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Ich wachte auf, als es draußen allmählich dämmerte. Wir hatten die Vorhänge nicht zugezogen und eigentlich wäre ich einfach aufgestanden, hätte sie geschlossen und mich einfach wieder neben Ezra, der leise in einem meiner Shirts vor sich hin schnarchte, gelegt. Doch als ich ein wenig klar im Kopf wurde zahlte mein Körper mir prompt die letzte Nacht heim. Ich konnte auf Anhieb keine Stelle ausmachen, die nicht schmerzte, doch sicherlich waren mein Rücken, die Hüften und mein Hintern am schlimmsten dran. Oh Gott, mein Hintern.

Ich blieb liegen, versuchte trotz der zunehmenden Helligkeit noch ein wenig Schlaf zu finden. Stattdessen fing ich irgendwann einfach an, den Brünetten beim Schlafen zu beobachten. Vermutlich auf eine gruselige Art und Weise beobachtete ich ihn dabei, wie er seelenruhig weiter schlief, seine Position immer wieder anpasste und an der Decke zog.

„Beobachtest du öfter andere Menschen beim Schlafen? Das ist unhöflich." Murmelte er irgendwann, noch immer mit geschlossenen Augen.
„Ich, ähm ..." ich drehte mich auf den Rücken und lief sicherlich rot an wie eine Tomate.

Unangenehm.

„Komm her" er zog an dem Ärmel meines Shirts, rieb sich mit der anderen Hand den Schlaf aus dem Gesicht. Ich robbte in seine Richtung und ließ mich in seine Arme ziehen, mein Rücken gehen seine Brust gelehnt.

„Hast du schmerzen?" sagte er gegen meine Schulter und ich zuckte als Antwort darauf mit dieser. Passt schon. Das war es wert.

Langsam fuhr er mit seiner Hand über meinen Körper und schmiegte sich gegen mich. Und obwohl auch das weh tat war es eines der schönsten Gefühle, die ich kannte.

Ich überlegte, ob es sich so wohl anfühlte mit jemandem zusammen zu sein. Gewollt zu werden. Selbst wenn das zwischen uns für ihn etwas rein körperliches war, so gab er mir permanent das Gefühl, wertvoll zu sein. Als wäre ich ihm wichtig. Ich sollte es genießen, bis er mich verlässt. Nicht nur, weil er in ein paar Wochen wieder zurück nach Hause geht. Sondern so richtig. Ich war gut darin, auf die Sintflut zu warten, die Situation mit meiner Mutter war der beste Beweis. Ich war bereit, und irgendwie auch nicht.

Ich traute mich nicht, Ezra zu fragen, was ich für ihn war - viel zu große Angst hatte ich vor seiner Reaktion. Dennoch beschloss ich, so lange in seiner Nähe zu bleiben, wie er es zulassen würde. Ich musste aufpassen, ihn nicht zu vergraulen.

Möglichst wenig Angriffsfläche bieten.

Ihn auf keinen Fall mit meinem Scheiß belasten.

Er blieb den Tag über bei mir, machte für mich eine Pause von seiner Abschlussarbeit und wir blieben lange im Bett. Wir duschten gemeinsam und schafften es nicht weiter, als bis zur Couch. Wir aßen die kalten Nudeln vom Vortag und schauten Serien, bis wir irgendwann - komplett losgelöst von irgendeinem Zeitgefühl - wieder einschliefen.

Ezra ging am Morgen in die Bib, um weiter an seiner Arbeit zu schreiben und ich hing den gesamten Tag einfach rum, spürte überall in meiner Wohnung seine Anwesenheit und bereitete mich gleichzeitig mental auf das vor, was mit bevorstand: Meine Mutter hatte Geburtstag.

Heute.

Und als wäre das nicht schon schlimm genug, weil es hieß, dass ich den Abend mit ihr verbringen würde, kam noch dazu, dass ich mich seit Weihnachten kaum gemeldet hatte. Wenn ich reagiert hatte, dann war ich so kurz angebunden, dass man es kaum als wirklichen Kontakt zählen lassen konnte. Und Jaden hatte es auch gespürt. Dieses Brodeln. War das die Quittung für ein kleines bisschen Glück? Musste ich in Kauf nehmen, dass die Welt untergeht, sobald ich ein wenig egoistisch war? Ich spürte, wie meine Luftröhre sich zusammenzog, als ich mich auf den Weg in mein Elternhaus machte. Je näher ich meinem Ziel kam, desto angespannter wurde ich. War das normal? Sollte man sich nicht eigentlich freuen, wenn man seine Eltern besucht?

After the Storm - Man x ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt