After the Storm - Man x Man

Prolog

Er war ein Sturm.
Einer dieser Stürme, die die Welt erschüttert. Man bekommt Angst, fühlt sich nicht länger sicher in seiner Umgebung und würde am liebsten fliehen. Aber die Straßen sind gesperrt. Eine Flucht ist nicht möglich.
Man ist gefangen.
Man sitzt in einem gigantischen Haus, das plötzlich nicht mehr unzerstörbar ist. Man fühlte sich sein ganzes Leben lang sicher, aber dieser gewaltige Sturm bringt diese Sicherheit ins wanken.

Doch nicht immer ist ein Sturm so schlimm, wie man anfangs denkt. Es gibt eine Art von Stürmen, die so erschütternd sind, dass danach etwas neues entsteht. Der Wind wirbelt Staub auf und gibt möglicherweise die Sicht auf etwas komplett neues frei. Das Haus in dem man lebte ist kaputt. Das Fundament ist eingestürzt und man ist gezwungen weiterzuziehen.
Es ist eine Chance. Ein unverhoffter Neuanfang. Plötzlich ist nichts mehr in Stein gemeißelt und du hast du Möglichkeit von vorne anzufangen. Selbst zu entscheiden, was du in deinem Leben möchtest und was nichts.

Ezra war dieser Sturm für mich. Er hat mein Leben erschüttert und alles in Frage gestellt, wofür ich gelebt habe.

Doch leider erkennen wir die Schönheit eines Sturms erst, wenn er vorbei ist.
Mein Sturm ist weitergezogen, wirbelt jetzt irgendwo anders Staub auf. Ich bin mir sicher, dass er auch dort wieder wunderschöne Aussichten erschafft.

Ezra hat es geschafft, in gerade einmal einem halben Jahr mein Leben auf den Kopf zu stellen. Er hat Dinge hinterfragt, mich aus dem Konzept gebracht. Er ist weitergezogen und hat Chaos hinterlassen.
Ich wünschte er könnte sehen, was ich aus diesem Chaos erschaffen habe.
Zu gern würde ich ihm zeigen, wie er mich und mein Leben beeinflusst hat.

Ein Sturm wütet nie zweimal am gleichen Ort. Stürme ziehen durch das Land, verändern sich und lösen sich irgendwann auf.

Ich befürchte, nicht immer bekommt man eine zweite Chance im Leben, aber ich bin noch nicht bereit, ihn aus meinen Gedanken ziehen zu lassen.

Ezra war der beste Sturm meines Lebens.
Und mit dieser wiederkehrenden Erkenntnis legte ich meinen Stift beiseite. Mein Notizbuch mit dem braunen Ledereinband ruht auf meinem Schoß, während ich aufblicke. Es ist Sommer geworden. Ich sitze auf dieser Bank im Park, die für immer ein besonderer Ort für mich sein wird. Der See leuchtet in den schönsten, bunten Farben, die wir niemals gemeinsam sehen konnten. Es ist fünf Jahre her. So oft wollte ich hierher zurückkommen - mit ihm - doch erst heute konnte ich mich überwinden.

Ende Juli.
Es sind knapp fünf Jahre vergangen seit Ezra, doch die Erinnerungen an all das, was er für mich bedeutet hat sind noch so präsent, als wäre es erst gestern gewesen. Immer wieder zieren die Seiten meines Notizbuchs Gedanken, wie diese die ich heute zu Papier gebracht habe. Immer wieder erinnere ich mich an den Sturm, den ich auch heute noch schmerzlich vermisse. Es war mir damals nicht bewusst, was er in mir ausgelöst hat. Heute weiß ich, dass ich zwar alles am Ende selbst geschafft habe, er aber den Stein für mich ins Rollen gemacht hat

Ich schließe meine Augen und reise zurück an den Tag, an dem der Sturm, der mein Leben verändern sollte, seinen Anfang nahm. Ich sollte es abhaken, einfach weitermachen. Es ist längst Gras über die Sache gewachsen und wir wir alle wissen, lässt sich die Zeit nicht zurückdrehen. Ich habe es versucht, wirklich. Aber heute ist einer der Tage, da will ich nicht stark sein, nicht darüber stehen und weiter machen. Heute will ich an jene Zeit denken, in der sich alles veränderte ...