ARLA
Samstag. Der schlimmste Tag in dieser Woche. Gewöhnlich freue ich mich auf den Samstag. Heute nicht. Heute ist der Tag, an dem ich auf ein Date gehe. Ein Date mit Hurricane Sousa. Der Kerl, der sich gestern vor der Bibliothek hat ablecken lassen. Wundervoll.
Keine Ahnung, was ich mir dabei eigentlich gedacht habe. Zum zehnten Mal an diesem Tag greife ich nach meinem Handy, um eine Nachricht an ihn zu schreiben. Nachdem ich ihn gestern beim Knutschen beobachtet habe, will ich überhaupt nicht mehr mit ihm ausgehen. Ich kann auf diese Verabredung verzichten.
Lua habe ich nichts von meinen Plänen erzählt. Seit langem herrscht zwischen uns wieder eine ungewöhnliche Funkstille. Wir reden - allerdings nur das notwendigste. Ich erwarte eine Entschuldigung, sie ebenso. Und da wir beide ziemliche Sturköpfe sind, wird es noch eine Weile dauern. Heute Morgen ist sie zu einem Ausflug mit Gil aufgebrochen und hat mich darüber informiert, dass ich nicht auf sie warten soll. Vermutlich verbringt sie die nächsten Tage mit ihm in irgendeinem Hotel. Mich würde brennend interessieren, wie die Sache sich nun zwischen ihnen entwickelt hat. Wie steht sie zu ihm? Wie steht er zu meiner besten Freundin? Finde ich es überhaupt gut, dass sie so viel Zeit mit ihm verbringt?
Schnaubend lege ich mein Handy zurück auf den Waschtisch. Ich wusste genau, worauf ich mich einlassen würde, wenn ich dem Date zustimme. Deshalb lass' ich mich gewiss nicht von seinem Geknutsche mit diesem hübschen Mädchen verunsichern. Außerdem will ich überhaupt nichts Tieferes von ihm. Nach diesem Date hat er sich hoffentlich eingekriegt und lässt mich endlich in Frieden.
Angespannt stecke ich einige Haarsträhnen seitlich hoch, richte meine Kette und zupfe an meinem Shirt herum. Übermäßig schick werde ich mich für Hurricane sicherlich nicht machen. Ich schlüpfe in eine lockere Jeansshorts und schwarze Sneaker. In einer halben Stunde treffe ich mich am Pier mit dem Weiberheld. Mir ist klar, dass ich einfach absagen könnte, doch ich kann darauf verzichten, dass er mich für das restliche Semester nervt.
Grummelnd räume ich das Badezimmer auf, damit ich Zeit schinde. Ich will nicht überpünktlich kommen. Vielleicht verspäte ich mich sogar. Mich würde brennend interessieren, wie Hurricane aussieht, wenn er Angst hat versetzt worden zu sein.
Direkt nach dem Aufräumen wische ich die Flächen ab, stopfe die dreckige Wäsche in einen der Körbe und ordne schlussendlich noch meinen Schreibtisch. Ich drücke mich vor der Pünktlichkeit, obgleich ich es verabscheue verspätet irgendwo aufzutauchen. Bei Hurricane ist es mir nicht ansatzweise so unangenehm, wie es mir bei anderen Menschen ist. Auf Partys ist es für mich nicht ungewöhnlich, bei Verabredungen schon.
»Gut, Arla, lass den Quatsch. Vá em frente«, knurre ich mein Spiegelbild an. Ich packe einen Lippenpflegestift in meine Handtasche, sowie Handy, Geld und Schlüssel. Mehr werde ich sicherlich nicht brauchen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich nicht einmal Geld brauche, aber von Hurricane lasse ich mir sicherlich nichts bezahlen. Vielleicht tut er wie ein Gentleman, allerdings zweifle ich noch daran.
Die Hitze Portugals erschlägt mich, als ich aus der Haustür trete. Die Straßen sind leer, weil der Großteil an normal denkenden Personen bei diesen Temperaturen zu Hause bleibt. Nach zehn Schritten bricht mir der Schweiß aus und ich verfluche Hurricane. Heute hätte ich mich sicherlich nicht aus dem Haus bewegt, solange die Sonne noch zu sehen ist. Zum Pier ist es nicht weit, trotzdem nehme ich den schattigen Umweg durch die Gassen und Seitenstraßen. Kaum bin ich aus einer der Straßen getreten, kann ich schon die Schachbretter sehen.
Im Schatten eines Baumes sitzen dort tatsächlich einige ältere Personen und spielen. Kinder toben auf einem Spielplatz mit Wasser, Pärchen holen sich Eis bei dem besten Eisladen in der Stadt. Hinter meiner Sonnenbrille verborgen, halte ich Ausschau nach Hurricane. Zwei Sekunden später habe ich ihn entdeckt. Er hockt auf einer der Bänke neben den Schachbrettern und tippt auf seinem Handy herum. Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass ich zehn Minuten verspätet bin. Sicherlich werden zwei Minuten auch nichts mehr verbessern. Grinsend bleibe ich auf meinem Schattenplatz stehen, und beobachte ihn. Was wird er tun, wenn ich gleich nicht auftauche? Vielleicht haut er ab?

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HATE ME HARDER
RomanceCOLLEGE-ROMANCE Als die Biologiestudentin Arla Oliveira in einer wilden Partynacht von ihrem Knutschpartner plötzlich mit seinem Drink überschüttet wird, hätte sie mit allem gerechnet. Nur nicht damit, dass ausgerechnet der Uni-Schwarm und Womanize...