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Es war ein wirklich schöner, spätsommerlicher Abend und die Gesellschaft meiner Freunde ließ den Abend wie im Zeitraffer vergehen. Wir aßen das perfekt gegrillte Fleisch von David und hatten unzählige Beilagen zur Auswahl. Rose ließ sich als Gastgeberin nicht lumpen und hatte sogar einen Nachtisch vorbereitet sowie Snacks, die wir später zu dem ein oder anderen Weinglas aßen. Wir lernten Alex besser kennen, der wirklich gut zu meiner besten Freundin passte, witzelten über die Streitigkeiten des einzigen Ehepaars unserer Runde und bekundeten Beileid, weil Lucas sich beschwerte, noch immer nicht seinen richtigen Deckel gefunden zu haben. Wir waren aber noch so jung und hatten alle Zeit der Welt.
Ich tat mein bestes, mich auf die Unterhaltungen und allgemein meine Freunde zu konzentrieren, doch Ezra machte es mir schwer. Nicht nur, dass er so unverschämt gut aussah, als wäre er dem Cover der aktuellen Mens Health entsprungen mit seinem gut sitzenden kurzärmligen Hemd und den Bermudashorts. Ich registrierte auch wirklich viele, intensive Blicke - etwa, wenn ich die Gabel zu meinem Mund führte oder wenn ich über etwas lachte, das die anderen sagten.
Als würde er mich vor allen andere ausziehen.
Mit seinen Blicken.
Trotzdem hatten wir seit vorher in der Küche nicht mehr direkt miteinander gesprochen, also schwanden meine Hoffnungen auf eine gemeinsame Nacht, je weiter der Abend fortschritt.
Rose verabschiedete sich als erste ins Bett. Da Louise in letzter Zeit gezahnt hatte mussten sie die eine oder andere schlaflose Nacht überstehen weshalb sie dringend die verlorenen Stunden nachholen wollte. Dave betraf das zwar auch - er lebte aber schon immer gern am Limit und ging das Risiko ein.
Lilly, die sich schon einige Zeit auffällig an Alex gekuschelt hatte gab als zweite auf und so blieb auch Alex nichts anderes übrig, als den Heimweg anzutreten obwohl er gerade eine Bromance mit Lucas begonnen hatte.
Ich beschloss, den Absprung zu schaffen und schloss mich den beiden an. „Also, ich pack's dann auch langsam." verkündete ich und stand mit den anderen beiden auf.
Bitte Ezra, geh mit.
„Ihr geht schon? Seit wann sind meine Freunde so alt geworden?" Echauffierte sich Lucas ironisch. „Aber Ezra, du bleibst oder?" sagte er weiter. Vollidiot.
„Hm ..." Ezra sah mich kurz prüfend an und schien ernsthaft zu überlegen. „Ich glaub ich werd mich anschließen, hab Hayden vorhin versprochen ihn heim zu fahren. Es fahren immerhin keine Busse mehr". Wow. Ich wusste ja, dass Ezra absolut umwerfend war, aber diese spontane Improvisation beeindruckte mich dennoch ungemein. Lilly runzelte die Stirn in meine Richtung, sagte jedoch nichts.
Gut so.
Wir verabschiedeten uns und jeder ging seiner Wege, wobei genau genommen liefen wir vier gemeinsam zum Parkplatz und stiegen einfach nur in getrennte Autos ein. Ezra ließ seine Playlist leise laufen, während er das Auto die dunklen Straßen entlangnavigierte und wir eine ganze Zeit einfach die Ruhe genossen.
„Ich wusste nicht, dass du lügen kannst ohne rot zu werden" sagte ich irgendwann um ihn zu necken und sah, dass sein Blick kurz von der Straße zu mir huschte und wieder zurück.
„Und ich wusste dafür, dass das, was du willst dir komplett über dein Gesicht geschrieben war. Du musstest es nicht mal sagen und ich hab verstanden, dass ich mitkommen soll". Nein, meine Durchschaubarkeit machte mich überhaupt nicht nervös.
Und auch seine Hand, die ich auf einmal auf meinem Oberschenkel spürte machte gar nichts mit mir.
Absolut nichts.
Auch nicht, als er sanft über den Stoff meiner Shorts striff und seine Finger in meine Haut darunter drückte.
Fuck.
Würde er nur ein kleines Stück, nur wenige Zentimeter weiter nach oben wandern würde er merken, dass dieses Bisschen schon ausreichte, um mich zu erregen.
Ich wollte ihn so sehr.
Die wenigen Kilometer zu meiner Wohnung fühlten sich an wie Stunden und ich schnallte mich sofort ab und stieg aus dem Auto, als wir auf der Straße geparkt hatten. Ezra sperrte ab und wir liefen - wieder stumm - nebeneinander auf das Gebäude zu. Der Aufzug fuhr heute langsamer als sonst doch ich nahm die Bewegung sowieso nicht mehr wahr. Weil ich nur noch ihn wahrnahm. Er, der sich an die gegenüberliegende Wand des Aufzugs lehnte und mich einfach nur ansah. Wie vorhin. Als würde er mich ausziehen.
So intensiv.
Endlich öffneten sich die Türen und ich ging schnellen Schrittes zu meiner Wohnungstür und sperrte auf. Ezra folgte mir in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich und wie ich das Klicken des Schlosses hörte klickte es auch in meinem Kopf, denn es reichte. Es war so anstrengend, ihn den ganzen Abend einfach nur zu sehen und ihn nicht anzufassen obwohl ich mich zwei Wochen lang darauf gefreut hatte und am liebsten in ihn hinein gekrochen wäre. Obwohl die Vorstellung echt eklig war.
Ich schaffte es nicht mal das Licht im Flur anzumachen, ehe ich mich gegen Ezra drückte, der überrascht einen Schritt zurück machte und mit dem Rücken gegen die Tür lehnte. Ich tastete nach seinem Hals, zog ihn zu mir und küsste ihn. Fest. Endlich.
Ein aufkeuchen von ihm, ein leises Stöhnen von mir als unsere Zungen sich berührten und begannen, wild miteinander zu tanzen.
Schmerz. Plötzlich waren unsere Münder nicht mehr vereint und der Moment war viel zu schnell vorbei. Seine Hand war fest in mein Haar gekrallt und er hatte meinen Kopf grob nach hinten gezogen.
„Dominant steht dir gut Hay. Aber ..." Fuck, er biss mir doch tatsächlich in die Unterlippe. Der Schmerz schoss mir direkt ins Blut und weiter in die Lenden, wo es ein angenehmes Ziehen war. „... ich bin dominanter. Und fuck, du hast es mir heute alles andere als leicht gemacht" sagte er und presste seine Lippen wieder auf meine und stieß sich von der Wand ab. So stark, dass ich gemeinsam mit ihm an der gegenüberliegenden Wand landeten.
Er hatte den Spieß umgedreht.
Während unsere Münder sich gegenseitig verschlangen, hungrig, berührten seine Hände mich überall und doch nicht genug. Er wanderte meinen Körper hinab und griff fest um meine Oberschenkel, hob mich mit einem Ruck hoch und presste mich jetzt noch mehr gegen die Wand.
Zu einhundert Prozent konnte er jetzt spüren, was er mit mir machte. Und hören würde er es auch.
„Du weißt gar nicht, wie sehr ich dich will" raunte ich an seinen Lippen und fuhr dann über seine Wange, leckte über seinen Kieferknochen und küsste ihn am Hals und seiner empfindlichen Stelle hinter dem Ohr. Das Ziehen wurde zu seinem Pochen, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte.
Noch mehr.

After the Storm - Man x ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt