ARLA
Der Morgen nach der Strandparty ist seit langer Zeit der Schlimmste. Mein Magen rumort, unterdessen dröhnt mein Kopf, als würde ich noch immer direkt neben der Box stehen und mich von der Musik beschallen lassen. Tanzen hat mich abgelenkt. Es hat mir geholfen, diese schräge Begegnung mit Hurricane Sousa zu verdrängen. Zusätzlich habe ich die Erinnerung in Alkohol getränkt, um möglichst alles verschwimmen zu lassen.
Jetzt ist es wieder präsent. So, als wäre es eben erst passiert.
Als wären die dröhnenden Kopfschmerzen nicht Qual genug, zerlege ich seit einer Stunde, in der ich bereits wach in meinem Bett liege, jede Sekunde unserer gestrigen Begegnung. Ruckartig setze ich mich im Bett auf, greife nach meinem Kissen und schreie ungezügelt hinein. Ich verstehe ohnehin nicht, warum ich mich aufrege, trotzdem kann ich nichts gegen diese furchtbare Feindseligkeit in meinem Bauch tun. Mit jeder Sekunde hasse ich diesen Typen mehr.
»Was ist denn hier los?« Lua kommt gähnend in mein Zimmer getapst. Sie erwischt mich bei meinem mittelschweren Anfall. Verschlafen reibt sie sich die Augen, bevor sie sich auf die freie Seite meines Doppelbettes plumpsen lässt.
»Ich hasse Hurricane Sousa«, puste ich heraus und gleichzeitig eine Locke aus meiner Stirn. Lua brummelnd zustimmend und rollt sich auf den Bauch. Umständlich schiebt sie eines der neun Kissen unter ihren Kopf, um besser zu mir hoch schielen zu können.
»Aber er hat einen Knackarsch, das muss selbst durch die kirschrote Hassbrille unübersehbar sein«, witzelt sie halbherzig. »Apropos. Weswegen hassen wir ihn gleich nochmal?« Verwunderung zeichnet sich für den Bruchteil einer Sekunde in ihrem Gesicht ab, allerdings scheint ihr ebenso wie mir die Kraft für ausgefallene Mimik zu fehlen. Offensichtlich kann sie ein Zufallen ihrer Augen noch verhindern, als ihre Brauen wieder an ihre ursprüngliche Position gleiten.
»Weil er unverschämt, ungehobelt und bescheuert ist. Noch dazu hat er mich vor zig Kommilitonen lächerlich gemacht, weil er einen dämlichen Spruch gerissen hat. Er ist nicht einmal witzig. Ich meine, wie kann ein Kerl, auf den scheinbar alle Frauen am Campus stehen, dermaßen humorlos sein, hm?« Lua zieht die Brauen zusammen, wischt sich einige Haare aus der Stirn und stemmt sich auf ihre Ellenbogen hoch.
»Du stehst auf unverschämt, ungehobelt und bescheuert.« Empört klappt mir der Mund auf, allerdings ist Lua längst nicht fertig. »Außerdem findest du Typen sexy, die Hurricane zum Verwechseln ähnlich sehen«, flötet sie Augenbrauen wackelnd. Missmutig ziehe ich einen Schmollmund, weshalb meine beste Freundin einen Arm um mich legt. Sanft rückt sie dichter an mich heran. »Wenn du ihn hasst, dann hasse ich ihn mit dir. Ist ja wohl klar. Womöglich ist es da aber zusätzlich sexuelle Anziehung, mh?« Wie sehr mir ihre Aussage missfällt, verkünde ich mit einem genervten Schnauben. Trotzdem lacht meine Freundin herzlich auf, drückt mich fest an sich und beginnt zu kichern wie ein Schulmädchen.
»Merda, könnt ihr draußen quaken?« Das grunzende Murmeln kommt von meinem Fußboden. Auch wenn ich sofort weiß, wer dort liegt und aus dem Land der Träume erwacht, verlässt ein leiser Schrei meine Lippen.
Ich habe ihn vollkommen vergessen. Mercúrio richtet sich schnaubend auf, fährt sich durch die dichten Haare und stößt ein lautes Gähnen aus, als wäre er ein Tier in der Brunft.
Er hatte keine Lust, mit Amilcar ins Wohnheim zu gehen, da die beiden sich gestern auf der Strandparty noch wegen einer Kleinigkeit in den Haaren hatten. Seitdem das Männerwohnheim vor einem Jahr für einige Monate wegen eines Schädlingsbefalls geräumt werden musste, haben Lua und ich Besuchermatratzen in unserer WG. Ich liebe es, außerhalb des Campus zu wohnen, denn so kann ich dem ganzen Trubel entfliehen, wenn meine Kurse vorbei sind.

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HATE ME HARDER
RomantikCOLLEGE-ROMANCE Als die Biologiestudentin Arla Oliveira in einer wilden Partynacht von ihrem Knutschpartner plötzlich mit seinem Drink überschüttet wird, hätte sie mit allem gerechnet. Nur nicht damit, dass ausgerechnet der Uni-Schwarm und Womanize...