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Brock hat Recht behalten. Dank den Medikamenten, die er mir gespritzt hat, habe ich beinahe die gesamte Übergabe verschlafen. Ich habe nur noch mitbekommen, wie ein paar grossgebaute Männer an mich herantraten und zu zweit hochhoben.
Kaum war ich in der Luft habe ich das Bewusstsein verloren.

Wieder zu mir komme ich in einem Glaskasten. Das Licht ist bläulich und grell. Der Boden unbequem, denn hier steht mir nicht einmal mehr eine Luftmatratze zur Verfügung.
Benommen schlage ich die Augen auf und sehe als erstes Glas. Ich befinde mich in einem Glaswürfel, dass wird mir schnell bewusst.
Ausser mir ist niemand hier, das bemerke ich als zweites.
Vorsichtig setze ich mich auf und sehe mich um. Immerhin sind alle Kabelbinder wieder weg. Dafür jedoch sehe ich keine Tür in dem Würfel. Heisst ich komme hier auch nicht heraus.

Schwankend kämpfe ich mich auf die Beine und sehe mich um. Unregelmässig schreite ich den vier Wänden entlang und mustere meine Umgebung.
Um mich herum stehen Monitore, Computer und Labor-Utensilien wie Mikroskope, Pinzetten und Bunsenbrenner. Aber auch Geräte, welche ich noch nie gesehen habe, kann ich erkennen.

Schweigend und mit einem mulmigen Gefühl im Bauch drücke ich mich in eine der vier Ecken. Durch das Glas kann ich mich nirgends verstecken. Und durch die Einsamkeit kann ich auch nicht meinen Gedanken entgehen.
Gedanken, die mich anschreien, dass das mein Tod sein wird.

Die Tür geht mit einem Donnern auf und das Licht wird nochmals viel greller. Erschrocken, weil ich das nicht habe kommen sehen, zucke ich zusammen und sehe zu den eintretenden Leuten.
"Ah, Sie sind wach! Wie schön!", werde ich von einem braunhaarigen Mann begrüsst.
Misstrauisch sehe ich ihn an und bin froh, dass ich die Ecke gewählt habe, die am weitesten entfernt von der Tür ist.
Hinter dem Mann tritt noch einer ein. Er ist kleiner, vielleicht eins siebzig oder so. Und er hat dünne, blonde Haare und eine runde Brille mit dicken Gläsern.
"Wer sind Sie?", schaffe ich es trotz meiner Angst zu fragen.
Der braunhaarige Mann lacht und kommt weiter auf mich zu. Alarmiert richte ich mich etwas mehr auf und gehe in Fluchtbereitschaft über. Auch wenn ich zur Not nur im Kreis renne.
"Ich bin Doktor Schmidt. Und Sie sind mein nächstes Testobjekt", erklärt er mir.
"Ich bin keine Laborratte!", widerspreche ich ihm erschrocken.
Doch Doktor Schmidt lacht nur.
"Das sind Sie. Für den Rest Ihrer Tage, wenn sie Glück haben bis meine Versuche funktioniert haben."
Verängstigt stehe ich auf und sorge dafür, dass ich diesem Verrückten wegbleibe. Denn Doktor Schmidt umrundet soeben den Glaskasten, was ich bestmöglich wieder ausgleiche.

"Alexander sagte schon, Sie wären nicht einfach zu knacken. Aber das müssen wir hier nicht."
Gerade als ich mich frage, was er damit meint, höre ich ein Zischen über mir. Erschrocken sehe ich nach oben und erkenne eine Drüse, aus welcher Nebel strömt. Verängstigt drücke ich mich an die Wand und versuche dem Nebel auszuweichen, welcher sich in dem Würfel langsam auftürmt und verteilt.
"Das ist ein Inhalationsanästhetikum, dem können Sie nicht entkommen!", ruft mir Doktor Schmidt zu.
Dennoch drücke ich meine Augen zusammen und halte die Luft an. Doch leider hat er recht und ich merke wie mir schwindelig wird. Zudem spüre ich, wie meine Muskeln sich so weit entspannen, dass ich zusammensacke.

Hilflos falle ich zu Boden, direkt in das dichte Gas.
Das letzte, was ich sehe, ist der Doktor, welcher hinter dem Glas zusieht, wie ich die Augen verdrehe und das Bewusstsein verliere.

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Als ich erneut zu mir komme, bemerke ich als erstes, dass ich auf einen Untersuchungstisch geschnallt wurde. Über mir bemerke ich einen grossen Apparat, welcher ein paar Mal laut klickt.
Nicht wissend, was hier passiert, versuche ich meine Arme von den Fesseln zu lösen.

"Halten Sie still, oder die Röntgenaufnahmen werden nichts!"
Erschrocken zusammenfahrend sehe ich mich um. Doch ausser mir befindet sich niemand hier.
Wahrscheinlich hat Doktor Schmidt also über einen Lautsprecher gesprochen.
"Lassen Sie mich gehen, ich will das nicht!", rufe ich wütend zurück.
Rein aus Protest zerre ich noch mehr an den Fesseln und nutze dafür meinen gesamten Oberkörper. Sodass die Bilder so unscharf wie möglich werden.

Meine Gegenwehr scheint etwas gebracht zu werden, denn das Röntgengerät fährt sich ein. Dafür öffnet sich sogleich die Tür und Doktor Schmidt und sein blonder Gehilfe treten ein.
Sauer sehe ich ihnen entgegen und rucke rein zur Demonstration noch einmal an den Fesseln. Doktor Schmidt stöhnt genervt auf und schlägt mir ins Gesicht.
Genauso wie ich zuckt auch sein Gehilfe zusammen.

"Professor Zola, holen Sie doch bitte die Maske", wendet Doktor Schmidt sich an den Blonden.
Dieser nickt eilig und verschwindet. Ich selbst mache mir Sorgen, was für eine Maske er meint. Denn irgendwie klingt es nicht gut.

Zurück kommt der Blonde mit einer schwarzen Kunststoffmaske in der Hand. Sie geht mir nur bis über die Nase und sieht nicht sehr bequem aus.
Das Hals-Teil ist wie ein fester Schal. Sie stülpen es mir über den Kopf und die Maske wird an einem zusätzlichen Riegel hinter meinem Kopf verschlossen.
Zischend versuche ich den Kopf zu schütteln, aber es bringt nichts. Ich werde sie nicht los.
Professor Zola hält Doktor Schmidt gleich daraufhin eine kleine Ampulle hin. Dieser befestigt sie sogleich an der Seite der Maske.
Zuletzt hält er mir eine Fernbedienung vor das Gesicht und drückt einen der Dutzend Knöpfe. Die Luft in der Maske verändert sich und mir wird wieder schwindelig. Zudem entspannen sich wieder meine Muskeln.
Mein Kopf fühlt sich an, als würde er schweben und ich werde so unendlich müde.
Es fühlt sich so an, als würde er mir erneut inhalierbares Anästhetikum verabreichen würde.

Verstehend sehe ich zu Doktor Schmidt, welcher zufrieden lächelt. Ich versuche zu sprechen, ihn anzuflehen mich nicht schon wieder zu betäuben.
Gleichzeitig kämpfe ich gegen den unvermeidlichen Schlaf an, welcher kurz davor ist mich einzulullen.
Aber die Maske ist zu eng und die Laute, die ich hervorbringe, werden von ihr verschluckt.
Verzweifelt versuche ich somit durch meinen Blick zu kommunizieren, doch ich sehe Doktor Schmidt an, dass es ihm egal ist.

Und bevor ich weitere Versuche unternehmen kann, dem zu umgehen, habe ich das Bewusstsein vollkommen verloren. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt