KAPITEL 47

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ARLA

Hurricanes Hand in meiner wird schlagartig eiskalt. Plutãos Stimme ist noch nicht gänzlich verklungen, dennoch schrillt sie in meinen Ohren, als würde er die Worte immer und immer wiederholen. Er lacht sein ekliges arrogantes Lachen, das ich an ihm vor einigen Wochen noch anziehen fand. Jetzt widert er mich an. Höchst eingebildete lehnt er an der Wand neben der Treppe, den Fuß gegen den Putz gestützt und die Arme verschränkt. Die abfällige Zufriedenheit flimmert in seinen Augen und ich kurz davor, dem Drang nachzugeben, sie ihm auszukratzen.

Grimmig starre ich ihm entgegen, während Hurricanes Hand sich um meine verkrampft. Ich halte mich davon ab ihn jetzt anzusehen, denn es würde Plutão nur Pulver für seine Kanone liefern. Mir fällt es überaus schwer, den Impuls zu unterdrücken, allerdings möchte ich ihn nicht besorgt ansehen und Plutãos verachtende Haltung noch verstärken.

Es genügt schon, dass ich nicht einmal daran gedacht habe, dass er mich hören könnte. Schließlich kenne ich Plutão schon jahrelang und hätte wissen müssen, dass er im Treppenhaus herumlungert, bis ich nach Hause komme. Auf der Party war er noch nicht fertig und er hasst es, Dinge nicht zu beenden. Ich hasse es, dass ich diese Eigenschaft früher einmal anziehend an ihm gefunden habe.

»Verschwinde, Plutão«, raunze ich und ziehe an Hurricanes Hand. Er rührt sich nicht. Mittlerweile ist er sogar einen Schritt rückwärts gegangen. Der Fluchtinstinkt schimmert in seinen hinreißenden Iriden und lässt die Besorgnis in Wellen gegen mein Herz schwappen. Mir erschließt sich nicht, warum Plutão so ein Verhalten in ihm hervorruft, denn es ist nicht das erste Mal, dass ich erlebe, wie zornig er ihn anblickt. Langsam aber sicher glaube ich nicht mehr daran, dass es nur die Eifersucht ist, die ich anfangs vermutet habe.

»Nein. Den Spaß lasse ich mir nicht entgehen«, erwidert Plutão.

»Welchen Spaß? Bist du wirklich so armselig, dass du dich über sowas lustig machst?« Mein Zischen sorgt für ein noch breiteres Grinsen. Er schickt ein Zungenschnalzen in meine Richtung und meine Augen verengen sich. Die Verachtung in diesem Ton geht mir durch Mark und Bein, obgleich er nicht ein Wort von sich gibt.

»Na los, Hurricane. Geh' und fick Arla Oliveira. Ich kann dir versprechen, die Bitch ist es wert«, lacht er kehlig. Mein Herz krampft. Logisch betrachtet ist mir klar, dass Plutão betrunken, verärgert und eifersüchtig ist, dennoch tun seine Worte weh. Nur, weil ich eine Frau bin, die Spaß an Sex hat, bin ich noch lange nicht leicht zu haben. Obgleich ich Plutão in den letzten Monaten durchaus diesen Eindruck vermittelt habe. Es hat ein Blick von ihm genügt und ich war bereit, mit ihm ins Bett zu gehen. Ein Fehler, den ich niemals wiederholen werde.

»Vorsicht, Plutão«, grummelt Hurricane. »Du redest so nicht über sie. Hast du verstanden?« Hurricane zieht seine Hand aus meiner, sodass mir die massive Anspannung in seinem Bizeps auffällt. Er ist stinkwütend. »Sag über mich, was immer du willst, aber lass Arla aus dem Spiel.«

Mein Nachbar wirft mit einem schallenden Lachen den Kopf in den Nacken. »Wieso sollte ich? Sie ist doch das Spiel, richtig? Auf alle Fälle ist sie der verfluchte Pokal.« Hurricane gibt ein düsteres Grummeln von sich.

»Lass uns einfach hochgehen, Hurricane«, fordere ich ihn flehend auf. Mir ist bewusst, was passieren wird, wenn er sich von Plutão provozieren lässt. »Bitte.« Meine Anfügung sorgt dafür, dass er den Blick in mein Gesicht senkt. Umgehend glätten sich seine Züge. Dennoch kann ich die Spur Härte nach wie vor sehen. Der Gesichtsausdruck ist vergleichbar, mit dem Moment auf der Party, bevor Hendrix ihm die Hand auf die Schulter gelegt hat. Mir ist bewusst, ohne es versucht zu haben, dass ich nicht die gleiche beruhigende Wirkung auf ihn habe, wie sein bester Freund. Dafür kenne ich Hurricane zu wenig.

HATE ME HARDERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt