71. Wiedersehen

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Hallöchen und guten Morgen an euch alle!

Heute gibt es ein zusätzliches Kapitel zum Feiertag für euch!
Genießt die freie Zeit und macht es euch herbstlich gemütlich 🍵 🍂

Liebe Grüße eingekuschelt vom Sofa🤭

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Stefan POV

Während wir sie gleich entdeckt hatten, dauerte es bei ihr noch einige Sekunden. In diesen Sekunden lief sie beinahe unbeschwert, mit Kopfhörern im Ohr und einem guten Buch in der Hand, auf den See zu.

Als ihr Blick auf uns fiel, erstarrte sie, fischte hektisch und ungeschickt die Ohrstöpsel heraus und versuchte das Kabelchaos unter Kontrolle zu bekommen. Es waren Tage vergangen, seit sie einem von uns so nahe gewesen war und sie schien genauso wenig wie wir zu wissen, wie sie sich verhalten sollte.

Ihr Körper signalisierte eindeutig, dass ihr wegrennen am liebsten wäre und wenn ich den Fakt ausblenden würde, dass wir sie entführt hatten und sie zu allem Überfluss auch noch Marks Schwester war, wäre die ganze Sache irgendwie amüsant.
Ich meine wir hatten sie bisher wirklich bis auf temporäre Ausnahmen gut behandelt und doch reichte unsere Nähe, ein einziger strenger Blick, um sie vor Angst in die Knie zu zwingen. Wenn sie nicht so labil wäre, hätte sie vermutlich wirklich eine gute Sklavin abgegeben aber die Sache schied jetzt auch ganz offensichtlich aus.

Mark neben mir war förmlich eingefroren während er die Entführte anstarrte. Ich mochte mir nicht vorstellen, was für ein widerliches Gefühl es sein musste, seine Schwester nach all den Jahren endlich wiedergefunden zu haben und diese dann Todesangst vor ihm hatte ohne, dass er ihr je ernsthaft ein Haar gekrümmt hätte. Ganz im Gegenteil, die junge Frau hatte ihm zu verdanken, dass sie überhaupt noch am Leben war.

Samia entging sein durchdringender Blick natürlich nicht, was ihre Unsicherheit wachsen ließ. Unauffällig stieß ich Mark von der Seite an und holte ihn damit aus seiner Starre heraus. Einen kurzen Moment sammelte er sich, bevor er aufsprang, was Samia zusammenfahren ließ, die schließlich keine drei Meter von uns entfernt gestrandet war. Ehe sie reagieren konnte, stürmte Mark jedoch an ihr vorbei und Richtung Haus davon und ließ die junge Frau mit dem an die Brust gepresstes Buch zurück. Verdutzt schaute sie dem Mann noch einen Moment hinterher, bevor sie sich zögerlich mir zuwandte.

Ich bemühte sie möglichst freundlich anzusehen um ihr nicht auch noch Angst einzujagen. Marks Abgang war für sie schließlich schon verstörend genug.

„Habe ich etwas falsch gemacht die letzten Tage?" fragte Samia mich plötzlich und ich war überrascht, dass sie überhaupt wieder sprach nachdem sie tagelang verstummt war.

„Äh nein, hast du nicht, wie gesagt, solange du genug isst und trinkst und nichts Dummes anstellst, darfst du hier tun und lassen, was du willst. Mark hatte heute einen.. schwierigen Tag, das hat aber nichts mit dir zutun." eine glatte Lüge aber Hauptsache ich konnte sie beruhigen.

Sie nickte stumm und ich rechnete damit, dass sie nun ihren Weg zum Wasser fortführen würde aber sie zögerte.

„Frag, was immer du fragen möchtest. Ob ich antworte, sehen wir dann." wagte ich einen kleinen Joke um die Situation aufzulockern aber Samias abschätzendem Blick nach zu urteilen konnte sie nicht so recht etwas damit anfangen.

Sie räusperte sich. „Ich würde gerne mal wieder.. draußen laufen gehen." ihre Stimme überschlug sich beinahe vor Nervosität als plane sie schon länger diese Frage zu stellen.

„Reicht dir unser Trainingsraum also etwa nicht?" fragte ich belustigt.

„Nein, also doch ich bin froh, dass ich ihn nutzen darf aber ich vermisse es, draußen an der frischen Luft laufen zu gehen." antwortete sie erstaunlich gefasst ohne groß auf meinen stichelnden Kommentar einzugehen. Definitiv ein großer Fortschritt für sie auf dem Bereich „kommunizieren für Angsthasen".

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