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Ich ging einkaufen - viel zu viel - weil mein Kühlschrank und sämtliche andere Schränke leer waren und ich vor Ezra auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollte, ich hätte mich die letzten Tage einfach verkrochen. Natürlich wäre das die unschöne Wahrheit, aber die wollte ich ihm einfach nicht zeigen. Ich konnte es nicht. Ich hatte mich gerade in meine Jogginghose geschmissen, als es an der Tür klingelte. Einfach ich sein. Aber wer war ich eigentlich? Reichte Ezra wirklich einfach nur Hayden, der sein Leben irgendwie nicht im Griff hatte und zuhause Jogginghose trug? Immerhin eine frische, immerhin war es Ezra. Er war direkt aus dem Café gekommen, hatte seine Sachen dabei und ich bat ihn rein, ignorierte mein rasendes Herz.

Er war wirklich gekommen.

Ich war ihm wichtig?

„Willst du was trinken?" Fragte ich, weil ich ausnahmsweise andere Getränke außer Leitungswasser und Kaffee da hatte. In meinem Einkaufs- und Ich-habe-mein-Leben-Im Griff-Rausch packte ich alles ein, was mich spontan ansprach und ich letzten Endes wohl im Schrank stehen hatte, bis es abgelaufen war. Aber der Schein zählte, obwohl mir dieser vor Ezra irgendwie lächerlich vorkam. Flunkern nützte bei ihm nicht. Er würde es sowieso sehen.

„Was hast du da? Irgendwas mit Zucker wäre mega." „Lass in Kühlschrank schauen, ich hab einiges da" schlug ich Vor und erfolgte mir in die Küche, die gar keine Küche war, weil sie mitten in meinem Wohnzimmer war. Ich öffnete den Kühlschrank, um ihm meine Errungenschaften zu präsentieren, als er sich dicht hinter mich stellte, seine Arme um meinen noch schlanker gewordenen Oberkörper schlang und seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte.

Ezra.

Herzklopfen.

„Ich nehm einfach dich" murmelte er an meinem Hals und ich lachte leise auf. Als würde das reichen.

„Oder du trinkst was, das dich tatsächlich vor dem Verdursten rettet" spottete ich ironisch.

„Dann gib mir die Cola. Hast du gegessen? Also nicht nur heute?" Und sofort spannte ich mich wieder an. Ich tat mich noch immer schwer, seine ungefilterten Gedanken mir gegenüber zu verarbeiten. Natürlich war es ihm aufgefallen, es war schließlich Ezra.

„Alles gut, entspann dich. Ich mach mir nur Sorgen okay?" sprach er weiter, weichte mein Herz und mein Hirn weiter mit seinen netten Worten auf.

„Es tut mir leid, dass ich dich versetzt hab." ich schloss den Kühlschrank ohne die Cola herauszunehmen und drehte mich in seinen Armen um. „Es lag an mir. Ich bin ... ich weiß nicht. Es waren ein paar blöde Tage und ich hatte keinen Hunger und ... es liegt wirklich nicht an dir. Ich konnte nur nicht" sprach ich alles auf einmal aus, egal wie unstrukturiert es klang.

„Du musst dich nicht entschuldigen okay? Schließ mich nur nicht aus, Hay. Ich ertrag das nicht, dich leiden zu sehen und nur von außen zusehen zu können. Ich bin da, ok?" Er rieb seinen Nasenflügel an meinem und ich atmete seinen unverkennbaren Geruch ein und fühlte mich wieder ein bisschen reparierter, als noch vor ein paar Stunden.

„Hast du Hunger?" fragte er dann. „Nein" antwortete ich ehrlich.

„Wirst du trotzdem was mit mir essen? Weil ich wirklich nicht will, dass du dich bald in Luft auslösen wirst." „Okay." Obwohl es vielleicht leichter wäre, einfach zu verschwinden.

Ezra bestellte beim Asiaten viel zu viel Essen. Mir würde die Menge an Speisen sicher eine Woche reichen, denn er bestellte neben verschiedensten Vorspeisen und Sushi für jeden noch eine Portion gebratener Nudeln und auch noch Sesambällchen und gebackene Bananen als Nachtisch. Ich schluckte, als all das ausgebreitet auf meinem Couchtisch arrangiert war und Ezra mir meine Holzstäbchen reichte.

After the Storm - Man x ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt