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Geschlagen schliesse ich die Augen und entspanne mich. Bitte nicht schon wieder eine Betäubung. Ich weiss nie, wo ich danach aufwache. Das Erlebnis mit den Röntgenaufnahmen ist noch zu frisch für mich. 
"Sehr gut, das freut mich", beurteilt der Wissenschaftler und gurtet langsam meine Gliedmassen los. "Aber wehe Sie versuchen zu fliehen. Das wird Ihnen nicht gelingen, glauben Sie mir." 
Ich nicke nur und sehe mit halb geschlossenen und aufgegebenen Augen zu, wie er mich ganz befreit. Kaum bin ich alle Gurte los zwingt er mich, mich aufzusetzen und ordert mich von dem Bett herunter. 
Auf dem Rückweg versuche ich so viel von meiner Umgebung zu sehen, wie ich kann. Jedoch befindet sich dieser Behandlungsraum direkt neben dem Labor in dem ich festgehalten werde. 
Somit befinde ich mich sehr schnell wieder dort, wo ich mich am Anfang befunden habe. Ohne einen möglichen Fluchtweg oder ähnliches zu finden. Darum durfte ich vermutlich auch bei Bewusstsein bleiben. 
Jetzt bekomme ich aber endlich mit, wie sie mich aus dem Kasten holen können. Das Glas ist auf vielleicht zwei Meter über den Boden angehoben worden. Somit hat der Würfel wirklich keine Tür, sondern muss hochgehoben werden. 
Folglich unmöglich daraus zu fliehen, es sei denn, man kann über hundert Kilo Glas anheben. 
Unsicher sehe ich zu Zola. Ich möchte noch nicht zurück. Ich will mich kurz auslaufen, um bei Kondition zu bleiben. Das wäre vorteilhaft wenn ich eine Flucht schaffen sollte, um länger davonlaufen zu können. 
Doch er ist anderer Meinung: "Rein da, na los." 
Mein Blick gleitet auf seine Hand, welche fester die Fernbedienung umgreift. Die Drohung verstehend gehorche ich und trete zitternd unter den Würfel. 
Wimmernd schliesse ich die Augen, als das Glas beginnt sich sachte zu senken. Der Drang doch davonzurennen macht sich in meinem Inneren bemerkbar. 

Das Glas kommt mit einem leisen Poch auf dem Boden auf. Jeder Fluchtweg ist mir somit abgeschnitten und ich bin wieder ausgestellt in der Mitte des Raumes. 
Deprimiert sehe ich zu Zola, welcher sich von der Steuerkonsole entfernt und zufrieden zu mir schaut. Ohne einen weiteren Gedanken an mich zu verschwenden verlässt er das Labor. 

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Gelangweilt setze ich mich wieder in meine Ecke und sehe zur Tür. Matt frage ich mich, ob sie gerade einen anderen Menschen quälen. Wie viele sind überhaupt hier? 
Brock hat von einem Tony gesprochen, der hierher gebracht wurde. Was tun sie ihm hier an? 
Mit mir haben sie noch nicht so viel angestellt, aber ich bin auch noch nicht lange hier. Vielleicht ein paar Tage? 
Ich kann es nicht sagen, denn hier gibt es weder eine Uhr noch ein Fenster, durch welches ich nach draussen schauen kann. Somit ist die Zeit für mich ein Ratespiel. 

Nach einer weiteren Ewigkeit - ich selber würde auf zwei Stunden schätzen - kommen sie zurück. Obwohl ich froh bin, dass ich mich nicht länger langweilen muss, ergreift mich wieder die Angst. 
Kaum tritt also Doktor Schmidt ein, richte ich mich allarmiert auf und drücke mich zurück an die Wand. Mit wachsamen Augen verfolge ich seine Bewegungen. Der braunhaarige Mann geht locker auf den Schreibtisch zu, auf welchem die Fernbedienung für die Maske und der Controller liegen. 
Schmidt nimmt die Fernbedienung in die Hand und sieht mich fragend an. Ich verstehe, dass er wissen möchte, ob es nötig ist mich zu betäuben. Verängstigt schüttle ich den Kopf. 
Tatsächlich packt er die Fernbedienung ein und kommt um den Tisch herum. Mit gesenktem Kopf und hilflos in der Ecke hockend sehe ich ängstlich zu ihm auf. 
"Es wird Zeit für die erste invasive Untersuchung. Bitte bleiben Sie ruhig, während wir Sie vorbereiten", erklärt er mir. 
Schluckend nicke ich und versuche mein Zittern zu verbergen. Was genau meint er mit Invasiv? Und Vorbereiten? 
Langsam hebt das Glas sich wieder an. Beinahe falle ich nach hinten, als mir der Gegendruck von dieser entgleitet. Zügig kommt Zola auf mich zu. In seiner Begleitung befinden sich zwei Gestalten, welche durch sterile Überzüge vermummt sind, die einen rollbaren Tisch zu mir fahren. 
Tatenlos setze ich mich auf diesen Tisch und lasse zu, dass sie mich darauf auf den Rücken legen. Augenblicklich schnallen sie auch meine Arme und Beine wieder fest. 
Nervös lasse ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Kaum haben sie die letzte Fessel fest angezogen, spüre ich, wie mein Herz mir beinahe aus der Brust springt. 
Warum habe ich mich nicht betäuben lassen? Kurzatmig verspanne ich alle meine Muskeln und schliesse die Augen. 

Mit einem Ruck fährt der Tisch los und ich wimmere erschrocken auf. Hilflos sehe ich zu, wie ich aus dem Labor geschoben werde. Nicht wieder in den Raum, in dem ich das letzte Mal wach geworden bin. 
Viel eher schieben sie mich in einen Gang, welcher nur aus Beton besteht. Ein wenig so, wie damals, als ich von Pierce gekauft wurde. Vier mal biegen wir ab und ich verliere alleine dadurch schon beinahe die Orientierung. 
Schluckend frage ich mich, wie ich hier jemals herausfinden soll. Das wirkt mir beinahe unmöglich. 

Nach der kurzen Fahrt finde ich mich in einem weiteren Raum wieder. Erschrocken stelle ich fest, dass es sich um einen Operationssaal handelt. 
"Was-Was habt ihr vor? Werdet ihr mich töten?", wimmere ich verängstigt. 
Zola taucht über mit auf und sieht mich kurz prüfend an. 
"Nein, keine Sorge. Wir wollen nur ein paar Tests durchführen", offenbart er mir. 
Tränen der Angst steigen in meinen Augen auf und ich kann ein dazugehöriges Schluchzen nicht unterdrücken. Was soll ich nur tun? 
"Werdet ihr mich wenigstens dafür betäuben?", frage ich durch die Maske. 
Zola sieht mich überrascht an und für mich ist das gar kein gutes Zeichen. 
"Nein, warum sollten wir mehr Anästhetikum für Sie verschwenden, als unbedingt notwendig?", erkundigt er sich. 
Jetzt schluchze ich noch lauter vor Angst. Das heisst sie werden mich bei vollem Bewusstsein aufschneiden?
Verängstigt und ohne einen Ausweg sehen zu können, beginne ich wieder an den Fesseln zu zerren. So fest ich kann ziehe ich an den Gurten und versuche mich - entgegen aller Logik - loszureissen. 
Erfolglos. 
Alles was ich mir einhandle ist ein genervtes Seufzen von Schmidt. Doch ich höre nicht auf. Ich kann nicht. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt