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Als ich eintrete sitzt Bucky bereits aufrecht und sieht sich hektisch um. Sofort schiebe ich mich in sein Blickfeld. 
Buckys Blick schiesst zu mir herum. Vorsichtig achte ich darauf Ruhe auszustrahlen. 
Seine Atmung ist zu schnell und er zittert sichtbar. Deutliche Stresssymptome. 
"Hey, tut mir leid. Ich musste etwas besprechen. Ich dachte es wäre am einfachsten für dich, wenn du währenddessen schläfst. Aber offenbar gewöhnst du dich langsam wieder an die Tageszeiten, oder?", muntere ich ihn bestmöglich auf. 
Bucky nickt überfordert und streckt zitternd die Arme nach mir aus. Lächelnd gehe ich auf ihn zu und nehme ihn in die Arme. Bucky seufzt wohlig auf und schliesst die Augen. 
Schmunzelnd drücke ich ihn an mich und gebe ihm ein paar Minuten um herunterzufahren. 

Als ich mich wieder von ihm löse protestiert er schwach, gibt aber schnell nach, als er versteht, dass ich immer noch seine Hand halte. 
Lächelnd suche ich den Augenkontakt und warte, bis Buckys blaue Augen aufmerksam auf mir liegen. Gespannt wartet er ab, doch ich spüre auch, wie er seine Hand in meiner anspannt. 
"Du hast mich doch darum gebeten, dass Steve dich besuchen kommen darf. Tja, er ist hier. Er kommt in ein paar Minuten, okay?" 
Zufrieden sehe ich, wie Buckys Augen zu strahlen beginnen. Seine Miene hellt sich auf und er beginnt zu lächeln. 
Zeitgleich bricht es mir das Herz. Zu sehen, wie sehr er Steve liebt und verehrt und zu wissen, dass Steve es nicht mehr erwidern kann. Dass Steve ihn einfach hinter sich gelassen und jemand neues geheiratet hat. 
Schon fast verzweifelt versuche ich mich für ihn zu freuen. Er weiss nichts davon und Steve wird es ihm vorerst auch nicht sagen. Bucky wird glücklich genesen. 

Bucky kann es kaum abwarten, bis Steve endlich eintritt. Die gesamte Zeit über hüpft er nervös auf dem Bett und wendet seinen Blick gar nicht von der Tür ab. 
Er hat sogar darauf bestanden, dass ich nicht seine Hand halten soll, damit er ihn nicht eifersüchtig macht. Bucky ist so unglaublich süss und Steve das reinste Arschloch. 
Ich kann nicht glauben, dass Steve Bucky einfach so ersetzt hat! 

Als Steve eintritt erstarrt Bucky. Bewegungslos sieht er zu der Tür und strahlt seinem - Ex? - Freund entgegen. 
Steve tritt nervös ein und sieht zum Bett. Als er Bucky erkennt treten ihm Tränen in die Augen. 
Schwankend steht Bucky auf und versucht auf ihn zuzugehen. Leider ist seine Kondition noch immer abgrundtief katastrophal, weshalb ihn bereits diese wenigen Schritte erschöpfen. 
Er nimmt sie dennoch auf sich. Für Steve. 
"Steve!", ruft er heiser aus und wirft sich dem Blonden in die Arme. 
Steve fängt ihn auf und drückt ihn fest an sich. Hinter Buckys Rücken sieht er jedoch zu mir. Sein Blick ist betrübt und voller Schuld. Meiner hingegen ist kalt und wütend. 
Wie konnte er ihn einfach so vergessen? 
"Hey Baby. Ich freue mich so, dich wiederzusehen", lächelt Steve rau. 
Buckys Gesicht scheint heller als die Sonne und er kann seine Augen nicht von Steve abwenden. Dieser lächelt so gut wie möglich zurück. 

Dem Braunhaarigen entweicht ein zitterndes Ausatmen und ich kann ihn schwanken sehen. Auch Steve bemerkt es. 
"Komm, lass uns hinsetzen. Okay?", bietet er eilig an. 
Dankbar nickt Bucky und bewegt sich mit ihm bis zum Bett. Vorsichtig setzt Bucky sich hin, während Steve ihn stützt. Ich kann dem Blonden ansehen, dass er innerlich darum kämpft die Fassung zu bewahren. 
Vorsichtig stehe ich auf und setze mich auf den Stuhl neben dem Eingang. Dort habe ich das letzte Mal gesessen, als ich darauf wartete dass Bucky aufwachen würde. 
Es war für uns alle ein Schock, als er in der Glashülle zusammenbrach, nachdem Natasha die falsche Taste gedrückt hatte. Himmel, wir dachten wir hätten ihn umgebracht, bis der Notarzt uns mitteilte, dass er 'nur' betäubt war. 
Bucky bemerkt meine Bewegung und sieht alarmiert zu mir. Ich zeige ihm klar, dass ich im Raum bleibe und er kann sich wieder entspannt an Steve wenden. 
Steve erzählt Bucky einiges von Früher und versucht ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Doch Bucky gibt wie gewohnt nur spärlich Antwort. 

°°°

Viel zu schnell sind die zwei Stunden, die ich aushandeln konnte, durch. Das Wachpersonal klopft an der Tür und einer der Männer streckt den Kopf hinein.
Steve seufzt und Buckys Lächeln, welches über die zwei Stunden angedauert hat, verschwindet langsam. Steve wendet sich Bucky zu und umarmt ihn fest. Bucky erwidert es sofort und schliesst dabei sehnsüchtig die Augen.
"Ich komme so bald wie möglich wieder, okay?", verspricht Steve ihm.
Bucky nickt und löst sich mit wässrigen Augen wieder von ihm. Steve lächelt tapfer und steht auf. Er geht an mir vorbei und nickt mir noch einmal zu. Nur für Bucky nicke ich ihm zurück. 

Kaum ist die Tür hinter Steve zugefallen, sackt Bucky zusammen. Vorsichtig gehe ich auf ihn zu und setze mich neben ihn. Kurz darauf schiebt Bucky sich an mich und legt den Kopf auf meiner Schulter ab. 
"Ich habe versagt. Ich hätte nicht so offensichtlich reagieren sollen, als du weggegangen bist. Oh Gott, er wird bestimmt super wütend auf mich sein!", jammert er los. 
Überrascht sehe ich zu ihm. Bucky sieht beschämt zu Boden und hat seine Hand zur Faust verkrampft. Tröstend streiche ich ihm über die Schulter und drücke ihn ein wenig an mich. 
"Nein, du hast nicht versagt. Steve hat sich sehr gefreut dich wiederzusehen", versuche ich ihn aufzumuntern. 
Bucky sieht sofort hoffnungsvoll zu mir auf und ich muss schlucken. Wie schafft Steve es nur ihn anzulügen? Er ist so unglaublich treu und gutherzig. 
Er verdient weder die Geschehnisse im Labor, noch dass Steve ihn einfach aufgab und jemand anderes heiratete. Mein Herz zerbricht bei dieser Wahrheit und ich weiss nicht, wie ich ihm das beibringen soll. 
"Glaubst du, er mochte mich noch? Obwohl ich so... so...", Bucky bricht ab und sieht beschämt zu den Flügeln. 
Auch blickt er einmal an seiner mageren Figur hinunter. Mit Tränen der Rührung in den Augen sehe ich ihn an und lächle. Wie kann jemand wie er, der vor so kurzer Zeit unaussprechliche Dinge erlebt hat, so rein sein? 
"Ja, ich denke das hat ihn nicht gestört. Du bist immer noch wunderschön", versichere ich ihm. 
Bucky strahlt wieder und lächelt glücklich zu mir auf. Ich erwidere es bestmöglich. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt