KAPITEL 32

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ARLA

Hurricane versteift sich augenblicklich. Wieder zeigt er die merkwürdige Angewohnheit und zieht die Nase hoch. Ich finde es interessant, weil es offenbart, dass ihm die Frage unangenehm ist. Trotzdem versucht er, es zu verstecken. Noch kenne ich ihn nicht gut genug, um ihn darauf anzusprechen. Ich warte geduldig auf seine Antwort.

»Ich schlafe nicht mit vielen Mädchen«, antwortet er mir. Ich hatte schon damit gerechnet, dass er gar nicht mehr antworten wird oder meiner Frage ausweicht.

»Tatsächlich?«, frage ich erstaunt und unbedacht. Hurricane lacht auf.

»Ja, tatsächlich«, bestätigt er nachdrücklicher. »Das ist eines dieser Gerüchte, das ausgeschmückt wird, ohne die Wahrheit zu kennen.« Ich runzle die Stirn und nicke langsam. Womöglich irre ich mich tatsächlich in ihm. Immerhin hat er mir heute eine völlig andere Seite von sich gezeigt. Eine Seite, die ich niemals für möglich gehalten hätte.

Hurricane Sousa ist tatsächlich nett. Er ist sogar witzig und ein bisschen unsicher. Deshalb zweifle ich auch nicht an seiner Antwort. Ich glaube ihm einfach.

»Interessant. Das tut mir leid für dich. Vielleicht schimpfe ich mit dem nächsten Mädchen, dass ich so einen Mist reden höre. Aber woher weiß ich, dass sie nicht die Wahrheit sagt? Woher weiß ich, dass nicht gerade sie eines der Mädchen gewesen ist, mit denen du geschlafen hast?«

»Bindest du jedem, der dich nach Plutão oder Kerlon fragt, auf die Nase, dass du Sex mit ihnen hattest? Ich denke nicht. Sei dir sicher, dass jedes Mädchen, das damit angibt, nicht die Wahrheit sagt«, erwidert er grunzend. In meinem Kopf schrillt eine Alarmglocke, doch ich ignoriere sie.

»In Ordnung. Jetzt kann ich dir ja jedes Mal eine Nachricht schicken, wenn ich wieder Geschichten über dich höre«, grinse ich. Hurricane erwidert meinen Blick.

»Worunter hast du mich abgespeichert?«, fragt er plötzlich. Verdutzt öffne ich den Mund, weil ich nicht mit einer solchen Frage gerechnet habe.

»Unter dem naheliegenden Namen«, antworte ich schulterzuckend. Verbissen unterdrücke ich mein Grinsen.

»Im Ernst? Javali?« Hurricane lacht tatsächlich, wofür ich ihn glatt noch mehr mag. Er hat Humor. Es ist noch ein minimaler Pluspunkt auf meiner - eigentlich strickt verboten angelegter - Liste. Ein bisschen ärgert es mich, dass er mir derart gefällt, je mehr Zeit ich mit ihm verbringe. Ich wollte ihn nicht mögen, allerdings kann ich allmählich nicht mehr anders. Womöglich würde ich es nie zugeben, wenn mich jemand fragt, aber ich mag Hurricane. Sehr. Abgesehen von seinem Charakter kann er auch noch wahnsinnig gut küssen. Es ist eine Schande. »Womit habe ich eigentlich den fiesen Spitznamen verdient? Meiner ist nicht gemein. Lämmchen sind süß«, sagt er schauspielerisch geknickt.

»Möchtest du auf die Frage tatsächlich eine ehrliche Antwort? Es wird dich nicht freuen, weil es mit den Gerüchten über dich zusammenhängt.« Hurricane seufzt schwer, ehe er ein nachdenkliches Schnauben von sich gibt. Ganz leicht lehnt er sich zurück, sodass die untergehende Sonne seine Haare trifft. Der Anblick ist himmlisch.

»Raus mit der Sprache«, fordert er mich auf. Ein missmutiges Grummeln rollt noch über seine Lippen, bevor er mich abwartend anschaut.

»Aufgrund der Eckzähne, auch Hauer genannt«, gebe ich beinahe kleinlaut zurück.

»Wegen der Zähne?«, fragt er völlig perplex. Seine Augenbrauen hüpfen in Richtung Baseballkappe. Es sieht niedlich aus, wenn er unwissend ist. »Habe ich große Zähne?« Plötzlich höre ich deutlich die Selbstzweifel heraus. Hurricane fasst sich sogar an die Schneidezähne, sodass ich ein Lachen nicht mehr unterdrücken kann.

HATE ME HARDERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt