Also war ich mutig.
Ich streckte nicht nur den kleinen Zeh ins Babyschwimmbecken sondern ich sprang hinein ins offene Meer und spürte die Wellen an Gefühlen die kamen, als ich mich noch ein Stück bewegte und mit meinen Lippen die Unterlippe des Brünetten streiften. Und es reichte, dass ich ein Ziehen spürte, tief in mir löste sich gerade ein Sturm und ich wusste, wenn ich weiter machen würde, dann wären es nicht länger Wellen an Gefühlen. Es wären Tsunamis. Und wenn ich eins in meiner Therapie gelernt habe, dann die Tatsache, dass mein Herz manchmal wichtiger ist als mein Kopf. Und dass ein Tsunami mich nicht zwangsweise umbringen wird.
Seine Unterlippe war so warm. So weich, dass ich noch einmal darüber streifte und hören konnte, wie Ezra die Luft einsog. Und diese Augen, die noch dunkler schienen, als gerade eben noch.
„Ist das okay für dich?" flüsterte er und bei jedem Wort, bei dem seine Lippen sich bewegten berühren sie die meinen und es gab keine Worte für das hier. All das brauchte keine Worte und es brauchte kein Ja oder nein sondern einfach nur meine Lippen auf seinen, also legte ich meine Lippen diesmal richtig auf seine. Ganz leicht, ganz sanft und schloss endlich meine Augen, um noch mehr fühlen zu können. Ich schloss alle Reize, alle Sinneswahrnehmungen aus, die ich gerade nicht brauchte.
In Zeitlupe bewegten wir unsere Lippen aufeinander, küssten uns so vorsichtig, als wäre es für uns beide das erste Mal überhaupt und es war das Beste, was ich seit Langem gefühlt hatte. Und wir gewöhnten uns wieder aneinander, wie es beim Fahrrad fahren war. Das verlernt man schließlich auch nicht, also waren wir mutig und legten die Stützräder ab und öffneten fast gleichzeitig unsere Münder, um noch mehr spüren zu können. Seine Zunge in meinem Mund verstärkte das Ziehen in meinem Unterleib und es kribbelte so elendig überall, auch dort wo wir uns nicht berührten.
Seine Hand ruhte einige Zeit noch auf meiner Brust. Irgendwann wanderte diese über mein Schlüsselbein und meine Schulter bis zu meinem Nacken und er zog mich näher zu sich. Mein Körper suchte nach seinem und ich musste mich auf seinem Oberschenkel abstützen um nicht geradewegs auf ihn zu fallen, so sehr zog er mich an.
Ich ertrank in diesem ersten Tsunami der Gefühle und fühlte keine Angst. Keine Vorsicht und nichts, das dieses Gefühl weniger schön machte.
Ich wünschte mir für einen Moment, in seinen Kopf sehen zu können. Zu gerne würde ich hören, was in ihm gerade vorging,
Er wanderte von meinem Nacken meinen Rücken hinab und hinterließ eine angenehme Gänsehaut, schob sich unter mein Shirt, das eigentlich seins war und wanderte wieder nach oben und früher wäre es mir unangenehm gewesen, dass der Stoff hoch rutschte.
„Darf ich das ausziehen?" er zupfte an dem leichten Stoff und ich nickte, hob die Arme und ließ mir das Shirt ausziehen, hörte es irgendwo zu Boden gehen. Er hielt mich wieder fest und legte sich auf's Bett, zog mich mit sich bis ich halb über ihm gebeugt lag. Nur noch sein Shirt trennte unsere nackte Haut.
Zu viel Stoff.
Ich griff nach seinem Saum und entledigte ihn ebenfalls seinem Oberteil und endlich, als ich mich wieder über ihn beugte, mein Bein zwischen seine schob und mein Gewicht auf ihn sank konnte ich die Wärme seines Körpers spüren. Und diese weichen Lippen. Dieser noch immer so wunderschöne und perfekte Körper, den ich berühren durfte. Wir küssten uns ewig und gefühlt immernoch zu kurz. Hände wanderten über unsere Körper, erkundeten das, was sie so sehr vermisst hatten und mittlerweile hatte sich die Gänsehaut auf meinem gesamten Körper ausgebreitet.
Es war noch zu wenig. Viel zu wenig für fünf verlorene Jahre.
Ich schob mich ganz auf ihn, spürte endlich mehr. Seine Mitte, die ebenso erregt war wie meine und gegen mein Becken drückte und mich den Verstand verlieren ließ. Sein ersticktes Stöhnen ihn meinem Mund machte es nicht besser, ich musste mein Becken gegen seins pressen, weil ich mehr von diesem Geräusch wollte.
Und ich bekam es und mein Verlangen, meine Lust, sie nährten sich daran. Ich war nie gut in Mathe, aber so musste es sich anfühlen, wenn etwas exponentiell wuchs.
Eine Hand auf meinem Rücken, eine auf meinem Hintern, die leichten Druck ausübte und ich, der jetzt auch leise seufzte.
„Hayden, ich ... fuck ich will noch mehr" presste Ezra hervor. Ja. Noch viel mehr.
Ich zog mich einen Moment zurück und schwebte über sein Gesicht, rieb unsere Nasenflügel aneinander und verlor mich abermals in der Tiefe seiner Augen. Dann nickte ich.
Ezra schob mich von sich runter, drehte uns zur Seite sodass wir uns ansehen konnten. Langsam streiften seine Fingerspitzen über meine Wange und mein Kinn über meinen Hals uns meine Brust bis nach unten. Noch viel weiter unten. Er streifte über den Stoff meiner Shorts und er musste es einfach spüren. Spüren, wie sehr ich das hier wollte. Mein Glied zuckte, obwohl er es kaum berührte. Meine Sinne waren so sehr auf ihn fokussiert, dass ich alles wahrnahm, jede noch so kleine Bewegung schickte Stromschläge durch meinen gesamten Körper.
Ich konnte mein Bedürfnis, ihn zu berühren nicht unterdrücken. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und strich über seine Brust. Seine Brustwarzen waren hart. Steinhart, wie ich. Ich kniff sie leicht und beobachtete, wie Ezra mit halb geöffneten Mund einfach da lag und mich ebenso sanfte berührte und ich hätte schwören können, dass allein sein verlangender Blick mich zum Höhepunkt bringen würde, wenn er nur lange genug anhielt.
„Ich kann nicht länger warten." hauchte er an meine Lippen als er mir das letzte Stück Stoff vom Körper schob und ich es ihm nachmachte und er sich auf mich rollte und endlich nichts mehr zwischen uns war. Nur wir, ursprünglich.
Er griff nach seinem Nachtkästchen, holte etwas aus seiner Schublade, was sich als Gleitgel entpuppte und mir wurde ganz heiß bei dem Gedanken daran, was jetzt gleich kommen würde. Unsere Küsse wurden verlangender, schneller. Unsere Zungen umspielten sich, sie kämpften und rieben aneinander und ich schob mein Becken immer wieder gegen das seine um ihm zu zeigen, was er mit mir machte. Als seine kalten, feuchten Finge über meinen Ringmuskel glitten entfloh mir ein tiefes Seufzen. Als er einen Finger in mich schob zuckte es in meinem Unterleib heftig und ich zog mich um ihn zusammen.
Verdammt war das lange her.
„Entspann dich Hay." murmelte er an meine Lippen und ich war so verdammt voller Vorfreude, dass mein Körper mir einfach nicht mehr gehorchte. Mir war schwindelig und heiß und ich spürte jeden Millimeter, an dem wir uns berührten in Flammen stehen als er endlich den zweiten Finger dazu nahm. Er massierte mich von innen und tastete sich immer tiefer, immer weiter in mir vor bis er diesen einen Punkt fand und er verstand sofort, dass er an seinem Ziel war und schenkte dieser Stelle so viel Aufmerksamkeit und küsste mich dabei so gut, so liebevoll dass mir nichts anderes übrig blieb, als zu kommen. Ich konnte auch ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken, als die Lust in mir mich überrollte und sich zum ersten Mal entlud.
Er zog seine Finger aus mir und es raschelte wieder aber ich hatte doch noch gar nichts getan, um das zu verdienen, deswegen hielt ich seine Hand fest und nahm die Plastikverpackung. Ich schob ihn ein Stück zurück, sodass er auf mich saß und ich alle Freiheit der Welt hatte, sein Glied im Dunkel zu betrachten, meine Hände darüber streichen zu lassen und ihn schließlich zu umfassen und er war so hart, dass ich eigentlich gar nichts tun musste, aber ich wollte unbedingt. Ich massierte ihn, ganz langsam, um es nicht zu übertreiben und es gefiel mir, seine Reaktion auf meine Berührungen lesen zu können. Als er unkontrollierter atmete riss ich die Verpackung auf und stülpte ihm das Latex über. Ich zog ihn wieder zu mir, küsste ihn und konnte das Gewicht seines Körpers wieder vollständig auf mir spüren. Ich spreizte meine Beine, gab ihm so viel Raum, wie ich geben konnte und spürte ihn an meinem Eingang und wie er mich kurze Zeit später ausfüllte. Mir blieb die Luft für einen Moment weg - es war wirklich so lange her.
Und scheiße, es tat sogar ein wenig mehr weh als in meiner Erinnerung.
„Du bist immernoch so verdammt eng, Hay." „Was erwartest du ... mhmm ... nach fünf Jahren?" presste ich hervor und Ezra hielt in der Bewegung inne. Ich lag unter ihm, völlig schutzlos, ausgeliefert und sein Blick veränderte sich einen Moment, als er verstand, dass er wirklich mein letzter war.
„Ich will dich, Ezra" hauchte ich und küsste ihn leidenschaftlicher als zuvor. Sanfter als noch vor wenigen Momenten um ihm zu zeigen, wie viele Gefühle ich hatte. Alle für ihn ganz alleine.
Ich fühlte mich so ausgefüllt. So ganz und so unbeschreiblich erregt, als er vollständig in mir versenkt war uns mir Zeit gab, mich daran zu gewöhnen. An ihn zu gewöhnen. Ich schlang meine Beine um ihn und presste ihn näher an mich woraufhin er sich in mir bewegte und ich mich endgültig fallen ließ. Ich war wie in Extase vor lauter Empfindungen. Seine Härte, die sich immer wieder aus mir herauszog nur um danach noch tiefer zuzustoßen. Seine Hände, die mich gleichzeitig verwöhnten und seine Zunge und diese verführerischen Lippen, die mich fast verschlangen. Unser Stöhnen verschmolz zu einem und wir gaben und nahmen immer mehr. Immer mehr, bis wir irgendwann fast ganz oben waren. Über diesen Tsunamis, über allem.
Ich wollte ihn überall berühren, krallte mich in seinen Rücken, als er noch tiefer zustieß und mir einen kleinen Schrei entlockte.
Es war so gut. Es war alles. Es war besser, als alles was ich in Erinnerung hatte.
Ich saugte an der empfindlichen Stelle hinter seinem Ohr, leckte über seine Halsschlagader und zog eine Spur zurück zu seinem Mund, wo sich unsere Lippen wieder vereinten und als wir noch weiter oben waren, so hoch, dass es kaum noch weiter gehen würde, öffnete ich meine Augen, weil ich nichts davon verpassen wollte.
Und ihm schien es genauso zu gehen.
Es war das intimste, was ich je gesehen hatte.
Und wir kosteten jeden Moment aus, verlangsamten unserem Rhythmus, um es voll und ganz zu spüren.
Zuzusehen, wie er wenig später kam, in mir zuckte und ich ihm folgte, meinen zweiten Orgasmus erlebte und wir uns dabei die ganze Zeit ansahen, jede Regung beobachteten und es so wunderschön war, dass ich es am liebsten nie wieder vergessen würde. Ezra bewegte sich noch ein paar Mal in mir, bis unsere Höhepunkte allmählich abebbten und wir uns einfach nur noch hielten, umarmten, atmeten. Ich spürte sein Herz an meiner Brust rasen.
„Ich hab dich vermisst" flüsterte er, als seine Lippen nur einen Millimeter neben meinem Ohr waren. Er küsste mich sanft auf die Schläfe und glitt aus mir. Es raschelte, dann legte er sich neben mich auf's Bett, zog mich fest in seine Arme und ich drückte mich gegen ihn. So fest ich konnte, so nah wie es möglich war. Plötzlich kämpfte ich gegen meine Tränen, die Emotionen schienen mich gleich zu übermannen.
War es doch zu viel?
War ich nicht vorsichtig genug? In mir kam eine Angst auf, dass es das letzte Mal gewesen sein konnte. All meine Gedanken waren darauf fixiert, wie es jetzt weitergehen würde. Was war passiert?
Woher kam diese Panik, wieder verlassen zu werden? Obwohl er mich damals nicht mal verlassen hatte. Ich war es.
„Shhhh ...Hay, es ist alles gut okay? Atme okay? Atme." flüsterte er mir von hinten ins Ohr und ich schloss die Augen, um mich nur noch auf ihn zu konzentrieren. Die Wärme. Das Atmen, das nur noch stoßweise ging, weil ich kurz davor war, zu hyperventilierten.
Ich hatte lange keine Panikattacke.
Der Griff um meinen Körper wurde fester und fester und irgendwann war es so fest, dass ich mich auf dieses drückende Gefühl, das es auslöste konzentrieren konnte und ich endlich wieder atmen konnte.
Es ist alles gut.
Er ist hier. Ich bin hier. Und es ist alles gut. Und als es wieder gut genug war, dass die Anspannung abließ und ich sah, wie die Sonne langsam aufging driftete ich endlich ab und schlief ein.
DU LIEST GERADE
After the Storm - Man x Man
RomanceHayden ist gefangen in seinem Leben, das bestimmt wird durch seine vielen Dämonen. Als er in dieser einen Nacht zum ersten Mal auf Ezra trifft, beginnt ein Sturm aufzuziehen. Ein gewaltiger, der sein Leben prägen würde - für immer. Es war nur ein ha...