ARLA
»Von was für einem Kuss sprechen wir?«, frage ich zittrig. Die Tonlage in seiner Stimme macht mich hibbelig. Meine Füße rutschen ruhelos über meine Matratze. Mittlerweile habe ich meine Bücher, Notizen und Stifte auf meiner Kommode abgelegt und mich flach auf mein Bett gelegt. Den Blick Richtung Decke, damit ich nicht ständig auf meine Hände starre. Hurricane macht mich nervös, aber auf eine gute Weise. Es erschreckt mich, dass seine rauchige Stimme mich anturnt. Ob es ihm bewusst ist? Weiß er, was er in mir auslöst?
»Die Entscheidung überlasse ich dir.« Mit dieser Aussage hilft er mir nicht weiter. Allerdings traue ich mich auch nicht, ihm zu sagen, dass ich gerne eine Forderung hören würde und keinen Wunsch. Ich will hören, wie er einen Kuss verlangt und nicht darum bittet. Ich will, dass er mir sagt, wie ich ihn küssen soll. Obwohl Plutão ein ziemliches Arschloch ist, hat mir seine dominante Art immer gefallen. Vielleicht, weil es genau ist, was ich brauche.
»Aber ich möchte diese Entscheidung nicht treffen«, murmle ich verunsichert. Jetzt ist es raus. Ich habe es ausgesprochen. Hurricane gibt einen Ton von sich, den ich nicht einordnen kann. Es ist eine Mischung aus genussvollem Stöhnen und widerspenstigem Seufzen.
»Ich werde dich nicht zwingen, mich zu küssen, wenn du es nicht möchtest, Arla. Mir würde sogar ein Luftkuss in meine Richtung genügen, solltest du dich damit am wohlsten fühlen.«
»Wieso nicht?« Wieder purzeln die Worte einfach so aus meinem Mund.
»Wieso was nicht?«, fragt er verwirrt. Draußen schimmert das Licht der Straßenlaternen, als ich einen Blick aus meinem Zimmerfenster werfe. Noch immer läuft Musik in Luas Zimmer und bisher ist auch niemand herausgekommen, vermute ich. Sicherlich hätte ich nicht gehört, wenn Gil die Wohnung wieder verlassen hätte, weil ich in das Gespräch mit Hurricane vertieft bin.
»Wieso wirst du mich nicht zwingen? Ich hätte dich dazu gezwungen, mir jeden Morgen einen Kaffee zu bringen, wenn ich gewonnen hätte«, antworte ich. Meine Stimme klingt kläglich und beinahe bedürftig. Ich fühle mich wie eine Gestörte.
»Weil ich kein Arschloch bin, cordeirinho. Nur, weil du ein paar Geschichten über mich gehört hast, verwandle ich mich charakterlich sicherlich nicht in einen Kerlon. Für mich ist nur wichtig, dass es dir bei mir gutgeht und wenn ein Kuss dazu nichts beitragen kann, möchte ich es nicht«, erläutert er warm. Obwohl wir beide erwachsen sind und so lange telefonieren und wach bleiben können, wie wir wollen, beginnen wir allmählich zu flüstern. Vielleicht schläft seine Familie schon und deshalb flüstert er. Ich jedenfalls flüstere, weil er mich dermaßen scharf macht, dass ich kaum lauter reden kann. »Ich wünsche es mir, aber ich werde mir nichts holen, was mir nicht erlaubt ist.« Jetzt dringt ein sanftes Seufzen an mein Trommelfell. Meine Libido schreit mich an und ich muss kurz die Augen schließen, um mich wieder zu sammeln.
»Erzähl mir, woher dein Spitzname kommt. Dann entscheide ich, ob ein Kuss für dieses Geständnis angemessen ist«, lenke ich das Thema um. Angespannt beiße ich mir auf die Lippe, weil das Kribbeln in meiner Mitte intensiver wird, als er einen brummenden Ton ausstößt. Es hört sich an wie das leise Knurren eines Jaguars. Hinreißend, gefährlich und düster. Gleichermaßen warm und genüsslich.
»Der Umschwung gefällt mir nicht«, murmelt er angesäuert.
»Möchtest du über andere Themen reden?«, frage ich. Deus, warum klinge ich so hauchend?
»Vielleicht im Anschluss. Immerhin haben wir eine Vereinbarung.« Hurricane räuspert sich und ich halte mir den Mund zu, damit das Wimmern nicht herausrutscht. Ich fühle mich wie eine Sexbesessene, weil ich bei jedem Laut einen heißen Stich verspüre. »Der Spitzname kommt aus einer ziemlich rebellischen Zeit in meinen Teenagerjahren. Mir war alles zu viel, jede Spur von leichtem Druck hat mich explodieren lassen. An einem Freitagabend hat mamãe Arabella im Badezimmer die Haare geschnitten und nur gefragt, ob sie meine auch gleich schneiden oder mir Geld für den Friseur geben soll. Einfach nur, weil es mal wieder notwendig gewesen wäre. Daraufhin bin ich völlig ausgetickt«, beginnt er.
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HATE ME HARDER
Roman d'amourCOLLEGE-ROMANCE Als die Biologiestudentin Arla Oliveira in einer wilden Partynacht von ihrem Knutschpartner plötzlich mit seinem Drink überschüttet wird, hätte sie mit allem gerechnet. Nur nicht damit, dass ausgerechnet der Uni-Schwarm und Womanize...