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Überaus zufrieden mit Buckys Leistung liege ich wieder neben ihm im Bett und beobachte ihn. Bucky liegt seitlich an mir und liest ein Buch, während er meinen Arm als Kissen benutzt. 
Ich merke, dass er nicht mehr so geübt darin ist zu lesen und sich merklich konzentrieren muss. Mehrfach muss er denselben Satz zweimal oder sogar öfters lesen. 
Seine Stirn ist dabei so niedlich gerunzelt und seine Augenbrauen zusammengezogen. Beides lässt ihn so unglaublich hilfsbedürftig aussehen. Ich kann mich kaum zurückhalten, um ihn zu knuddeln und fest an mich zu drücken. 
Doch es geht nicht, denn er ist noch immer mein Patient, mein Fall, mein Auftrag. Zudem hat Bucky erst vor eineinhalb Wochen erfahren, dass seine grosse Liebe jemand anderes geheiratet hat. Er ist noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Schon gar nicht mit seinem Therapeuten. 

Plötzlich lässt Bucky das Buch fallen und sieht sauer darauf. Neugierig hebe ich den Kopf und mustere ihn genauer. Seine Augen sind enttäuscht und sogar ein wenig wässrig. Sein Mund ist schmollend verzogen. 
Grinsend und mich darüber wundernd was passiert ist, sehe ich ihn fragend an. 
"Er ist tot. Isaac ist tot!", jammert er plötzlich los. 
Verblüfft und verwirrt lache ich auf und versuche es zu verstehen. Bucky sieht unglücklich schmollend zu mir auf und schaut mir direkt in die Augen. 
"Der lustige Sonnenschein, der so viel durchmachen musste! Er war der Beste und jetzt ist er einfach tot! Weil er seinem besten Freund das Leben retten wollte!", klärt er mich traurig auf. 
Nun lächelnd und froh darüber, dass es nichts Ernstes ist, sehe ich zu ihm herunter. Bucky trauert dem Charakter dagegen wirklich nach. 
"Er war so ein toller Typ! Und er hatte noch so viel vor! Er hätte so unglaublich viel erreichen können", jammert Bucky weiter. 
Er ist so unbeschreiblich süss dabei, dass ich einfach nur lächelnd und grinsend kann. Mit funkelnden Augen sehe ich ihm zu, während er wild über Isaac gestikuliert und trauert. 
Bucky allerdings findet das gar nicht lustig: "Was schaust du so?! Das ist super traurig!" 
Das bringt mich nur noch mehr zum Lachen. Doch Bucky setzt sich schmollend auf und dreht sich von mir weg. Vielleicht fegt er mir dabei sogar absichtlich die Flügel ins Gesicht, damit ich vom Bett falle. 
Mit ausgestreckten Armen wirble ich kurz durch die Luft, bevor ich auf meinem Feldbett lande. Bucky ignoriert mich dabei aber geflissentlich. Unglaublich, wozu er in der Lage ist! 
Empört sehe ich zu ihm auf und sehe ihn fassungslos an. Über die Schulter hinweg sieht Bucky zu mir und grinst frech. 
Sein Lächeln bringt auch mich zum grinsen und ich kann ihm gar nicht mehr böse sein. Er ist einfach zu süss. 
Lachend gebe ich auf und senke schüttelnd den Kopf. Es hat keinen Sinn auf ihn sauer zu sein. Lange hält es eh nicht an. Dafür ist er wirklich viel zu niedlich und unschuldig. 

"Ich will kuscheln!", ruft er aus dem Nichts raus. 
Dabei dreht er sich wieder zu mir um und streckt die Arme nach mir aus. Noch mehr lachend über seinen plötzlichen Stimmungsumschwung stehe ich auf und klettere in sein Bett zurück. 
Kaum habe ich mich einigermassen hingesetzt krabbelt er mir auf den Schoss und umklammert mich mit seinen Armen. Mit seinem vollen Gewicht drückt er mich nach hinten, bis ich das Gleichgewicht verliere und auf das Kissen falle. 
Keuchend werde ich unter ihm begraben, während Bucky sich auf mir beinahe zusammenrollt. Seinen Kopf legt er auf meiner Brust ab, während er seitlich seine Beine heranzieht. 
Zufrieden lächelnd bewegt er sich ein wenig auf mir, bis er sich unter seinen Flügeln eingemummelt hat. Sogleich schliesst er die Augen und entspannt sich. 
Zufrieden schmunzelnd lege ich meine Arme um seine Schulter und sehe zu, wie er eindöst. 
Er hat es sich verdient. Der Tag, besonders der Abend, war anstrengend für ihn. 

°°° 

Am Morgen wache ich wieder mit Bucky im Bett auf. Auch wenn wir uns gestern Abend nach dem Fertigmachen wieder getrennt haben, so ist er in der Nacht zu mir heruntergeklettert. 
Alptraum, so hiess seine Erklärung dafür. Somit hat er sich mitten in der Nacht verängstigt an mich gekuschelt und nicht mehr losgelassen, bis ich ihn in die Arme genommen habe. 
Und nun versuche ich schlaftrunken meine eigenen Gliedmassen zu erkennen und von Bucky zu trennen. Denn dieser schläft noch immer tief und fest und hat es sich wohl zur Aufgabe gemacht, mich nicht entkommen zu lassen. Und er macht es wirklich gut, denn er hat mein Bein so zwischen seinen eingeklemmt, dass ich wirklich nicht mehr wegkomme. 
Ächzend versuche ich seine Oberschenkel auseinander zu drücken, damit ich mein Knie freibekomme. Doch sie bewegen sich kein Stück, obwohl er sich eigentlich noch immer in der Aufbauphase befindet. 
Geschlagen lasse ich mich erschöpft und keuchend zurück ins Bett fallen und akzeptiere mein Schicksal. Ich werde hier nicht wegkommen, bis der geflügelte Sonnenstrahl mit Regenwolke aufwacht. 

°°° 
Eine ganze Stunde später, werde ich endlich erlöst, indem Bucky aufwacht. Er sieht sich müde und desorientiert um. Dabei bemerke ich, wie er nervös wird, als er mich nicht um sich herum sieht. 
Es dauert überraschend lange, bis er kapiert, dass er auf mir liegt. Doch als er es versteht, drückt er sich sofort wieder an mich. Überrascht durch das Extragewicht schnappe ich nach Luft, umarme ihn aber beruhigend. 
Offenbar beginnt nun die Zeit in der er so richtig anhänglich wird. Das startet meistens mit Alpträumen und Stimmungsschwankungen. So wie ich es in den letzten Tagen immer öfters beobachten konnte. 
Diese Phase mit dem anhänglich werden und die Bezugsperson nicht mehr aus den Augen lassen zu wollen, wird bei Aufarbeitung des Traumas besonders intensiv. Bucky ist nicht der Erste, der so reagiert. 
Somit halte ich ihn so lange er es braucht in einer schützenden Umarmung und bin einfach für ihn da. Sorgsam gebe ich ihm die Sicherheit die er von nun an erst richtig braucht und folge ab jetzt seinem Tempo. 
Bis jetzt konnte ich es in etwa beeinflussen, indem ich ihm Ideen lieferte, wie er sich an ein normaleres Leben annähern konnte. 
Doch ab jetzt ist es Buckys Trauma, dass unsere Schritte bestimmt. Wir müssen es so gut es geht unter Kontrolle halten, um eine drohende PTBS zu vermeiden. Auch wenn das alles andere als einfach wird. 
Besonders für Bucky. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt