HURRICANE
Drei Tage später stehe ich mitten auf der Grünfläche vom Campus und traue meinen Augen nicht. Ein riesiges Banner – sicherlich sechs Meter lang und ebenso breit – hängt über der Tür zum Hauptgebäude. Leicht flattert es im Wind, während ich mir fassungslos durch die Haare fahre. Es sieht aus, als hätten sich alle Studenten auf der Grünfläche versammelt. Sie tuscheln, starren ungläubig zu den Worten hinauf und sehen sich suchend um.
Blinzelnd scanne ich den Schriftzug erneut. Er wirkt beinahe niedlich und würden die Worte nicht eine dermaßen grässliche Bedeutung haben, wäre er sicherlich hübsch anzusehen. Hendrix taucht neben mir auf und stößt einen ungläubigen Fluch aus. Ich bin verdammt dankbar, dass Arabella heute einige Termine außerhalb des Campus wahrnimmt und erst später an die Universität kommen wird. Mit Sicherheit lässt der Dekan die Worte nicht länger auf seinem Gebäude hängen, wenn er darüber in Kenntnis gesetzt wird.
Meine Brust fühlt sich eng an. Mir ist sofort klar, wer hinter diesem Banner steckt und auch wenn ich einen Stich des Verrats spüre, so fühle ich mich überwiegend wundervoll. Das hat sie für meine Schwester getan. Das ist Plutãos Quittung.
»Herrje. Was hat das denn zu bedeuten?«, trällert die Stimme von Lua direkt neben mir. Mein Kopf ruckt zu ihr herum. Sie schenkt mir ein aufgewecktes Lächeln und führt kaschierend ihren Kaffeebecher an die Lippen. In meiner Hand halte ich den Red Velvet Latte Macchiato für Arla. Meine Finger zittern, unterdessen richte ich den Blick wieder auf das Banner. Es erstaunt mich, dass Arla nicht bei Lua ist, denn gewöhnlich kommen sie jeden Morgen gemeinsam auf den Campus.
Allerdings entdeckte ich Mercúrio etwas abseits. Sein Arm liegt über Nairas Schulter und er drückt einen festen Kuss auf ihre Schläfe, woraufhin sie den Kopf dreht. Die Fassungslosigkeit über das Banner ist nicht so intensiv wie die darüber, was in der nächsten Sekunde passiert.
Mercúrio greift nach Nairas Kinn und hebt ihren Kopf leicht an. Dann liegen seine Lippen auf ihrem Mund. Überrascht ruckten meine Brauen in die Höhe. Lua seufzt hingerissen, denn auch ihr Blick ruht auf ihrer Freundin und ihrem Kumpel. Augenscheinlich hat Arla mir in den letzten Tagen noch eine wichtige Information vorenthalten.
Kopfschüttelnd wende ich den Blick ab und lasse meine Augen ein weiteres Mal über die Buchstaben auf dem Banner wandern. »Sag mir bitte, dass du damit nichts zu tun hast«, zischt Hendrix in mein Ohr.
»Hat er nicht«, mischt sich Corálina ein. Sie schenkt meinem besten Freund ein zuckersüßes Lächeln, woraufhin sich seine Stirn mächtig verzieht. »Wie sollte er auch? Er hat in den letzten Tagen ohne Unterbrechung mit Arla zusammengesteckt. Es handelt sich hierbei übrigens um eine bewusst sexuelle Anspielung.«
Ihr entweicht ein überraschtes Kichern, als mein bester Freund nach ihrer Hüfte greift und sie vor seinen Körper befördert. Er wispert ihr irgendetwas ins Ohr und ich bin froh, dass das Geplapper der anderen Studenten in diesem Augenblick lauter wird und ich seine Worte nicht verstehe. Mir reicht es vollkommen, dass ihre Wangen sich rötlich färben und sie ihren Hintern drängender gegen den Schritt von meinem besten Freund drückt.
Plötzlich gleitet der Kaffeebecher aus meiner Hand und ich drehe den Kopf. Arlas Lächeln verschlägt mir die Sprache. »Was für eine überraschende Entwicklung«, flötete sie. Lua gluckst und die beiden Frauen werfen sich vielsagende Blicke zu. Ich spüre deutlich, dass Arla etwas mit der ganzen Sache zu tun hat.
Plutão Santos ist ein Vergewaltiger!
Die grellpinke Schrift verfügt über eine tiefschwarze Umrandung. Auf den ersten Blick ist es ein unschuldiges Banner, doch dann stechen die gemalten Blutstropfen ins Auge, gefolgt von einigen Stofffetzen und Rissen im Banner. Es ist perfekt und bildschön, obwohl die Botschaft grässlichen Schmerz versprüht.

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HATE ME HARDER
عاطفيةCOLLEGE-ROMANCE Als die Biologiestudentin Arla Oliveira in einer wilden Partynacht von ihrem Knutschpartner plötzlich mit seinem Drink überschüttet wird, hätte sie mit allem gerechnet. Nur nicht damit, dass ausgerechnet der Uni-Schwarm und Womanize...