67. Panik

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Samia POV

Ungebremst und keuchend vor Panik flüchtete ich ins Gebäude, auch wenn ich wusste, dass James mir gar nicht auf den Fersen war. Er hatte mich genau da wo er wollte. Ich rannte vor ihm weg um mein Leben während er seelenruhig daher spazierte. Er war sich seiner überlegenen Position mehr als nur bewusst und nutzte deren Wirkung schamlos aus. Er trieb mich vor sich her wie ein Raubtier seine Beute und er wusste ich würde eh nicht weit wegkommen, schließlich war ich hier eingesperrt. Er raubte mir bewusst die Kräfte während er geduldig die nächsten Tage oder Wochen auf den richtigen Moment warten würde, wenn ich ihm schutzlos ausgeliefert war.
Mir war bewusst, dass er das reinste Psychospielchen mit mir spielte aber es funktionierte dennoch.

Auf dem Weg zur Treppe nach oben bog ich in vollem Tempo scharf um die Ecke nach links und prallte augenblicklich gegen eine harte Brust. Erschrocken japste ich auf und wäre unsanft auf meinem Hintern gelandet, hätte ein völlig verwirrt dreinblickender Stefan mich nicht an den Oberarmen festgehalten.
Auch wenn sein Griff nicht schmerzhaft war, brannte die Berührung meines Entführers wie Feuer auf meiner Haut, weshalb ich mich hektisch aus seinen Händen wand und um ihn herum weiter nach oben hastete.

In dem Gästezimmer angekommen, in dem ich erst gestern aufgewacht war, warf ich die Tür ins Schloss, fand jedoch keinen Schlüssel zum abschließen und rettete mich deshalb in die hinterste Ecke neben dem gigantischen Kleiderschrank, in der ich mich zu Boden gleiten ließ.

Mein Herz schlug mir schmerzhaft bis zum Hals und meine Hände zitterten unkontrollierbar.
Mir war bewusst, dass James mir nicht folgen würde, denn er hatte schließlich eine langsame Hetzjagd auf mich eröffnet und doch starrte ich ununterbrochen auf die Tür. Auch wenn James mich kaum berührt hatte, fühlte ich mich elendig beschmutzt und Ekel schüttelte meinen Körper bei den Erinnerungen an seine widerlichen Worte.

Ich hatte meine Atmung noch lange nicht wieder im Griff, da klopfte es an der Tür, was mich beinahe aufschreien ließ.
Als ich Mark in der Tür erkannte, war ich für einen Sekundenbruchteil erleichtert, dass es nicht James war, doch da fiel mir wieder ein, was dieser Mann heute mit bloßen Händen angestellt hatte. Nur schwer konnte ich ein Wimmern unterdrücken als der Blick des Mannes nach kurzem Suchen auf mich fiel.

Leise schloss er die Tür und kam mit langsamen Schritten auf mich zu.

„Bitte komm nicht näher und lass mich einfach in Ruhe!" flehte ich mit kehliger Stimme, doch der Mann, der inzwischen geduscht und umgezogen war, kam unerbittlich auf mich zu.

„Beruhig dich, Samia!" befahl er streng aber die Panik hatte längst die Kontrolle in mir übernommen.
„Sag mir was draußen passiert ist."
Hektisch schüttelte ich den Kopf. Darüber würde ich kein Wort verlieren, zu tief saß der Schmerz, dass mich wieder jemand auf so eine Art und Weise gegen meinen Willen angefasst hatte.
„Bitte lass mich!" flehte ich weiter, doch Mark dachte gar nicht dran, von mir abzulassen. Als er nur noch wenige Meter entfernt war, quälte ich mich hoch, was eine unergründliche Mischung an Emotionen über das Gesicht des Mannes huschen ließ.
„Setz dich wieder hin, du kippst doch sonst gleich um." folgte der nächste Befehl, der keinen Widerspruch duldete.

Zu mehr als wieder einem Kopfschütteln war ich nicht in der Lage aber mit Sicherheit würde ich mich nicht wieder freiwillig so klein auf den Boden hocken.

„Bitte lass mich alleine!" nahm ich nochmals alle Kraft zusammen. „Ich kann nicht! .. nicht..ich." Meine Stimme wurde von schweren Schnappatmungen verschluckt und ich hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.

„Samia du hast eine Panikattacke, ich hoffe dir ist bewusst, dass ich dich jetzt nicht alleine lassen werde." redete der Mann mit einer Dominanz und Bestimmtheit auf mich ein, die mich beinahe in die Knie gezwungen hätte aber ich würde mich nicht wieder kleinkriegen lassen.

Beim nächsten Schritt auf mich zu, stand der Mann direkt vor mir und ehe ich mich selber hätte bremsen können, hatte ich meine Hände auf die Brust des Mannes gelegt und ihn mit aller Kraft weggestoßen.  „Komm nicht näher!"
Der Erfolg war erbärmlich und in Zentimeter vermutlich nicht messbar und bis auf einen scheinbar wütenden Blick brachte es mir nichts  ein. Als ich stattdessen die Flucht nach links ergreifen wollte, hielt Mark mich mühelos mit einem Arm um meine Taille auf und zog mich mit meinem Rücken gegen seinen Bauch.

„Nein! Nein nein!" weinte ich verzweifelt und alles um mich herum verschwamm zunehmend während ich dennoch auf den Arm um meinen Körper einschlug, daran zog und Mark sicherlich den ein oder anderen Kratzer zufügte.
„Samia verdammt! Bitte beruhig dich. Es tut dir doch niemand was."
Sprach der Mann hinter mir beruhigend und ich konnte seine tiefe Stimme an meinem Rücken vibrieren fühlen.
Unkontrolliert schnappte ich nach Luft.
„Ich muss von ihm weg! Sofort!" schrie meine innere Stimme bei der Erinnerung an meine vorherigen seltsamen Reaktionen auf seine Nähe und trieb mich weiter an, nicht aufzugeben.
„Du lässt mir keine andere Wahl." drangen Marks Worte gedämpft zu mir durch.
„Aiden ich brauche dich sofort mit einem Beruhigungsmittel hier oben. Jetzt!" war das nächste was ich vernahm und was mir das Blut in den Adern gefrieren und dann noch viel schneller rauschen ließ. Ehe Mark das Handy wieder eingesteckt hatte, wehrte ich mich noch intensiver.

Ich kämpfte einen erbitterten Kampf, den ich schon einmal verloren hatte und trotzdem oder gerade deshalb war in mir ein unbändiger und blinder Kampfgeist aufgelodert.

„Nein!" fiepte ich gequält zwischen zwei viel zu schnellen Atemzügen und wollte schon weitersprechen, als sich Marks riesige Pranke über meinen Mund und mein halbes Gesicht legte und mir die Luft abschnitt.

„Samia es tut mir so leid aber es geht nicht anders. Du musst dich beruhigen. Du hyperventilierst. Atme durch die Nase und beruhig dich!" erklärte der Mann viel zu ruhig
„Wir werden dich nicht wieder betäuben. Es ist nur ein Beruhigungsmittel und wenn es wirkt können wir dich auch wieder in Ruhe lassen aber du kippst gleich um wenn du so weiter machst."
In meinem Hirn kam nur die Hälfte seiner Worte überhaupt an und ehe ich weiter drüber nachdenken konnte tauchte Aiden mit ausdrucksloser bis genervter Miene vor mir auf mit bereits aufgezogener Spritze.

Mein Protest und meine Schreie kamen nur gedämpft durch Marks Hand hindurch,  und ehe ich hätte reagieren können, hatte ich zum zweiten Mal in viel zu kurzer Zeit eine Nadel in meiner Haut, welche irgendein Sekret in mein Fleisch injizierte, von dem ich hoffte, dass es mich tatsächlich nicht komplett ausschalten würde.

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