KAPITEL 1

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ARLA

Tausende Luftballons in Neonfarben wogen um unsere Körper herum. Seine Hand gleitet über meinen unteren Rücken, während die andere mein Gesicht umfängt. Das Lächeln auf seinen Lippen anzüglich und weich gleichermaßen. Obwohl ich mir bewusst bin, wir werden uns nach heute Nacht vermutlich nur zufällig auf dem Campus über den Weg laufen, wirkt der Ausdruck in seinem Gesicht echt. Er hat ehrliches Interesse an mir, beziehungsweise an meinem Körper. Ich weiß, was er will. Er weiß, was ich will.

Deutlich kann ich die Kühle vom Eis in seinem Getränk an meiner nackten Haut fühlen. Er drückt den Becher aus Hartplastik fest gegen mein Steißbein. Beim besten Willen fällt mir sein Name nicht mehr ein, doch das spielt auch keine Rolle. Wummernde Bässe ziehen durch meinen Körper. Wir bewegen uns im Einklang zum Takt, blenden die kreischenden Studenten völlig aus.

Intensive braune Augen verharren auf meinen Lippen, unterdessen leckt er über seine Unterlippe. Seine dichten schwarzen Haare sind unter einer abgenutzten grauen Baseballcap verborgen. Auf seiner Stirn funkeln einige Schweißperlen.

Gebräunte Haut, ein süßlich-herber Duft und ein perfekt sitzendes hautenges blaues Shirt. In meinem Blut wabert der Alkohol der letzten drei Pina Colada. Er riecht nach Zitrone und Wodka. Wieder blitzt seine Zunge hervor, bevor sich sein Mundwinkel hebt. »Küss mich, Sahneschnitte«, raunt er. Der Druck in meinem Nacken wird fordernder. Er zieht mich gegen seine Lippen, leckt über meinen Mundwinkel und erobert meinen Mund.

Mein Herz beginnt heftiger zu klopfen, als unsere Zungen aufeinandertreffen. Sofort gleitet seine warme Hand von meinem Gesicht abwärts. Sein Drink weiterhin gegen meine nackte Haut gepresst, beschert mir die nötige Abkühlung, um noch alles zu realisieren, was er tut. Er küsst himmlisch. Und während seine Hand hinunter zu meinem Bauch, um meine Taille herum und meinen Rücken wieder hinaufgleitet, lasse ich es zu, dass sie unter mein Croptop schlüpft. Sachte fährt er die Kontur meines BHs nach, entlockt mir ein wohliges Seufzen. Immer weiter bewegen wir uns im Takt zur Musik, unterbrechen den Kuss nicht.

Es ist wie ein Versprechen. Ein Versprechen für all die himmlischen Dinge, die er mit mir tun wird, wenn wir aufhören zu tanzen. Mir ist klar, was im Anschluss passiert. Er wird sich meine Hand greifen, mich durch die Menge mit sich ziehen und entweder gehen wir zu mir oder in sein Wohnheim. Zumindest glaube ich, dass er in einem der Wohnheime am Campus lebt.

Irgendwo in meinem Rücken höre ich johlende Rufe. Ich kann die Stimmen sofort zuordnen, weshalb ich ein Grinsen unterdrücken muss. Mercúrio und meine beste Freundin und Mitbewohnerin Lua sind unverbesserlich. »Los Arla!«, brüllt Amilcar, dann folgt wieder Johlen von Mercúrio. Sekunden später lösen sich die sinnlich, weichen Lippen von meinem Mund. Wieder erwischt mich der Blick aus braunen Augen eiskalt, dennoch heizen seine tanzenden Finger auf meinem Rücken mir mächtig ein.

»Sollen wir abhauen?«, raunt er über den Lärm hinweg in mein Ohr.

»Lass uns verschwinden«, erwidere ich atemlos. Ich versuche überhaupt nicht sexy oder verführerisch zu klingen, weil es mir ohnehin nicht gelingen würde.

Der Kerl schenkt mir ein begeistertes Grinsen, seine Hand löst sich von meinem Rücken und er packt sich mein Handgelenk. Vermerkt: Doch kein Händchen halten, um abzuzischen.

Über die Schulter gebe ich Lua ein Zeichen, woraufhin sie beide Daumen in die Luft reckt und begeistert nickt. Mercúrio tut so, als müsste er kotzen und Amilcar applaudiert kindisch. Kopfschüttelnd lache ich und folge meinem Begleiter für diese hitzige Spätsommernacht.

Zielsicher steuert er uns durch die tanzende Meute, Richtung Ausgang. Hin und wieder entdecke ich einige meiner Kommilitonen und winke ihnen lächelnd zu. Im Augenblick habe ich - genau wie der Kerl, der mein Handgelenk umschlungen hält - nur ein Ziel: Ich will irgendwo hin, wo wir ungestört sind.

HATE ME HARDERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt