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„Also, was kochen wir?"
„Ehm ... ich hab bisschen was da, worauf hast du Lust? Wir können auch bestellen, wenn dir nichts zusagt."
„Hayden. Du tust es schon wieder." er lächelte warm. „Worauf hast DU Hunger?" Ich hasste diesen Tag und liebte seine Aufmerksamkeit gleichermaßen. Diskussionen brachten bei Ezra auch nichts also stand ich resigniert auf.
Wir gingen rüber zum Kühlschrank. Ich hatte eine Küchenzeile im Wohnzimmer, offiziell nannte man dies wohl eine Wohnküche. Ich nannte es einfach effizient.
Ich kramte ein wenig in den Schränken und traf nach einigem hin und her meine Entscheidung.
„Isst du Fisch? Ich bin für Pasta mit Lachs" schlug ich etwas unsicher vor und beobachtete genau seine Reaktion.
„Bin dabei - ich liebe Lachs."
Ich war erleichtert. Ich hoffte gleichzeitig aber, dass er das nicht nur aus Nettigkeit sagte. Zum Glück wusste ich, wie man in der Küche arbeitete und fingan, das Essen zuzubereiten. Ezra bestand darauf, zu helfen, also schnitt er alle Zutaten klein, während ich Töpfe auf den Herd stellte und die Nudeln abwog.
„Du wiegst Nudeln, echt jetzt?"
Ich erstarrte. Ich wog meine Nudeln aus Gewohnheit. So konnte ich im Alltag kontrollieren, wie viele Kalorien ich zu mir nahm. Ich überlegte angestrengt, wie viel Gramm wohl für zwei Personen normal waren, schließlich aß ich meist weniger als 100 Gramm pro Portion. Ich sah den Brünetten ratlos an, also nahm er die noch geschlossene Nudelpackung, öffnete diese und Nahm gut zwei Drittel raus. Ich schluckte.
„Es ist okay. Wir sind Männer und hungrig. Wenn was übrig bleibt hast du morgen noch ein Essen. Wir müssen ja nicht alles essen" sagte er sanft. Ich fühlte mich verstanden ohne, dass ich ihm von meiner Essstörung erzählt hatte. Aber, wenn man mich genau beobachtete war es wohl sowieso offensichtlich, vielleicht musste ich es auch einfach nicht erklären. Warum konnten nicht alle sein, wie Ezra?

Ein Lächeln zierte meine Lippen, als wir weiter zusammen kochten. Ezra ging zum Fernseher, da er gerne etwas Musik hören wollte. Er schaltete den TV an und wählte die Musik-App aus.
„Ah nice, deine Playlist ist noch auf."
Er drückte auf Play, ehe ich reagieren konnte.
Der Raum wurde von Circus, einem Song der Band Stray Kids erfüllt. Ich bekam Schweißausbrüche. Natürlich war es mit unangenehm, dass ausgerechnet das erste Lied meine Vorliebe zu K-Pop offenbarte. Ich rührte angeregt die Nudeln im Topf hin und her um mich zu beruhigen.
„Du steckst voller Überraschungen, Hayden. Die tanzen doch auch immer voll krass oder? Kannst du das? Krieg ich ne Vorführung?"
Ich konnte unmöglich zugeben, dass ich die Choreografien meiner Lieblingslieder im Schlaf konnte. Ich war eben ein K-Pop Stan, wie er im Buche stand. Ich schüttelte peinlich berührt den Kopf. Auf gar keinen Fall. Sicher war ich rot wie eine Tomate.
Ich spürte Ezra plötzlich dicht hinter mir und mein Herz blieb für einen Moment stehen.
Das. War. Zu. Nah.
Er platzierte seine Hände auf meinen Hüften und ich kam schon auf unanständige Gedanken, doch es kam anders. Er fing an meine Hüften nach links und rechts zu schubsen.
„Looooos jetzt, beweg deine Hüften ich will's sehen" bat er und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
„Vergiss es, Ezra. Nie im Leben" weigerte ich mich. Diese Position war übrigens immer noch viel zu nah. Und ließ mich sein Verhalten zu einander Prozent wieder falsch interpretieren.
Er riss mich rum, Sodass ich ihm direkt gegenüber stand und nahm mich an den Schultern, schüttelte mich und versuchte, meinen Körper zur Musik zu bewegen. Ich fühlte mich wie eine Marionette und musste lachen, weil ich keine Kontrolle über meinen Körper hatte. Er war viel stärker als ich. Der Tag war trotz einiger unangenehmer Situationen so unbeschwert und leicht. Ich ertappte mich bei dem Wunsch, der Abend würde für immer anhalten.
Ich tat also etwas sehr Hayden-untypisches. Ich nahm seine Hände von mir und schob ihn ein Stück zurück, dass ich genug Platz hatte. Gerade rechtzeitig mit dem Refrain von DYNAMITE setzte ich ein und tanzte eine etwas unbeholfene und peinlich berührte Version der Choreografie vor. Ezra klatschte und jubelte mir theatralisch zu. Es war unangenehm und erfrischend und irgendwie so vieles auf einmal, dass ich die Emotion nicht einordnen konnten.
Wir lachten, hätten fast die Nudeln verkochen lassen, weil wir so mit uns beschäftigt waren. Ezra reagierte rechtzeitig und nahm sie vom Herd. Ich trank einen großen Schluck Wasser und schmeckte die Soße ab.

„Hier probier mal" ich hielt ihm meinen Löffel hin, den ich bereits im Mund hatte. Ich realisierte es aber erst, als Ezra kurz zwischen dem Löffel und meinem Mund hin und her sah. Ich wollte schon in Panik verfallen und den Löffel zurücknehmen, als er seine Lippen öffnete und die Soße vom Löffel probierte. Er sah mich die ganze Zeit an mit diesem Blick, den ich schon von gestern und neulich kannte und ich spürte, wie die Stimmung umschlug. Seine Augen waren dunkler, fast wie ich mir die Tiefen des Meeres vorstellen würde.
Wieder dieses Herzklopfen.
„Ist lecker" sagte er und der Moment schien vorbei. Ich kam mit dem Verarbeiten kaum hinterher, so oft änderte sich die Chemie zwischen uns. Wie viele kleine Kettenreaktionen.
Wir vermischten alles und gingen mit zwei vollen Tellern wieder zum Sofa. Ich hatte nicht darauf geachtet, dass ich letztlich doch alle Nudeln verteilt hatte und es störte mich in diesem Moment ausnahmsweise auch nicht.
Wir aßen und sahen uns währenddessen einen Film an, den ich eigentlich im Kino sehen wollte, aber leider verpennt hatte.

After the Storm - Man x ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt