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Müde und erschöpft liegt Bucky zusammengerollt neben mir und zwischen meinen Armen. Seine Flügel sind kraftlos auf die Matratze gebettet und zucken nur manchmal. 
Seine Augen sind aufgeschwollen und gerötet, davon, dass er erst vor wenigen Minuten aufgehört hat zu weinen. Wahrscheinlich weil er keine Energie mehr dafür hat. 

"Wenn du willst, kannst du ein wenig schlafen. Ich bleibe hier und passe auf dich auf", biete ich ihm, leise gegen sein Haar murmelnd, an. 
"Was ist mit meinem Rhythmus?", erwidert er schläfrig. 
"Der ist inzwischen so gut, dass wir glaube ich auch einmal eine Ausnahme machen können", antworte ich tröstend. 
Bucky nickt und versucht sich zu entspannen. Aber es gelingt ihm eher weniger und er bleibt verkrampft. 
Möglichst ruhig streichle ich über seinen zusammengefalteten Körper. Wie immer lasse ich seine Flügel dabei aus. 
Tatsächlich kann Bucky seine Muskeln lockern und sinkt ein wenig mehr in die Matratze ein. 
Mit einem letzten "Danke, Sam" ist er eingeschlafen. 
Seufzend bleibe ich liegen und beobachte ihn, während er schläft. 

°°° 

Nach einigen Stunden, in denen ich mir lebhaft vorstelle, wie ich Steve Rogers zur Schnecke mache, wacht mein Mitbewohner wieder auf. Vorsichtig streckt er sich ein wenig und öffnet dann seine Augen. 
Es ist halb Acht Uhr Abends. In eineinhalb Stunden müsste er schon wieder ins Bett, aber das würde wohl eher nichts werden. 
Seufzend setze ich mich auf, währen Bucky seinen Kopf auf meinem Schoss ablegt. Seine Augen sind nur zur Hälfte geöffnet, aber es reicht um zu wissen, dass er wach ist. 
"Wie hast du geschlafen?" 
Bucky sieht zu mir auf. Sein Blick ist müde und wirkt aufgegeben. Verdammt, hat Steve wirklich so viel Schaden angerichtet? 
"Ganz okay", gibt er matt zurück und schaut wieder weg. 
Seufzend kämme ich mit meinen Fingern seine Haare. Das wird ein hartes Stück Arbeit und einiges an Überzeugungskraft kosten, ihn wieder aufzuheitern. 
Aber vielleicht habe ich ja Glück. 
"Weisst du noch, als du mir vor einer Woche gesagt hast, dass du die Flügel gerne los wärst? Ich habe jemand gefunden, die das tun würde. Sie kann dir die Flügel wieder abnehmen", flüstere ich ihm zu. 
Hoffend sehe ich zu ihm herunter. Würde das reichen, um ihm wenigstens etwas positive Energie zu verpassen? 
"Also werde ich wieder operiert?", fragt er trüb nach. 
"Ja. Aber sie weiss bescheid und hat eingewilligt dich so lange wie nötig mit Schmerzmittel zu versorgen. Und du wirst die ganze Zeit unter Narkose stehen", versichere ich ihm. 
Bucky nickt langsam und blinzelt nachdenklich. Oder müde. 
"Du weisst noch, wie es letztes Mal war, als wir das Netz entfernten? Du hast nichts mitbekommen", erinnere ich ihn. 
Schluckend sieht er zu mir auf. Ich lächle so beruhigend wie möglich, um ihn zu bestätigen. 
"Ich muss sie nicht länger mit mir herumtragen?", erkundigt er sich nun doch interessiert. 
Zustimmend nicke ich und kämme weiterhin sein Haar. Ich habe bemerkt, dass er es mag und geniesst. 
"Wann macht ihr das?" 
"Sobald du es willst und sie alle nötigen Utensilien hier hat", erkläre ich ihm. 
Bucky nickt und wirkt plötzlich ein wenig aufgeregter. Lächelnd spüre ich, wie sich meine Brust aufwärmt. 
"Hey, du hast alle Zeit, die du brauchst. Wir haben keinen Druck. Du entscheidest, wann es so weit ist", beruhige ich ihn. 
Bucky nickt und sieht glücklich zum Fenster hinter uns. Dabei legt er nur den Kopf in den Nacken und sieht verkehrt in die Welt hinaus. 
Dieser Anblick bringt mich zum lachen, während er weiter hin, aber nun auch grinsend, rüber schaut. Wieder werde ich mir bewusst, wie sehr ich mich in ihn verguckt habe. Auch wenn es mir Angst machen sollte, so fühle ich mich wohl mit dem Gedanken. 

°°° 

Eine weitere Woche später, überrascht Bucky mich: "Ich will es noch einmal Versuchen. In die Cafeteria zu gehen." 
Verblüfft sehe ich von meinem Buch auf und zu ihm. Er hat sich wieder einmal auf mir ausgebreitet und sich an mich geklammert. Inzwischen habe ich mich so an sein Gewicht gewöhnt, dass es mir kaum noch etwas ausmacht. 
"Okay. Und wann willst du das machen?", erwidere ich ruhig. 
Obwohl ich innerlich ausflippe. Bucky will es von sich aus noch einmal probieren. 
"Geht heute Abend schon?", fragt er hoffnungsvoll nach. 
Da ist sich jemand wohl ganz sicher. Na gut. 
"Sicher." 
Bucky lächelt glücklich zu mir herauf. Stolz grinsend blicke ich zu ihm herunter und lege das Buch weg. Der Braunhaarige versteht es sofort und krabbelt bis zu meiner Brust nach oben. Zufrieden kuschelt er sich an mich, während ich meine Arme um ihn lege. 
"Ich bin gerade unglaublich stolz auf dich", flüstere ich ihm munter zu. 
Bucky strahlt glücklich und legt seinen Kopf nun auch auf meiner Brust ab. Doch ich kann in seinen Augen noch immer klar sehen, wie sehr er sich über meine Worte freut. 
Schmunzelnd streiche ich ihm durch die langen, sauberen Haare. Innzwischen duscht Bucky jeden Tag und genießt es auch richtig. Seine Flügel haben leider jedoch lange, bis sie wieder trocken sind. Zudem werden die Federn so komisch rau, was besonders mich stört. 
Als Gegenmassnahme hält er sie möglichst vom Wasser fern, was relativ gut funktioniert. Auch wenn der Boden im Bad dadurch vermehrt nass wird. Für Bucky trockne ich ihn aber gerne wieder. 

"Es ist gleich sechs Uhr. Wollen wir es jetzt schon wagen?", bemerke ich sanft. 
Bucky sieht zu mir auf und seine Augen verraten, dass er doch nicht so locker ist wie er vorzugeben versucht. Beruhigend lächle ich ihn an und streichle ihm weiter durch die Haare. 
"Na gut", flüstert er nervös. 
Vorsichtig richtet er sich ein wenig auf und setzt sich auf die Bettkante. Ich folge ihm so schnell wie möglich. 
"Willst du dich noch umziehen, oder so los?", versuche ich ihm möglichst gut Ruhe zu vermitteln. 
Bucky zuckt mit den Schultern und sieht zum Fenster. Sein Blick ist steif und seine Schultern deutlich angespannt. 
Lächelnd greife ich an seine Schulter und lenke damit wieder seine Aufmerksamkeit auf mich. 
"Wenn du noch nicht bereit bist, dann ist das völlig in Ordnung", verspreche ich ihm. 
Doch Bucky schüttelt den Kopf. 
"Ich will es probieren." 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt