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Wummernd werde ich mir meiner Umgebung wieder bewusst. Ich liege zusammengerollt in einem Hundekäfig, welcher selbst in einem dunklen Raum steht.
Nun wach rucke ich mit dem Kopf nach oben. Über mir sehe ich einen weiteren Käfig, in welchem auch eine Person kauert. Genauso neben mir und mir gegenüber.
Was ist das für ein Ort hier?
Ich versuche mich aufzurichten, doch meine Hände bringe ich nicht vom Gitter weg. Als ich nach der Ursache suche, stelle ich fest, dass meine Handgelenke mit Kabelbinder an die Gitterwand gefesselt wurden.
Schluckend versuche ich die aufkommende Panik zu unterdrücken. Im Schnelldurchlauf fällt mir auch wieder ein, was gestern passiert ist.
Die Entführung war doch gestern? Oder ist das noch immer heute? Wie viel Zeit ist vergangen?

"Hey!"
Ich schrecke bei dem Geflüster herum. Im Käfig hinter mir sitzt die Frau. Ich kann sie nicht richtig erkennen, aber es wirkt so, als würde es ihr besser gehen als mir. Immerhin ist sie auch nicht gefesselt.
"Ich danke, Ihnen. Sie haben mich gerettet. Ich hätte mich nicht getraut einzugreifen, aber Sie haben es trotzdem getan. Danke!", strahlt sie mich an.
Etwas unbeholfen lächle und nicke ich. Mein Kopf fühlt sich an wie aufgelöste Zuckerwatte, aber das lasse ich ihr nicht anmerken.
"Gern geschehen", flüstere ich ihr zurück.
Schief lächelnd bin ich froh darum, dass es in diesem Raum kaum Licht gibt. Ich würde wahrscheinlich durchdrehen, wenn ich jetzt in grellstem Neonlicht sitzen müsste.

"Ich bin Jane Forster. Und du?", stellt sich die Frau leise vor.
"Bucky Barnes", gebe ich genauso leise zurück.
"Schön dich kennenzlernen, Bucky."
"Geht mir genauso."
Betrübt lächle ich sie über meine Schultern hinweg an. Sie grinst ebenfalls zurück.

Doch bevor wir uns weiter kennenlernen können, geht die Tür auf. Das flutende Licht blendet und verursacht für mich starke Kopfschmerzen.
Schmerzleidend drücke ich die Augen zusammen und drehe den Kopf weg. Jane schnappt erschrocken nach Luft.
Ich höre mehrere Personen eintreten. In den Käfigen um mich herum beginnen die Leute sich zu regen. Alle kriechen so weit nach hinten weg, wie sie können.
Jedoch kann ich das nicht. Meine Hände sind in die Mitte des Zwingers gefesselt worden. Und noch weiter nach hinten geht für mich nicht.

Mit Grauen muss ich zuhören, wie diese Leute Käfigtüren öffnen und die Insassen herauszerren. Einige wehren sich dabei, andere betteln. Aber niemand kommt darum herum.
Eine Person nach der anderen wird aus dem Raum geschleift.

Schritte bleiben neben mir stehen und ich sehe vorsichtig zu ihr. Das Licht ist immerhin etwas erträglicher geworden.
"Sieh mal einer an, wer wieder wach ist. Guten Morgen, Dornröschen", lacht der Mann vor mir.
Mit finsterem Blick identifiziere ich ihn als der Mann, der mir eine reingehauen hat.
"Glaubt ihr, wir können ihn schon nehmen?", wendet Prügel-Mann sich an die anderen um uns herum.
"Solange er nicht zu beschädigt aussieht. Ansonsten bekommen wir keinen guten Preis mehr für ihn", antwortet ihm einer von gegenüber.
Dieser zerrt auch sogleich eine sehr junge Frau, vielleicht siebzehn, aus einem der untersten Käfige. Sie wimmert und versucht sich aus seinem Griff zu entreissen. Aber mit nur einem, heftigen Schlag in ihr Gesicht macht der Typ der Frau klar, dass sie keine Chance hat.
"Na dann", brummt Prügel-Mann und zerschneidet den zweiten Kabelbinder, welche meine gefesselten Handgelenke mit dem Eisengitter verbunden hat.
Ohne Rücksicht auf meine drückenden Kopfschmerzen zerrt er mich hinaus. Da ich mich in der zweitobersten Reihe befunden habe, ist es auch nicht sonderlich angenehm, als ich ohne Sturzfedern auf dem Boden ankomme.
Erneut schlage ich mir meinen Kopf an und stöhne schmerzerfüllt auf. Prügel-Mann scheint sich aber nicht dafür zu interessieren, denn er zerrt mich nur am Kragen nach oben, auf die Beine.
Auf schwankenden Beinen und mit sich drehender Umgebung versuche ich aufrecht zu bleiben. Mein Blick trifft auf den von Jane, welche mich mit grossen, ängstlichen Augen ansieht.
"Beweg dich!", schnauzt Prügel-Mann und schupst mich nach vorne.

Mehr schlecht als recht torkle ich mit verbundenen Händen durch die Gänge. Sie alle sehen gleich aus. Lang, quadratisch und aus Beton. Kein Fenster, keine Möglichkeit für mich die Orientierung zu behalten.
Aber ich höre Stimmen näherkommen. Wilde Rufe und zum teil Schreie. Es ist aber keine Wut, sondern eher Freude.
Eine Auktion? Werde ich allen Ernstes versteigert?

"Jetzt benimmst du dich gut und bringst uns einen guten Ertrag. Das Aussehen dafür hast du schon einmal", brummt Prügel-Mann hinter mir.
Vor uns geht die schäbige Flügeltür auf und das Mädchen von vorhin wird weinend hinausgeführt. Aber nicht von einem der Typen, die uns hierhergebracht haben.
Sondern von einem alten Sack, der nur so nach Zuhälter schreit!
Fassungslos sehe ich den beiden hinterher. Das wäre die Zukunft dieses Mädchens? Als Prostituierte Geld für diesen Perversen verdienen?

Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, führt Prügel-Mann mich auch schon in den Raum. In einem Halbkreis sind Stühle aufgestellt, wovon etwa zwei Drittel belegt sind.
Alle Personen in diesem Raum mustern mich interessiert. Trotz der Kleidung, die ich noch trage, fühle ich mich nackt und ausgestellt.
Prügel-Mann führt mich nach vorne, durch die Menge hindurch, bis in die Mitte des Halbkreises. Direkt neben einen älteren Mann, welcher mich arrogant mustert.
Geilt er sich tatsächlich darauf auf, weil ich verkauft werde und er nicht? Wie tief kann ein Mensch sinken?

"Als letzte Möglichkeit für Sie heute haben wir dieses Prachtstück im Angebot! Ein junger Mann, welcher noch keine Erfahrung hat. Er ist roh und bietet Ihnen somit die Gelegenheit ihn selbst zu brechen!
Wir haben bereits festgestellt, dass er sich wehrt und widerspenstig sein kann. Daher für jeden einen absoluten Genuss, der gerne eine Herausforderung hat!
Bewundern können sie zudem sein gutes Aussehen! Ein makelloses Gesicht, volle, geschwungene Lippen und Augen voller Feuer!
Wir beginnen mit dem Startpreis von 4.000 Dollar!", verkündet der Mann.
Fassungslos sehe ich ihn an. 4.000 Dollar? Für so viel verkaufen sie mein Leben, meine Zukunft? Ist das deren Ernst?

Doch der Preis steigt schnell. Innerhalb von wenigen Sekunden befindet der Preis sich in der höhe von 20.000 Dollar. Und er steigt noch immer.
Erschrocken sehe ich mich weiter um. All diese Menschen bezahlen so viel, um einen eigenen Menschen zu besitzen? 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt