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Ich habe mich mit Bucky auf einen Etappenlauf geeinigt. Erst sollte er im kleinen Bistro auf diesem Stockwerk sitzen und sich entspannen können. 
Denn um diese Uhrzeit befinden sich sehr viele Leute in der Kantine. Patienten, Ärzte, Psychologen und Schwestern. Für Bucky wäre das eindeutig viel zu viel auf einmal. 
Also habe ich beschlossen ihn erst hier an die Anwesenheit weiterer Personen zu gewöhnen. 
Somit sitzt er neben der Kaffeemaschine an dem Tisch und sieht sich wachsam um. Immerhin ist er nicht nervös oder so, sondern einfach nur angespannt und aufmerksam. 
Bis jetzt befindet sich nur ein anderes Teammitglied von Team Bravo in dem kleinen Raum. Yelena hat sofort verstanden, in was für eine Situation sie sich begeben hat und hält somit Abstand zu Bucky. Sie ist anwesend, jedoch ohne Bucky zu bedrängen oder unter Druck zu setzen. 
Die Russin trinkt locker ihren Kaffee und gibt Bucky möglichst keinen Grund sich zu fürchten. 

Ich selbst stehe an der Türe und warte ab, bis ein Pfleger Buckys Abendessen vorbeibringt. Es sollte jedoch erst in zwanzig Minuten serviert werden. Dennoch sehe ich ihm schon entgegen. 
Ich vertraue darauf, dass Bucky sich bei mir meldet, wenn er ein Problem hat. 

Plötzlich öffnet sich die Zimmertür neben Buckys Raum und Rollins tritt hinaus. Er sieht fertig aus und streicht sich müde durchs Gesicht. 
Wachsam richte ich mich etwas auf und beobachte ihn genauer. Mit erschöpftem Ausdruck kommt er auf mich zu. 
Mit einem leichten Nicken mache ich ihn zuvor aber noch auf Bucky aufmerksam. Er nickt verstehend und bleibt bei mir stehen. 
"Hübscher Vogel", brummt er mir leise zu. 
"Er empfindet sich nur nicht als hübsch, aber ja", gebe ich zurück. 
Rollins nickt und mustert ihn kurz. Bei unserem letzten Gespräch gestern, habe ich ihn darüber informiert, dass er beinahe dasselbe Schicksal hätte erleiden müssen, wie Brock. 
"Was glaubst du, wie er auf Brock reagieren würde?", hakt er mit einem Blick zu Bucky nach. 
Nachdenklich schüttle ich den Kopf und vermeide es auch zu ihm zu schauen. Es würde Bucky nur nervös machen. 
"Entweder wird er es sehr gut aufnehmen, oder er wird durchdrehen. Und ehrlich gesagt möchte ich es nicht riskieren", gebe ich ihm zurück. 
Rollins nickt verständnisvoll und wendet seinen Blick dem Boden zu. 
"Ich dachte nur, dass es Brock vielleicht helfen könnte. Er fragt noch immer ständig nach Meister Pierce und ob er nach ihm verlangt hätte. Ich dachte mir, wenn er versteht, dass er mit Bucky entkommen ist, könnte er es vielleicht leichter verarbeiten", erklärt er mir. 
Nickend denke ich ein weiteres Mal nach. Für Brock wäre es sicherlich das Beste, wenn er versteht, dass er nicht alleine ist. Aber für Bucky könnte es einen unheimlichen Rückschlag bedeuten. 
Alles was ihn an seinen Aufenthalt im Labor erinnerte war bis jetzt ein Trigger für ihn. Weshalb ich eher nicht glaube, dass es Bucky helfen wird. 
"Es tut mir leid, ich weiss, dass es wichtig für Brock sein könnte. Aber ich kann das Bucky nicht zumuten", lehne ich deswegen ab. 
Rollins nickt verstehend und zeigt zum Glück Verständnis. 

Seufzend geht er an mir vorbei auf den Kaffeeautomaten zu. Vorsichtshalber drehe ich mich ebenfalls um, für den Fall, dass Bucky reagiert. Rollins passt in das Muster von Männern, vor denen Bucky sich fürchtet. 
Tatsächlich spannt er sich direkt an und richtet sich alarmiert auf, als Rollins in seine Richtung geht. Mit tellergrossen Augen und schärferem durchatmen, beobachtet er wie mein Teamkollege sich an den Automaten stellt. Auch seine Flügel richten sich bedrohlich auf und lassen ihn grösser erscheinen. 
Hoffend, dass Bucky nicht durchdreht und vielleicht sogar versucht Rollins anzugreifen, beobachte ich meinen Schützling. Dieser sieht super wachsam zu der vermeidlichen Bedrohung und katalogisiert jede Bewegung. 
Rollins bleibt locker, schenkt Bucky nicht mehr Aufmerksamkeit als jeder anderen Person auch und wartet ruhig auf die Bereitstellung seines Getränks.
In gewisser Weise scheint das auch Bucky zu beeinflussen. Denn er beginnt sich wieder etwas zu lockern. Er behält Rollins noch immer im Auge, entspannt aber besonders seine Flügel wieder, welche er angriffsbereit angehoben hat. 
Noch immer zucken sie angespannt und sind zur Hälfte ausgebreitet. Aber er hat sie nicht mehr aufgeplustert, als würde er versuchen sich grösser und bedrohlicher zu machen. 

Mit seinem Kaffee in der Hand kehrt Rollins zu mir zurück. Kurz schaut er zur Tür, hinter welcher Brock sich befindet, und dann wieder zu mir. 
Kurz nippt er an dem Getränk bevor er sich wieder zu Wort meldet: "Ich denke es läuft ganz gut mit ihm. Er ist vorsichtig, aber nicht so erschrocken, wie damals als wir ihn fanden. Du machst einen guten Job, Wilson." 
Dankbar lächelnd nicke ich ihm zu. Rollins grinst noch kurz und dreht sich dann zum Gehen um. Mit den Augen folge ich ihm, bis er wieder hinter der Tür verschwunden ist. 

"Du kennst ihn?", meldet Bucky sich hinter mir zu Wort. 
Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, durch Rollins' Kompliment, drehe ich mich zu ihm um. Bucky ist wieder zusammengesunken und sieht verunsichert zu mir. 
"Er ist ein Teammitglied von mir. Er hilft einer anderen Person, die wir gerettet haben, wieder auf die Beine zu kommen", kläre ich ihn auf. 
Bucky nickt verstehend und senkt seinen Blick auf seine verschränkten Hände. Seufzend nähre ich mich ihm. Bei meinen Schritten sieht er sofort wieder auf, beruhigt sich aber schnell, als er versteht, dass es nur ich bin. 
"Wie geht es dir?", frage ich ihn ruhig. 
Der Braunhaarige schluckt und hebt seine rechte Hand an. Nervös spielt er mit seinen Fingern an seiner wunderschönen, prallen Lippe herum und denkt sichtlich nach. 
Geduldig warte ich, bis er sich eine Antwort zurechtgelegt hat. 
"Es geht einigermassen. Auch wenn ich fremden Personen lieber aus dem Weg gehen würde", gesteht er mir dann. 
Verstehend nicke ich und setze mich ihm gegenüber. Bucky spielt weiterhin an seiner perfekten Lippe, während seine Flügel unruhig zucken. Sein besorgter Blick gilt mir. 
"Das ist völlig in Ordnung, Bucky. Deswegen machen wir das hier. Hier sind noch nicht so viele Personen und du kannst dich langsam an das alles gewöhnen", versichere ich ihm. 
Bucky nickt und sieht schüchtern und unschuldig zu mir. Allein dieser Anblick lässt mich schlucken. 
In den letzten Tagen wurden meine Gefühle für ihn und mein Verlangen nach ihm noch stärker. Inzwischen ist es ziemlich schwer ihm zu widerstehen, während wir dreiundzwanzig Stunden am Tag zusammen im selben Raum sind. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt