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Steve ist wieder einmal zu Besuch. Inzwischen schafft es Bucky alleine mit ihm in seinem Zimmer zu sein. Somit kann ich mich ausserhalb mit meinem Team und anderen Leuten beraten. 
Wir haben inzwischen die Verfolgung der Menschenhändler aufgenommen, die Bucky - und auch Brock -  damals entführten. Mehr als die Informationen, die er mir bereits gegeben hat, habe ich nicht aus ihm herausbekommen. Kaum habe ich ihn darauf angesprochen hat er dicht gemacht.
Bei Brock war es dasselbe Spiel.
Auch wenn es ärgerlich für uns ist, kann ich es verstehen. Es war der Beginn einer Hölle für beide. Es ist nur verständlich, dass Bucky sich damit genauso wenig auseinandersetzen möchte, wie mit allem anderen. 

Jetzt gerade sitze ich in einem der Sitzungszimmer und warte ungeduldig. Ich bin auf eine Expertin gestossen, die Bucky womöglich helfen kann. Sie ist auf Fremdkörper und Tumore spezialisiert und vielleicht die einzige Chance für Bucky, diese Flügel wieder loszuwerden. 
Ein Klopfen kündigt sie an. Sofort stehe ich auf und sehe ihr gebannt entgegen. 
Die dunkelhäutige, junge Frau kommt lächelnd auf mich zu. Freundlich streckt sie mir die Hand entgegen, welche ich ohne zu zögern greife. 
"Shuri Ukadu. Prinzessin von Wakanda", stellt sie sich freundlich vor. 
"Sam Wilson. Teamleiter des Bravo-Teams von Shield", erwidere ich. 
Die Prinzessin nickt und setzt sich mir gegenüber. Mit klopfendem Herzen folge ich ihr und sinke ebenfalls wieder auf meinen Stuhl. 
"Mir wurde gesagt, Sie hätten einen spannenden Fall", beginnt sie höflich das Gespräch. 
Ich nicke und lege ihr ein paar Bilder von Bucky auf den Tisch. Wieder Überwachungsbilder. Diesmal stehen jedoch die Flügel im Mittelpunkt, welche aus verschiedenen Winkeln gezeigt werden. Zudem ist sichtbar, dass Bucky sie gut kontrollieren und bewegen kann. 
"Wir haben ihn in einem Wissenschaftslabor gefunden, welches illegale Experimente an Menschen durchgeführt hat. Er erholt sich gut, aber er hat mir mitgeteilt, dass ihn die Flügel sehr belasten", berichte ich ihr leise murmelnd. 
Prinzessin Shuri nickt und sieht sich weiter die Fotos durch. In ihren Augen glänzt etwas, aber ich weiss nicht ob es ihr Mitleid oder die Herausforderung ist. 
"Es ist wichtig ihm jede Art von Schmerz absolut zu ersparen. Egal wie lange er dann auf Schmerzmittel angewiesen sein wird", bitte ich sie. 
Etwas irritiert sieht sie zu mir auf. Ich schlucke und versuche mich zu sammeln. Das Grauen auszusprechen, dass Bucky widerfahren ist, ist selbst nach fünf Wochen noch nicht leicht. 
"Sie haben ihn in diesem Labor mehrmals operiert. Ohne ihm auch nur ein Mal Medikamente verabreicht zu haben." 
Prinzessin Shuri klappt der Kinn herunter. Stockend sieht sie zu mir und ich sehe ihr an, dass sie hofft, dass ich ihr sage, dass das nur ein Scherz war. Ein sehr grausamer Schmerz. 
Doch als ich bedrückt schlucke, versteht sie, dass ich es ernst meine. Bucky ist dieser Horror wirklich zugestossen. 
"Bei Bastet", stösst sie schockiert aus. 
Nickend stimme ich ihr zu. Ich habe keine Ahnung, wer Bastet ist, aber es klingt wie 'Oh Gott' oder so. 
Shuri wendet sich möglichst fachlich wieder an die Bilder: "Es sieht so aus, als wären sie mit seinem Organismus verbunden worden. Wenn er sie wirklich bewegen kann, wurden sie vermutlich an sein Nervensystem und seine Muskulatur angeschlossen. Blutgefässe sind auch zwingend nötig. Das könnte eine sehr aufwändige Operation werden", beurteilt sie. 
Ich nicke schweigend, denn ich habe mir schon gedacht, dass das nicht ganz einfach wird. Aber wenn Bucky es durchhält, könnte ihm das wirklich helfen. 
"Ich weiss. Aber jedes Mal, wenn er sie wahrnimmt wird er an die Schrecken dort erinnert", gestehe ich ihr. 
Prinzessin Shuri nickt und sieht zurück auf die Bilder. 
"Ich brauche dafür mein eigenes Material. Hat er eine Umzugsgenehmgigung?", erkundigt sie sich. 
Bedauernd schüttle ich den Kopf. 
"Er steht unter Schutzgewahrsam. Er darf das Rehabilitierungszentrum nicht verlassen." 
Die junge Frau nickt. 
"Okay, dann lasse ich meine Sachen herbringen", entscheidet sie. 
Mein Gesicht hellt sich auf und ich sehe strahlend zu ihr. 
"Das heisst, du operierst ihn?", rufe ich freudig aus. 
Die Prinzessin lächelt und nickt. Mir fällt ein riesen Stein vom Herzen und ich könnte sie gerade umarmen. 
"Was ihm widerfahren ist, ist schrecklich! Wenn ich irgendwie dazu beitragen kann, dass er sich besser fühlt, dann setze ich Himmel und Hölle in Bewegung!", stimmt sie mir lachend zu. 
Jetzt kann ich mich gar nicht mehr davon bremsen, mich bei ihr zu bedanken. Ich überschütte sie mit Lob und Danksagungen. Die Prinzessin nimmt es dankend an. 

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Zurück bei Bucky ist Steves Besuchszeit gerade um. Ich trete hinein, während er sich von Bucky löst. Wie jedes Mal ist sein Blick schuldgetrübt, als er mir begegnet. 
Da ich mein Gesicht jedoch Bucky zugewandt habe, zwinge ich mich zu lächeln. Auch wenn ich Steve am liebsten noch immer eine reinhauen möchte. 
Steve verabschiedet sich noch kurz und verschwindet dann. 

Vorsichtig lasse ich mich neben Bucky auf das Bett fallen und sehe ihn lächelnd an. Bucky zögert keine Sekunde und rutscht zu mir, bis er seinen Kopf auf meiner Schulter ablegen kann. 
"Wie war es?", frage ich gespannt nach. 
Bucky ist immer viel lockerer, wenn Steve da war. Er kann sich besser entspannen und öffnet sich dann auch viel eher. 

Doch diesmal ist es anders. Anstelle mir haargenau alles zu erzählen, was sie besprochen haben und dabei zu lächeln, entkommt ihm eine Träne. 
Mir wird kalt und sofort ziehe ich ihn in eine feste Umarmung. 
"Hey, sieh mich an. Was ist los, Bucky? Stimmt etwas nicht?", hake ich besorgt nach. 
"Er hat geheiratet. Eine Frau... Steve hat es mir gesagt", erzählt Bucky leise. 
Währenddessen tropfen ihm immer mehr Tränen über die Wangen. Schluchzer durchbrechen seine Brust und lassen ihn zucken. 
Um Halt suchend krallt er sich an mich. 

Fassungslos sehe ich auf ihn herunter. Hat Steve den Verstand verloren? Warum sagt er ihm das?! 
"Oh Bucky...", hauche ich betroffen und drücke sein Gesicht an meine Brust. 
Diesmal entweicht ihm ein lauteres Schluchzen. Sofort drehe ich mich zu ihm um und öffne meine Beine. 
Er versteht es sofort und rückt so nahe an mich heran, wie er kann. Mit aller Kraft, die er aufwenden kann, drückt Bucky sich an mich heran. 
Sein Weinen wird immer bitterer und seine Suche nach Sicherheit verzweifelter. So gut ich kann biete ich ihm Halt, während er sein gebrochenes Herz verarbeitet. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt