63. „Und wer bist du?"

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Guten Morgen allerseits,

mit einem Tag Verspätung kommt hier wieder Lesenschschub.
Ich weiß die Kapitel sind keine ewigen Romane aber ich schaffe es zeitlich leider nicht, längere Kapitel zu schreiben.

Bitte seid nachsichtig mit mir und lasst gerne eure Votes da.

Schönes Wochenende euch 🥰

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Mark POV

Erleichtert atmete ich tief durch, als ich mich auf den Fahrersitz gleiten ließ. Salvatore dieser miese Penner hatte endlich bekommen was er verdient hatte und würde nie wieder irgendwem auch nur ein Haar krümmen.
Es war für mich nichts Neues einen Menschen zu foltern und zu töten aber dennoch hatte ich erwartet, dass es mich mehr erfüllen würde, die Welt von Salvatore zu befreien.
Doch dieses zufriedene und überlegene Gefühl stellte sich kein bisschen ein. Stattdessen flogen meine Gedanken immer wieder zu meiner Schwester.
Wenn sie wüsste zu was ich fähig war.. sie würde noch mehr Angst vor mir haben als sie es jetzt schon hatte und mich definitiv verurteilen auch wenn ich ihr erklären würde, was für ein schlechter Mensch dieser Mann gewesen war.
Sowas interessierte Samia vermutlich gar nicht und sie glaubte immer daran, dass das Gute noch irgendwo in jedem Menschen schlummern musste.
Sie würde nie verstehen, dass dem nicht so war. Salvatore war dafür das beste Beispiel und letztendlich war ich es ebenso.

Ich war das Monster, für das Samia mich hielt und noch um einiges schlimmer als ihre brutalsten Vorstellungen kreieren mochten.

Nie zuvor hatte ich mich für meine gewalttätigen Handlungen innerlich rechtfertigen müssen. Das war mein Job und den führte ich ohne Emotion oder mit der Wimper zu zucken aus aber jetzt war es anders.

Ich stellte mir den erschrockenen und verwirrten Blick aus ihren braunen Augen vor als ich selbst auf meine blutverschmierten Hände blickte, die sich krampfhaft um das Lenkrad schlossen.

Ich hatte nie einen Anlass meine Taten zu hinterfragen weil es niemanden gab, dem ich etwas recht machen wollte oder für den es sich gelohnt hätte, ein besserer Mensch zu werden.
Das war nun anders auch wenn ich diese Tatsache selbst nicht richtig verinnerlichen konnte oder eher wollte.
Bis vor wenigen Tagen war alles wesentlich unkomplizierter gewesen als nun.

Wütend über diese elendige Gefühlsduselei, legte ich den Gang ein und schoss vom Gelände. Zurück nach Hause, zurück zu ihr.

Stefan POV

Ich hatte das Wohnzimmer beinahe verlassen als ich das leise Schluchzen von der jungen Frau vernahm. Mir war bewusst, dass meine Fragerei die Kleine in die Ecke getrieben hatte und ich vermutlich mit allen anderen hier der letzte war, mit dem sie ihre beschissene Vergangenheit hatte teilen wollen. Dennoch hatte es sein müssen. Ich musste es einfach herausfinden. Woher kannte ich diese braunen Augen?

Ihr Weinen ließ mich kurz innehalten ehe ich auf die Küche zusteuerte. Dort mischte ich eine Birnenschorle zusammen und fügte einige Tropfen eines milden Beruhigungsmittels hinzu. Das würde ihr hoffentlich etwas Ruhe verschaffen.

Mit dem Glas in der Hand steuerte ich zurück ins Wohnzimmer wo ich es auf dem Wohnzimmertisch vor der Frau abstellte und sie kurz an der Schulter berührte.
„Trink das. Du hast nicht genug getrunken."
Befahl ich ihr knapp und ich wusste, dass sie es nicht wagen würde, sich mir wegen sowas zu widersetzen weshalb ich ohne zu warten zu unseren Arbeitszimmern weiterging.

Die Kleine hatte es Mark ganz offensichtlich angetan, sie bedeutete ihm etwas, sonst hätte er nicht so einen Zirkus gemacht.
Nur wo war diese elendige Verbindung zwischen ihnen und warum sprach er nicht mit uns?
Wenn sie so wichtig für ihn war, aus welchem Grund auch immer, dann müssen wir Bescheid wissen um die Frau entsprechend zu behandeln und gegebenenfalls zu schützen.

In meinem Büro recherchierte ich einige Zeit über die Frau ohne jedoch irgendeinen nennenswerten Anhaltspunkt rauszufinden.
Im Kopf ging ich immer wieder alle Frauen durch, an die ich mich noch erinnern konnte, die Mark mal zu Besuch gehabt hatte. Keine davon hatte ausreichend Ähnlichkeit zu der Entführten und Mark war nicht der Typ, sich Hals über Kopf in irgendeine entfernte Bekanntschaft zu verlieben.

Da war nichts, aber wirklich rein gar nichts, was mir zu der Frau einfiel.

Mein Handy vibrierte. Eine Nachricht von Danny. Sie waren auf dem Rückweg und würden demnach in weniger als einer halben Stunde zurück sein.
Ich hatte mir fest vorgenommen, bis dahin zu wissen, warum unser Chef so durchdrehte um ihn endlich wieder zu verstehen, ihm zu helfen sofern das in irgendeiner Form möglich war aber ich bezweifelt mit jeder Minute mehr, dass ich eine Antwort auf all die Fragen finden würde.

Genervt über meinen Misserfolg trugen meine Beine mich in meinem Büro auf und ab und schließlich im Flur das selbe.

Mehrfach musste ich mich selbst davon abhalten, zurück zu Samia zu gehen in der Hoffnung, dass alleine ihr Anblick mir verraten könnte, woher Mark sie kannte.
Das würde nichts bringen und Mark würde es sicherlich nicht freuen seine Perle mit Druckmahlen am Hals und völlig durch den Wind vorzufinden nur weil ich ihr keine Minute zum Verschnaufen gegeben hatte. Ihr Zustand würde so oder so noch für genug Diskussionspotential sorgen.

Ohne tiefer drüber nachzudenken, fand ich mich wenige Minuten später in Marks Büro wieder. Auch hier tigerte ich unaufhörlich auf und ab und mein Hirn kochte weil es auf Hochtouren lief.
Ich konnte mir einfach kein Reim auf sein Verhalten machen.
In einer Viertelstunde würden die anderen zurück sein, deshalb entschied ich mich, die Recherche abzubrechen und darauf zu hoffen, dass Mark bald mit uns sprechen würde.
Beinahe hatte ich das Zimmer schon verlassen, da blieb mein Blick an etwas hängen. Der kleine Zipfel eines Stücks Papier hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Ich änderte also meinen Kurs und steuerte auf das Regal mit den Aktenordnern und Fachbüchern zu.
Bei dem Schnipsel Papier handelte es sich um die Ecke eines Fotos, welches in einem Rahmen hinter den Ordnern versteckt war.
Ich war über meine eigene Anspannung verwundert, als ich nach den Ordnern griff um das Foto freizulegen.
Mir war bewusst, dass ich hier definitiv Grenzen übertrat, die uns allen stets heilig gewesen waren. Wenn jemand von uns über etwas nicht sprechen wollte, wurde es akzeptiert und basta.
Diese Prinzipien waren mir gerade völlig egal. Ich brauchte Antwort. Jetzt!
Deshalb zog ich entschlossen zwei der Ordner hervor und legte somit den Blick auf ein offensichtlich ziemlich altes Foto frei. Augenscheinlich stockte mir der Atem und ich hätte beinahe die Ordner fallen lassen.

Zwei vertraute und unschuldige braune Augen blickten mir aus der Tiefe des Regals entgegen.

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