dann auch schmunzeln ließ.

"Er heißt Fine Line", sagte ich dann und sah Louis nicken.

Kurz atmete ich nochmal tief durch und fing dann langsam an zu spielen. Ich schloss meine Augen und bevor ich leise anfing zu singen atmete ich durch.

"Put a price on emotion", fing ich leise an und spürte mir jetzt schon die Tränen kamen.

"I'm looking for something to buy
You've got my devotion
But man, I can hate you sometimes", sang ich leise und spürte schon Tränen meine Wangen nach unten laufen.

"I don't want to fight you
And I don't wanna sleep in the dirt." Es sprach mir aus der Seele. Ich hatte nicht die Kraft dagegen anzukämpfen, doch ich wollte zu dem Zeitpunkt noch nicht aufgeben.

"We'll get the drinks in
So I'll get to thinking of her." Bevor ich weiter sang atmete ich nochmal tief durch und schluckte dann etwas.

"We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line", genau das hatte ich mir immer selber eingeredet. Und irgendwann war ich dann so weit wo ich sagen konnte, dass ich es nicht sein würde.

"Test of my patience
There's things that we'll never know", ich räusperte mich leise nach dieser Zeile, spielte aber unbeirrt weiter.

"You sunshine, you temptress
My hand's at risk, I fold
Crisp trepidation
I'll try to shake this soon
Spreading you open
Is the only way of knowing you", ich hatte mich in der Zeit selber verloren. Ich wusste nicht wer ich war und das war wohl das schlimmste an der ganzen Sache.

"We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line
We'll be a fine line pp

We'll be alright
We'll be alright

We'll be a fine line
We'll be a fine line

We'll be alright (alright, alright, alright)

We'll be alright
We'll be alright"

Den Rest sang ich einfach zuende. Ich weinte leise, ließ die hohen Töne weg und spielte den letzten Ton, bevor ich meine Augen öffnete und die Gitarre abstellte.

Mein Blick huschte zu Louis, der mich anblickte. Ich wusste nicht was in seinem Blick lag, doch ich fühlte mich sofort wohl. Seine Hand griff nach meiner und er rutschte immer näher um mir einen Kuss auf die Stirn zu drücken.

Schief lächelte ich und Louis stand auf um seine Gitarre zurück an ihren Platz zu tun. "Das war ein sehr schöner Song", sagte er leise und setzte sich auf meinen Schoß. Dass das sehr schmerzen musste für seinen Fuß war mir bewusst, doch Louis ließ sich nichts anmerken. "Danke dass du ihn mir vorgesungen hast."

Ich nickte sanft und lehnte dann meine Stirn an Louis' Brust. Seine Finger wanderten wieder in meine Haare und zufrieden genoss ich diesen Moment zwischen uns.

Stepbrothers Don't Do It Like ThatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt