KAPITEL 2

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ARLA

Wirre dunkelbraune Locken, durchdringende hellbraune Augen und ein charmantes, dezent schiefes Lächeln. Drei einprägsame optische Merkmale von Hurricane Sousa.

Bislang habe ich seine Zähne noch nicht gesehen, wenn er lächelt, doch jetzt strahlen mir perlweiße Beißer entgegen - natürlich. Ein missmutiges Grummeln entwischt meinem Mund, woraufhin er den Kopf schief legt und mich prüfend mustert.

»Entweder ist mir entfallen, ob wir uns schon einmal begegnet sind oder der Drink hat deine Sehkraft beeinträchtigt«, erwidert er auf meinen zornigen Ausruf. »Vielleicht eine Verätzung der Hornhaut?«, mutmaßt er. Der Spott in seiner Stimme entgeht mir nicht.

»Ich kann dich sehr gut erkennen, Hurricane Sousa.« Ich kann nur erahnen, dass er überrascht die Brauen hebt, weil seine Stirn unter den Locken verborgen ist. Sie fallen ihm beinahe bis auf den Nasenrücken.

»Kennen wir uns?« Seine Irritation belustigt mich, doch ich würde es niemals offenkundig zur Schau stellen. Trotzig verziehe ich deshalb das Gesicht und hebe das Kinn.

»Nein. Aber ich kenne deinen sagenumwobenen Ruf. Mir persönlich genügt das.« Obwohl meine Haare klebrig und feucht von dem Drink sind, schiebe ich sie über meine Schulter und wende mich dem Spiegel zu. Mein Anblick erschreckt mich nicht so sehr, wie ich vermutet hatte, womöglich weil Hurricane Sousa mein Gesicht fürsorglich mit dem feuchten Tuch abgewischt hat. Vielleicht sollte ich ihm dankbar sein. Vielleicht sollte ich freundlich zu ihm sein. Vielleicht sollte ich ihn einfach weiter Scheiße finden.

Sein Ruf eilt ihm voraus, weshalb ich unmöglich netter zu ihm sein kann. Der Kerl ist ein Schwerenöter, ein Womanizer. Vor solchen hat uns schon Britney Spears gewarnt.

Soll nicht heißen, dass ich über ihn urteile, denn ich bin nicht besser. Eventuell würden einige behaupten, dass ich die weibliche Version von Hurricane Sousa bin - angefangen bei meinen besten Freunden.

Unter Umständen haben wir eine ähnliche Einstellung, was Sexualität und freie Partnerwahl angeht, aber darum verstehen wir uns nicht automatisch. Was ist bisher über ihn gehört habe oder miterleben konnte, hat mir ausgereicht, um sagen zu können; Ich kann ihn nicht ausstehen.

Trotzdem kann ich nicht bestreiten, wie gut er aussieht. Wenn es nicht Hurricane wäre, würde ich meine Chance womöglich nutzen. Doch er ist es nun einmal. In meinem Kopf zieht sich über sein Gesicht ein überdimensionales X, gespickt mit Warnungen und blinkenden Achtungsschildern.

»Du hast ziemliche Vorurteile für ein Mädchen, das auf jeder Party einen anderen Typen abknutscht und mit nach Hause nimmt«, antwortet er und verschränkt die Arme vor der Brust. Hurricane richtet sich kerzengerade auf, seine Augen verengt.
Auf jeder Party? Pfft, als wäre er viel besser.

»Oh woooow«, schnaube ich lachend. Verärgert drehe ich mich wieder zu ihm. »Ihr Kerle dürft also bei jeder Party ein Mädchen abschleppen, bekommt dafür bewundernde Handschläge und Bestätigungen, aber wenn eine Frau das Gleiche macht, ist sie eine Schlampe?«

»Ich habe dich nicht als Schlampe bezeichnet«, widerspricht er. Kapitulierend hebt er die Hände. »Damit wollte ich lediglich verdeutlichen, was Vorurteile anrichten können. Und da ich nicht über dich urteile, cordeirinho, solltest du es auch nicht bei mir oder anderen tun«, erläutert er.

»Du glaubst also, dass ich mir gerade von einem Kerl wie dir, etwas über Vorurteile erzählen lasse? Wonach suchst du denn deine Gespielinnen aus? Nach ihrem Intellekt wohl kaum«, zische ich und wende mich wieder dem Spiegel zu. Ich kann das Feixen auf seinen perfekt geformten Gesichtszügen erblicken, bevor ich mir die Hände mit Wasser befeuchte und versuche die stinkende Substanz aus meinen Haaren zu bekommen. Das Waschen hätte ich mir heute Nachmittag wirklich sparen können. Immerhin sitzen die Glitzersteine noch bombenfest, welche Lua mit Wimpernkleber säuberlich an meinem Scheitel befestigt hat. Keine Ahnung, ob ich die Steine jemals wieder herausbekomme.

HATE ME HARDERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt