28. Aus der Deckung

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Hallo hallo alle zusammen,
es ist mal wieder so weit, ein neues Kapiteln steht in den Startlöchern und ist bereit, von euch gelesen zu werden. Heute geht es mal etwas ruhiger zu, aber das wird sich vermutlich bald nochmal ein wenig ändern.
Viel Spaß euch und liebe Grüße an alle da draußen 🥰

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Stefan POV

Möglichst behutsam lege ich der jungen Frau meine Hand auf den Unterarm und positionierte mich dabei so, dass ich Samia nicht in der Nische einenge, sondern der Fluchtweg nach rechts frei wäre weil ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte, wie sie reagieren würde.
Sobald meine Fingerspitzen Kontakt zu ihrer Haut finden, reißt die Kleine ihre Augen auf, nimmt ihre Hände von den Ohren und sieht mich verblüfft an. Es scheint beinahe als wäre sie überrascht, mich nach der Auseinandersetzung mit Mark nochmal lebend zu Gesicht zu bekommen. Nach einem Moment der Verwirrung, in dem ihr Blick an meiner verletzten Lippe hängen blieb, rappelt sie sich hoch und wich nach rechts weg, wie ich es schon vermutet hatte. Dabei ließ sie mich keinen Moment aus den Augen als befürchte sie, dass ich sie jederzeit anfallen könnte.
Ich ließ sie gewähren. Alles andere hätte eh keinen Sinn und würde nur das Gegenteil von dem bewirken was uns lieb war, nämlich sie noch mehr zu verschrecken.
Nachdem sie einige Meter Abstand zwischen uns gebracht hatte, sprach ich sie an.
„Es ist alles in Ordnung, Samia! Das passiert unter Männern schonmal und du kannst nichts dafür, okay?"
Sie stoppte in ihrer Bewegung aber an ihrer fluchtbereiten Haltung änderte sich ansonsten nichts.

Die Frau murmelte etwas unverständliches wie „Nichts ist in Ordnung." aber da sie tendenziell nicht beabsichtigt hatte, dass ich sie verstand, ging ich nicht weiter auf ihren Kommentar ein um sie nicht in Verlegenheit zu bringen.
Dennoch beschämt zuppelte Samia an ihrer knappen Bekleidung und sie atmete konzentriert einige Male tief durch und ich hoffte inständig, dass das nicht die Vorankündigung des nächsten Heulanfalls war. Das würde ich wirklich nicht schon wieder durchstehen aber ich schien verschont zu bleiben. Ich bugsierte mich unter der flachen Treppe hinunter weg und warf dabei einen Blick auf ihren Knöchel.
„Soll Aiden sich deinen Fuß mal ansehen?" fragte ich bemüht ruhig doch die Kleine schüttelte gleich heftig ihren Kopf.
„Nein da ist nichts.!" bekräftigte sie zusätzlich.
„Naja nach nichts sieht mir das nicht unbedingt aus aber ich akzeptiere dein nein." Wohl als Dankeschön warf sie scheu einen  erleichterten Blick in meine Richtung und ich muss zugeben, dass ich wirklich mit einer anderen Verfassung ihrerseits nach dem Konflikt gerechnet hatte. Sie schien zwar noch etwas mitgenommen aber bei weitem nicht so katastrophal wie ich befürchtet hatte und darüber war ich echt dankbar. Wir machten vielleicht wirklich Fortschritte in einen entspannteren Umgang. Dennoch gab es da noch eine Sache die mich brennend interessierte und die ich einfach fragen musste.
„Was hat Mark so wütend gemacht, dass das passiert ist?"
Die Frau sackte augenblicklich ein wenig in sich zusammen aber das war mir egal, ich musste wissen was mit Mark vor sich ging.
„Hmm?" hakte ich deshalb nach und Samia seufzte frustriert.
„Er war nicht wütend...Glaube ich zumindest." sprach sie erstaunlich gefasst und ich verstand jetzt gar nichts mehr.
„Warum hat er dir dann beinahe sämtliche Knochen im Fuß gebrochen?" fragte ich verdutzt.
„Naja vielleicht war er doch ein bisschen sauer weil ich im See war aber er hat gar nicht gemerkt, dass er mir wehgetan hat, er war wie in Trance oder so." Samia wirkte plötzlich völlig erschöpft aber sprach dennoch weiter.
„Er hatte irgendetwas gegen mein Fußkettchen aber er hat schnell gemerkt, dass er sich vertan und da was verwechselt hat. Ich verstehe einfach gar nichts mehr."
„Wegen eines elendigen Schmuckstücks so ein Zirkus?" fragte ich mich aber behielt den Gedanken für mich und beschloss Mark später in Ruhe darauf anzusprechen. Vielleicht hatte die Frau etwas falsch verstanden? Ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim auf diese Informationen machen aber beließ es dabei.

Der Nachmittag war inzwischen vorangeschritten und es war Zeit, Samia endlich vernünftige Klamotten zu verpassen, ehe bei so viel nackter Haut und dem Körper , einer von uns die Kontrolle verlor. Die Kleidung, die wir mit privatem Kurier bestellt hatten, waren schon angekommen und wir hatten sie in „ihr" Zimmer gebracht.
„Oben sind Anziehsachen für dich, ich denke du möchtest dich gerne umziehen und vorher vielleicht warm duschen?" sprach ich ruhig doch in mir brodelte es.
Alles geriet gerade aus den Fugen. Wir befanden uns in einer äußerst wichtigen Geschäftsphase und Mark war offensichtlich nicht mehr Herr über sich selbst. Predigte uns, der Entführten kein Haar zu krümmen aber hätte ihr, den dunklen Färbungen Samias Haut nach zu urteilen, beinahe selbst den Fuß gebrochen.
Am liebsten hätte ich irgendetwas oder irgendjemand kurz und klein geschlagen, einfach um diese Wut loszuwerden, die jede Sekunde drohte, Besitzt über mich zu ergreifen.
Dennoch entschied ich, die junge Frau nach oben zu begleiten, denn so abgeschlagen wie sie wirkte, wollte ich nicht riskieren, dass sie die Treppe runterkippte.
Samia schaute mich nur mit einem scheuen Seitenblick an und nickte schwach. Als wir die Treppe hochgingen und ich immer ca eine Treppe hinter ihr blieb, um sie nicht zu bedrängen, hatte ich das Gefühl, dass sie mich dennoch keinen Moment aus den Augen ließ. Vielleicht merkte sie mir meine unterdrückte Wut an? Da die junge Frau immer maximal verstört dreinblickte, konnte ich beim besten Willen nicht zwischen den Stufen der Panik bei ihr unterscheiden.
Als wir vor der Tür zum stehen kamen, die in das Zimmer führte, in dem wir sie untergebracht hatten, blieb sie unsicher stehen weshalb ich voranging. Ich deutete auf die verschiedenen Tüten, die auf dem Bett lagen.
„Da müsste alles drin sein was du erstmal so brauchen könntest. Wenn was fehlt melde dich. Um sieben gibt's Abendessen. Sollen wir dich hier abholen oder kommst du runter?" essen musste sie also ließ ich die Option gar nicht offen, dass sie nicht zum Essen kommen müsste.
„ich komme dann runter." antworte sie knapp und ich merkte, dass sie Zeit für sich brauchte.
Die gab ich ihr gerne, denn ich brauchte selber auch definitiv Abstand um wieder halbwegs klar zu werden und die Wut gegen Mark in einem klärenden Gespräch abebben zu lassen. Auf seine Erklärung war ich wirklich gespannt.
Ich nickte Samia knapp zu und deutete noch kurz in Richtung ihres Bades. „Zum duschen ist alles da und es kommt auch keiner rein, versprochen aber wenn es dir Sicherheit gibt, kannst du auch einfach abschließen. Achso aber glaub nicht, dass wir dich da nicht wieder rausbekommen wenn du nicht mehr rauskommst. Die Tür nehmen wir als Hindernis gar nicht erst wahr aber du kannst dann was erleben also sei lieber pünktlich." warnte ich sie lieber vor. Wer weiß was in verzweifelten Frauenköpfen so vorging.
Mit den Worten wandte ich mich ab und sah im Augenwinkel noch ihren erschrockenen Blick, welcher mir ein kleines Grinsen ins Gesicht zauberte. Herrlich, wie einfach die Kleine zu manipulieren war.

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