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°°°Sam°°°

Mit langsam drückender Blase liege ich unter Bucky auf dem Bett und halte ihn in meinen Armen sicher und geborgen. Bucky selbst liegt bäuchlings auf mir und atmet entspannt. 
Einer der seltenen Momente in denen er wenigstens etwas abschalten kann. Das Bad hat ihm sichtlich gutgetan. 
Nur ungerne unterbreche ich den Frieden, aber ich halte meine Blase nicht mehr aus: "Tut mir leid Bucky, aber du musst aufstehen." 
Der Braunhaarige grummelt jedoch nur und klammert sich noch mehr an mich. Überrascht von dieser Offensive sehe ich zu seinem Kopf auf meiner Brust herunter. 
"Es tut mir wirklich leid und ich möchte es eigentlich auch nicht. Aber wir kuscheln jetzt seit sechs Stunden und ich muss dringend pinkeln", erkläre ich ihm meine Situation. 
Enttäuscht sieht Bucky zu mir hoch. Ich kann nur seufzen und ihm tröstend über den Rücken streicheln. Dabei achte ich aber darauf einen grosszügigen Abstand zwischen meinen Händen und seinen Flügeln zu lassen. Mir ist wohl bewusst, dass er es hasst dort angefasst zu werden. 
Wahrscheinlich wegen seiner traumatischen Erlebnisse durch diese Wissenschafts-Arschlöcher. Gott es ist allein Bucky der mich hier bei ihm hält und verhindert dass ich diesen Verrückten den Verstand aus dem Leib prügle. 
Dieser gibt soeben auch nach und steigt von mir herunter. Erleichtert setze ich mich auf und eile ins Bad. Ich habe nicht viel Zeit, Bucky beginnt irgendwann entweder zu nörgeln oder Angst zu bekommen. Das möchte ich ihm nicht zumuten. 

Als ich wieder hinaustrete, sehe ich zu Bucky, welcher vom Bett aus wieder einmal aus dem Fenster sieht. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen wie ich inzwischen weiss. 
Vorsichtig und gut Sichtbar gehe ich zu ihm zurück. Wachsam dreht er kurz seinen Kopf zu mir, blickt aber schnell wieder zum Fenster als er mich erkannt hat. Lächelnd setze ich mich neben ihn. 
"Glaubst du, Steve will mich noch? So?", fragt er unsicher nach. 
Seine Stimme ist noch immer rau davon, dass er sie fast nie benutzt. Dennoch empfinde ich sie als wunderschön. 
"Ich bin mir sicher. Wenn nicht wäre er ein riesiger Idiot", bemerke ich leise. 
Meine Worte zaubern ein wunderschönes Lächeln auf seine Lippen. Er sieht erleichtert aus, obwohl die Angst noch immer in seinen Augen glänzt. Das kann ich aber nur verstehen, bei dem, was er durchmachen musste. 
Somit ein wenig mehr lächelnd schaut er weiterhin aus dem Fenster und beobachtet die Besucher des Parks auf der anderen Strassenseite. Schweigend sitze ich neben ihm und mache es ihm gleich. 
Nur sind meine Gedanken finsterer, als mein Gesicht es hoffentlich verrät. Nachdem wir keine Spur von Bucky für drei Monate hatten, mussten wir Steve sagen, dass er sehr wahrscheinlich tot wäre. 
Wie also würde er reagieren, wenn sein Freund Bucky vor ihm steht? Die Flügel sind wunderschön, aber ich kann dennoch nicht sagen, wie er sie aufnehmen würde.
Schluckend sehe ich zu Bucky. Er ist endlich so ruhig und gelassen, als würde er sich wenigstens halbwegs wohlfühlen. Und er ist immer noch sehr instabil, was seine Psyche angeht. 
Absolut verständlich natürlich! 
Aber ich mache mir sorgen, wie das Treffen mit Steve verlaufen würde, welches ich für den Nachmittag organisiert habe. 

Besorgt sehe ich auch zur Uhr. Es ist gleich Mittag. Für ihn wird also wieder das Gefühl aufkommen schlafen gehen zu müssen. Weil er tagsüber schlafen musste, da er dann am meisten Ruhe und die schwächsten Schmerzen hatte. 
Tatsächlich beginnt er schon zu gähnen. Unglaublich wie genau seine innere Uhr funktioniert. 
"Okay, komm Buddy. Zeit für dein Mittagsschläfchen", schreite ich auch sogleich ein. 
Wenn er jetzt für etwa zwei Stunden schläft, wacht er pünktlich zu Steves Besuch wieder auf. 
Müde nickt Bucky auch schon und beginnt sich hinzulegen. Seine Flügel schlagen jedoch gefährlich nahe vor meinem Gesicht vorbei. 
Erschrocken springe ich ein wenig zurück, was Bucky aber sofort wieder bemerkt. Entschuldigend sieht er zu mir und senkt schuldbewusst den Kopf. 
"Schon okay, ich hab nur die Spannweite unterschätzt", beeile ich mich zu sagen. 
Er ist sehr empfindlich was diese schwarzen, prachtvollen Schwingen angeht. 
"Tut mir leid", meint er dennoch und faltet sie ein wenig mehr zusammen. 
Ich schüttle nur den Kopf und lege mich neben ihn. Am leichtesten ist es für ihn einzuschlafen, wenn er mit mir kuscheln kann. Schon wieder. 
Warum hat er mir bis jetzt noch nicht erzählt. Aber ich kann mir auch selbst denken wieso. 
Wir haben ihn alleine in einem Glaskasten ausgestellt gefunden. Gefangen in einer Zwangsjacke und mit einer Maske wie einem Maulkorb versehen. 
Die Leiche war wahrscheinlich auch nur zur Folter da. Ob er mit Bucky zusammen gefangen gehalten wurde? 
Jedenfalls war er sehr, sehr alleine und einsam als wir ihn fanden. Abgesehen davon völlig verstört und in unglaublich schlechtem Zustand. Es gleicht beinahe an einem Wunder, dass er so schnell wieder gesünder wird. 

Bereits nach wenigen Minuten ist Bucky eingeschlafen. Sein Körper entspannt sich merklich, während ich mit meiner Hand wieder einmal über seinen Oberarm gleite. 
Normalerweise schläft er jetzt zwei bis drei Stunden durch. Das bedeutet für mich, dass ich mich solange ausserhalb des Zimmers mit meinem Team besprechen kann. 
Dennoch muss ich immer in der Nähe bleiben, für den Fall dass er aufwacht. 
Doch heute habe ich ein anderes Treffen. Und sobald ich mir sicher bin, dass Bucky im Tiefschlaf versunken ist, löse ich mich von ihm und stehe auf. 
Kurz murrt Bucky ein wenig auf, beruhig sich aber nach wenigen Sekunden bereit wieder. Erleichtert aufseufzend klettere ich über das Feldbett und schleiche zur Tür. 
Mit einem letzten Blick zu Bucky husche ich hinaus und schliesse die Tür möglichst leise wieder. Wortlos nicke ich dem Wachschutz vor seinem Zimmer zu.
Mit festen Schritten gleite ich durch die Gänge, bis in eines der Sitzungszimmer, die die Shield-Zentrale zu bieten hat. In dieser sitzt bereits ein grossgebauter, blonder Mann, der nervös mit seinem Ringfinger spielt. 
Mir wird übel, als ich den goldenen Ring bemerke. Als Steve mich bat nach Bucky zu suchen, hatte er ihn noch nicht. 
Was bedeutet das? 

Als ich die Tür hinter mir schliesse springt er auf und kommt eilig auf mich zu. Aus der Nähe kann ich den Ring betrachten und als ich das Datum erkenne weiss ich, dass er nicht auf Buckys Rückkehr gewartet hat. 
Der Ring ist erst wenige Monate alt. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt