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Mit der Ankündigung das finale Experiment morgen durchzuführen sind die beiden wieder verschwunden. Was genau sie mit diesem Experiment bezwecken kann ich nicht sagen. Mich hat keiner eingeweiht. 
Aber ich weiss, dass es nicht angenehm wird. Denn warum sollten sie mich am Rücken aufschneiden, wenn sie mir nur irgendwelche Spritzen initiieren wollen? 
Nein sehr wahrscheinlich werden sie mir etwas einsetzen. Und es wird ziemlich sicher wieder ohne Narkose oder Schmerzmittel geschehen. 

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Wieder nach einer langen Pause, in welcher ich endlich Zeit hatte den Schmerz zu verarbeiten, wird das Licht erneut grell. Die Tür geht auf und Zola tritt mit seinen Assistenten ein. 
Zischend richte ich mich etwas auf. Stehen kann ich noch nicht wieder, aber immerhin habe ich mehr Bewegungsfreiheit als 'gestern'. 
"Benehmen Sie sich!", warnt Zola mich. 
Sogleich hebt der Würfel sich auch wieder an und ich verliere meinen Rückhalt. Die vermummten Personen, welche vom Seuchenschutz kommen könnten, treten auf mich zu. 
Mit warnenden Blick zerre ich mich weiter über den Boden, jetzt wo das Glas mich nicht mehr einschränkt. Aber sie sind zu Fuss deutlich schneller als ich kriechend. 

Schnell haben sie mich eingeholt und halten mich nun fest. Wimmernd versuche ich mich aus ihren Armen zu drehen. Die erneuten Schmerzen machen mir jedoch einen Strich durch die Rechnung. 
Jammernd gebe ich nach, während Zola den Tisch zu mir herüberrollt. Verängstigt sehe ich zu ihm auf und schüttle den Kopf.  Seine Maskerade ist jedoch sorgfältig neutral gehalten und ich habe keine Chance zu erkennen, was er denkt. 
Zu zweit zwingen die Umpa Lumpas mich aufzustehen und hieven mich auf die Trage. Wimmernd lege ich mich seitlich hin, um den Rücken nicht zu belasten. 

Der Tisch fährt los und ich balanciere mich erschrocken aus. Zola geht neben mir her, während seine Gehilfen von vorne und hinten den Tisch bewegen. 
Zitternd lasse ich zu, dass sie mich aus dem Labor fahren. Eigentlich wäre jetzt der perfekte Moment um abzuspringen und davonzurennen. Aber mein Rücken würde das wohl kaum überstehen. Somit warte ich verängstigt ab, bis ich wieder in dem Operationssaal bin. 

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Nach stundenlangen Qualen und Schmerzen, in denen sie wieder in der Wunde herumgestochert haben, bin ich zurück im Würfel. Sie haben meinen Rücken erneut öffnen müssen, weil ein Teil bereits begonnen hat zu heilen. 
Ich bin heiser von dem langen Schreien und völlig ausgelaugt. Aber an Schlaf ist wieder nicht zu denken. Denn mein Trauma hat gerade eine erhebliche Erweiterung erhalten, welche von meinem Verstand erst verarbeitet werden möchte. 
Sie haben mir Flügel in den Rücken eingepflanzt und mit den Nerven und Adern verbunden. Schwarze, wunderschöne Flügel. Nicht sonderlich gross, vielleicht so wie die von einem Schwan. Fliegen könnte ich damit also nicht. 
Aber selbst wenn sie gross genug währen, würde das vermutlich nicht funktionieren. Denn es tut alles so unglaublich weh. Jede Bewegung zieht in meinem Rücken und lässt mich noch einmal aufschreien. 
Auch das Gewicht der Flügel ist gewöhnungsbedürftig. Sie haben zwar einige wunderschöne, schwarze Federn, aber auch Knochen und Muskeln gehören dazu. Für etwas empfindliches wie meinen Rücken ist das eine Qual. 

Zudem bin ich kein Vogel. Ich habe keine Ahnung, was diese Flügel mir bringen sollen. Aus dem Labor fliegen funktioniert ja nicht. Jemanden damit abzuschlagen ist viel zu schmerzhaft und umständlich. 
Also, was bringen sie mir? Ausser Schmerz und Leid? 

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Noch bevor ich einschlafen konnte, kommen Schmidt und Zola zurück. Kaum ist Schmidt durch die Tür getreten peilt er mich an. 
Verängstigt versuche ich mich zurückzuziehen. Aber der erneute Schmerz ist genauso lähmend wie der letzte. Und es wird wahrscheinlich wieder eine Weile dauern, bis ich mich wenigstens aufsetzen kann. 

"Bewegen Sie die Flügel. Wir müssen sehen, ob alle Verbindungen in Takt sind", weist Schmidt mich harsch an. 
Ich wimmere und ziehe meinen Hals ein wenig ein. Autsch! 
Fest schlägt Schmidt gegen das Glas und ich fahre zusammen. 
"Jetzt, verdammte Scheisse nochmal!", brüllt er mich durch das Glas hindurch an. 
Ich zucke erschrocken und beisse mir jammernd auf die Zähne. Wieso haben diese Leute nur so Spass daran mich zu quälen?! 
Wimmernd schicke ich den ängstlichen Befehl an meine nerven im Rücken. Ich stelle mir vor, wie die Flügel schlagen und zucke überrascht aber auch schmerzleidend zusammen, als es funktioniert. Die Flügel lassen sich bewegen! 
Schmidts Augen leuchten auf und Zola tritt fasziniert neben ihn. Beide bewundern meine Flügel, welche sich langsam und nur sehr schmerzhaft bewegen. 
"Wir haben es geschafft. Es hat funktioniert", bestaunt Zola, als ich meine Flügel wieder ruhig stelle. 
"Das haben wir", bestätigt Schmidt mit einem Funken Wahnsinn in den Augen. Zitternd und erschöpft lasse ich die Flügel wieder zu Boden gleiten und geniesse es, durch sie eine Art Decke zu haben. So muss ich nicht mehr halbnackt auf dem kalten Boden liegen. 
Halbnackt und nur in Unterhose bin ich noch immer, aber die Flügel wärmen ein wenig. Dazu sind sie also gut. Immerhin etwas. 

Schmidt und Zola ziehen sich von dem Würfel zurück und wuseln im Labor herum. Zola setzt sich an den Computer auf dem Schreibtisch und Schmidt richtet ein paar Geräte.
Müde frage ich mich was sie jetzt mit mir tun. Das Experiment ist gelungen, was passiert nun mit mir? Töten sie mich einfach? Vernichten sie alle Beweise dafür was hier passiert ist? Ist es jetzt einfach so vorbei? Muss ich nicht mehr leiden? 

"Ich schlage vor, wir gehen zu Phase zwei über?", vernehme ich auf einmal Zola. 
Der blonde Mann sieht fragend zu Schmidt, welcher an eine Art Laserstrahl oder so herumhantiert. 
"Das würde ich auch sagen. Legen Sie los", stimmt er dem rundlichen Wissenschaftler zu. 
Dieser nickt und erhebt sich von seinem Platz. Mit kleinen Schritten kommt er auf mich zu gestampft und sieht auf mich herunter. 
Ergeben schliesse ich die Augen und lasse eine einzelne Träne entkommen. Natürlich töten sie mich nicht. Das wäre auch zu gnädig gewesen. 
Zola geht vor dem Glas in die Hocke und sieht abschätzend zu mir. Vernichtet öffne ich wieder meine Augen und sehe in seine Augen zurück. 
"So klein sind die Flügel noch nicht wirklich zu gebrauchen. Daher schlage ich vor, dass wir Ihnen verschiedene Mittel geben, die den Wachstum ankurbeln sollen. Wie finden Sie das?", klärt er mich über ihre Pläne auf. 
Ohne ihm eine Antwort zu geben schliesse ich die Augen erneut. Das Adrenalin ist endlich abgeklungen und ich bin hundemüde. Es ist sowieso nicht mehr wichtig, was sie mit mir machen. Ich kann dem nicht entkommen. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt