HATE ME HARDER

KAPITEL 15

HURRICANE

Die Hitze steckt in meinen Knochen, dessen bin ich mir absolut sicher, während Arla mich mit diesen großen bernsteinfarbenen Augen anblickt. Zarte Finger krallen sich in mein Shirt, unterdessen streift ihr Blick über mein Gesicht. Sie schaut zwischen meinen Lippen und Augen hin und her. Es scheint, sie würde fieberhaft überlegen, welchen Schritt sie als Nächstes tun soll. Ich hätte nichts dagegen, wenn sie mich jetzt küssen würde, obwohl ihre Lippen vor einer halben Stunde noch von Plutão in Beschlag genommen worden sind. Liebkosend gleitet mein Daumen ihren Kieferknochen entlang, sodass ich jede Regung ihres Gesichts ertasten kann. Ich spüre, wie sie schluckt und die Lippen kräuselt, ehe ich es sehe.

Bevor sie mir Perfektion unterstellt hat, wollte ich sie lediglich sicher nach Hause bringen. Weil Mercúrio sie alleingelassen hat, um mit dem traurigen Mädchen weiter zu kuscheln. Nicht einmal der Allmächtige persönlich hätte mich davon abhalten können, diese Party für Arla zu verlassen. Doch jetzt, da sie mir ihre Sicht auf meine Person offengelegt hat, möchte ich mehr. Mehr von ihrer Stimme hören. Mehr von ihrem verhaltenden Lächeln. Mehr von dem Zucken ihrer Brauen. Mehr von dem sanften Glanz ihrer Augen, der mein flatterndes Herz gefangen hält.

»Ich will es nicht probieren«, sagt sie. Mit diesen Worten trifft sie mich völlig unvorbereitet. Einen Augenblick sehe ich sie verständnislos an. »Das Olivenöl. Ich will nicht versuchen, wie es von deinen Lippen schmeckt. Denn genau danach wolltest du mich doch gerade fragen, richtig?« Bevor ich darauf etwas erwidern kann, nimmt sie die Hände von meinem Shirt und tritt an mir vorbei. Kopfschüttelnd geht sie über den Platz auf eine Seitenstraße zu.

Wie festgewachsen stehe ich da und kann ihr einfach nur nachschauen. Céu. Ich wollte sie nichts der Gleichen fragen, allerdings wollte ich sie küssen, porra.

Arlas Hüften schwingen provokativ, obwohl sie flache Schuhe trägt. Bei der Straße angekommen, wirft sie noch einen knappen Blick über die Schulter, dann ist sie im Schatten der Gasse verschwunden.

»O que você está fazendo idiota?«, fauche ich mich selbst an und stürme ihr hinterher. Als ich die Straße erreiche, kann ich sie jedoch nirgendwo mehr entdecken. Vielleicht wohnt sie in einem dieser Häuser? Panisch hebe ich den Blick und scanne die Wohngebäude. In keinem brennt Licht im Treppenhaus. Meine Ohren lauschen auf jedes Geräusch, bis ich Schritte höre und das Klimpern von Schlüsseln. Hastig werfe ich einen Blick über die Schulter, doch hinter mir ist niemand.

Zügig jogge ich die Straße entlang, wodurch der Alkohol in meinem Blut schwappt und das notwendige Adrenalin zurückhält. Ich komme mir elend langsam vor, trotzdem entdecke ich ihr knallpinkes Shirt, nachdem ich aus der Gasse geeilt bin. »Du wirst mich jetzt nicht einfach stehen lassen, cordeirinho«, rufe ich durch die Straße.

Sie zuckt zusammen und dreht sich mit forschendem Blick zu mir um. Dann erscheint wieder dieses Lächeln, für das ich auf die Knie fallen könnte. »Womit willst du mich denn davon abhalten, javali? Ich werde sicherlich nicht die restliche Nacht mit dir Schwätzchen halten, um dir den Bauch zu pinseln.« Resolut dreht sie mir wieder den Rücken hin. Ein leicht ungläubiges Lachen dringt aus meinem Mund, ehe ich wieder die Beine in die Hand nehme.

Wenige Sekunden später habe ich mir ihren Oberarm geschnappt und sie herumgewirbelt. Eine Haarsträhne erwischt mich im Gesicht, während sie erschrocken die Augen aufreißt. Arla riecht nach Tequila und Zimt, gemischt mit einem unfassbar blumigen Duft eines Parfums.

Mein Atem trifft stoßweise auf ihr Gesicht. Mir ist sofort klar, dass es nicht von dem kurzen Sprint kommt, sondern von Arla, die sich meiner Berührung entgegen lehnt. Eu quero beijá ela. So sehr, dass es bis in meine Eingeweide zieht.