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Am nächsten Morgen werde ich früh von Brock geweckt. Die ganze Nacht über habe ich katastrophal geschlafen. Mein einziger Traum war, dass ich hier von Pierce noch mehr Gewalt erfahren habe als von diesem Prügel-Mann.
Müde schlurfe ich ihm hinterher in die Küche. Ich erhalte den einfachen Auftrag Kaffee zu kochen, während er sich um Speck und Rührei kümmert.

Mein Magen knurrt, als ich das köstliche Essen rieche. Unwillkürlich frage ich mich, wann ich das letzte Mal etwas zu mir genommen habe.

Sehnsüchtig sehe ich zu dem Teller, welchem Brock gerade zu Ende zubereitet. Als er meinen Blick bemerkt lächelt er mitleidig und senkt den Kopf.
"Für uns gibt es das nicht. Wir bekommen trockene Cornflakes. Geniess sie, manchmal ist das alles, was wir für einen Tag bekommen", meint er deprimiert.
Ich schlucke und sehe zurück zum Teller. Nur ein Streifen Speck würde er nicht bemerken!
"Glaub mir, du willst das nicht riskieren", beteuert Brock.
Schluckend nicke ich und folge ihm mit weiterhin knurrendem Magen.

Mister Pierce sitzt in seinem Bett und blickt uns abwartend entgegen. Ich höre Brock schlucken, als er näher herantritt.
"Meister Pierce, ich bringe Ihnen hier Ihr Frühstück", meint er leise und mit einem Hauch Angst in seiner Stimme.
"Wurde auch Zeit. Warum trägt er noch alle Klamotten?", brummt Pierce.
Erschrocken dreht Brock den Kopf zu mir herum. Nicht sonderlich begeistert von dem Gedanken halbnackt durch die Wohnung zu rennen sehe ich zurück.
"Ich...ich habe die Priorität auf Ihr Frühstück gesetzt, Sir. Da...d-da blieb noch keine Zeit ihn entsprechend einzuweisen", erklärt Brock zitternd.

Klirrend fäll der Teller zu Boden, direkt vor Brocks Füsse. Doch er bleibt ganz, nur das Essen geht zu Boden.
Der Braunhaarige zuckt zusammen, bleibt aber auf der Stelle stehen. Mein Blick gleitet zu seiner Hand, welche deutlich unterdrückt zittert.
"Trete drauf. Na los", weist Pierce ihn an.
Brock tut wie gesagt und drückt das Rührei und den Speck mit den Füssen auf den Boden. Bis es als zerstampfter Brei am Boden klebt.
"Und jetzt iss es. Leck es direkt vom Boden auf", gibt Pierce den nächsten Befehl auf.
Schluckend senkt Brock sich auf das Parkett auf die Knie und beugt sich nach vorne. Nur zögerlich beginnt er die Esswaren von dem Boden zu lecken.
Unsicher, ob ich wirklich zusehen soll, bleibe ich auf der Stelle stehen und warte ab. Ich traue mich nicht zu bewegen, aber Pierce scheint mich auch so ins Auge zu fassen.
"Warum bist du noch immer angezogen, James? Verstehst du kein Englisch?", faucht er mich an.
Zusammenzuckend beginne ich mir das T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Bei meinem Gürtel zögere ich kurz, aber in Blick in Brocks Richtung macht mir klar, dass ich lieber nicht zu lange warte.

Als ich in Unterhose vor Pierce stehe, hat Brock bereits einen Grossteil des verschütteten Essens aufgeleckt. Mister Pierce steht auf und schiebt mit einem Bein Brock unliebsam aus dem Weg.
Mit angespannten Muskeln halte ich still, während Pierce meinen Körper abtastet. Innerlich rede ich mir gut zu, dass ich viel stärker bin als er und mich somit gut wehren könnte.
Dennoch habe ich grosse Angst.
"Du bist wirklich fit und trainiert. Das gefällt mir", bewertet auch soeben Pierce meinen Körper.
"Ich studiere auch Sport. Wenn Sie mich jetzt bitte gehen lassen, damit ich den Unterricht nicht verpasse?", gebe ich kalt zurück.
Langsam habe ich genug davon. Ich gehöre nicht hierher und ich kann mich wehren.

Den Schlag ins Gesicht habe ich nicht kommen sehen. Mein Kopf fliegt zur Seite und ich taumle etwas nach hinten.
Kaum habe ich mich gefangen, packt Pierce mich am Hals und drückt mich rückwärts, bis ich an einer Wand anstosse. Seine Hand quetscht meine Luftröhre und ich muss mich anstrengen, um noch zu Luft zu kommen.
Keuchend sehe ich ihn sauer an, während Pierces Ausdruck sich ebenfalls verdunkelt.

Ohne Vorwarnung landet sein Knie in meinen Weichteilen. Jauchzend und nach Luft schnappend breche ich zusammen und krümme mich am Boden.
Der pochende Schmerz raubt mir den Atem und meine Beine zittern so sehr, dass ich gar nicht erst versuche wieder aufzustehen.
Hustend und keuchend versuche ich den Scherz so weit zu verarbeiten, dass ich Pierce nicht weiter ausgeliefert bin.

Doch als mir die Hände auf den Rücken gezogen und gefesselt werden kann ich mich nicht wehren. Der Kabelbinder drückt sich in meine Muskeln und schmerzt, aber ich bekomme ihn nicht mehr los.
An den Haaren zieht Pierce mich zurück in eine aufrechte Position. Der Zug in meinem Unterbauch ist dabei kaum erträglich für mich. Und das zeige ich ihm auch mit meinem Schrei.
"Halt die Schnauze, du wolltest es so!", fährt er mich wütend an. "Himmel, sie sagten du wärst nicht leicht, aber musst du wirklich so widerspenstig sein?"
"Dann hätten Sie Ihr Geld wohl lieber nicht verschwenden sollen, oder?", fauche ich zurück.
Jetzt scheine ich den faden durchgeschnitten zu haben, denn Pierces Faust fliegt unvermittelt auf meinen Kopf zu.

Mit einer pochenden Schläfe gehe ich zu Boden und bleibe benommen liegen. Durch Zufall trifft mein Blick auf Brock, welcher erschrocken hinter Pierce am Boden kniet und mit grossen Augen zu mir sieht.
So abgelenkt von Brock und benebelt merke ich nicht, wie Pierce mit dem Fuss ausholt und mich in der Magengrube trifft.
Würgend rolle ich mich zusammen und versuche weniger Angriffsfläche zu bieten.
"Brock, sofort herkommen", diktiert Pierce.
Zwischen zusammengekniffenen Augen beobachte ich, wie besagter zu Pierce über den Boden krabbelt. Neben Pierce kniet Brock sich ergeben hin und mustert mich einmal besorgt.
"Er war ein Fehlkauf. Bereite ihn für eine Übergabe an das Labor vor. Gib ihm Beruhigungsmittel und fessle ihn ganz", weist Pierce ihn kalt an.
Brock schluckt erschrocken und sieht zu dem alten Mann auf. Pierce bemerkt es.
"Willst du auch gleich mit?!"
"N-Nein, Meister!"
Brock springt auf und rennt aus dem Zimmer. Schluckend und die Angst zeigend sehe ich zu ihm auf.
"Ich bin mir sicher darüber hat Brock dich informiert. Also tu jetzt nicht so", meint er nur und steigt über mich drüber.
Um das Weinen zu verhindern, drücke ich meine Augen zusammen und atme möglichst ruhig weiter. Ich würde also wirklich sterben. Als Laborratte.

Als Brock wiederkommt hat er noch mehr Kabelbinder dabei und auch ein Fläschchen sowie eine Spritze.
"Schon gut, ich werde dafür sorgen, dass du so gut wie nichts von dem Transport spüren wirst", flüstert er mir zu.
Dankbar schliesse ich die Augen wieder und lasse ihn machen. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt