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"Sam! Sam! Nein Bitte- Sam! Sam- Bleibt von mir fern! Sam!
Ich ertrage es kaum, Bucky so aufgelöst und verängstigt zu sehen. Aber ich kann nichts tun. 
Bucky ist in einem Alptraum gefangen und ich kann ihn nicht wecken. 
Denn er schläft durch ein Beruhigungsmittel, dass ich ihm verabreichte, damit wir ihn transportieren können. Denn der Umzug in die kleine Wohnung wurde nun offiziell angefordert. 
Somit schläft er tief und ist nicht aufzuwecken. Selbst wenn er darum bettelt. 
Mit Tränen in den Augen krieche ich zu ihm heran und versuche ihn durch Körperkontakt zu beruhigen. Aber er zuckt erschrocken weg, jedoch ohne aufzuwachen. 
Hilflos sehe ich mich in dem Transporter um. Doch wir sind alleine. Je weniger Leute mit Bucky in dieser Phase in Kontakt kommen, desto besser. Oder er könnte ein weiteres Mal die Kontrolle verlieren. 
Somit sitze ich jedoch alleine neben ihm in dem kleinen Lieferwagen und versuche mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Auch nicht von seinem offensichtlichen Alptraum. 

°°° 

In seinem neuen Bett wacht Bucky nassgeschwitzt auf. Erschrocken richtet er sich auf und sieht sich hektisch um. Seine Flügel sind gefährlich geweitet und angespannt. 
Vorsichtshalber habe ich mich etwas weiter weg gesetzt. Jeder reagiert anders auf eine fremde Umgebung und ich möchte nichts unnötig provozieren. 
"Sam?" 
Buckys Hauchen ist zittrig und völlig verängstigt. Die Panik in seiner Stimme reisst mir die Brust auf. 
"Hey Buddy. Alles gut, ich bin da", antworte ich ihm ruhig. 
Bucky dreht sich mir zu und ich lächle beruhigend. Mein Gegenüber entspannt sich sichtbar und sackt ein wenig in sich zusammen. 
Beruhigend lächelnd stehe ich auf und gehe mit gehobenen Händen auf ihn zu. Sehnsüchtig sieht Bucky mir entgegen, bleibt ansonsten aber ganz still. 
"Wie geht es dir?", will ich leise wissen, als ich von ihm in eine Umarmung gezogen werde. 
"Wo bin ich? Was ist passiert?", stellt er mich jedoch verängstigt Gegenfragen. 
Seufzend drücke ich ihn stärker an mich und versuche ihm Sicherheit zu vermitteln. Bucky nutzt dies, um sich in meinem Shirt festzukrallen. 
"Wir sind umgezogen. Das Zimmer wurde allmählich zu klein und hier haben wir eine ganze Wohnung für uns", erkläre ich ihm so ruhig wie nur irgendwie möglich. 
Schluckend löst Bucky sich von mir und sieht sich um. Sein gehetzter Blick schiesst wild in dem Raum umher und scheint nach irgendetwas zu suchen.
Weil ich aber nicht weiss, was es ist, kann ich ihm nur tatenlos zusehen. 
Bis ich seinen verängstigten Blick nicht mehr aushalte: "Was ist los Bucky?" 
"Habt ihr mich wieder in ein Labor gebracht? Um weitere Experimente an mir vorzunehmen?", befürchtet er zitternd. 
Mit wässrigen Augen sieht er zu mir auf und mir stockt der Atem. Seine Verzweiflung tut wirklich sehr weh. 
"Nein, Bucky. Ich habe dir gesagt, das würde ich dir niemals antun. Der Einzige Grund für diesen Umzug war es, dass du mehr Platz und Bewegungsfreiheiten hast. Jetzt, wo du wieder fitter bist", beteure ich ihm. 
Keuchend atmet er aus und sieht nach unten auf seine Hände. Seine Finger reiben aneinander, um Anspannung abzulassen. 
Vorsichtig umgreife ich seine Hände und lenke Buckys Aufmerksamkeit auf mich. Zitternd sieht er zu mir auf und spannt seine Schultern an. 
"Ich weiss, dass das was du durchgemacht hast, die Hölle war. Und ich würde dich niemals zwingen, das ein weiteres Mal zu durchleben. Bitte glaube mir." 
Unsicher nickt Bucky und krallt sich an meinen Händen fest. Um Halt suchend stützt er sich ab und rutscht noch weiter auf mich zu. 
Seufzend lasse ich seine Hände los und ziehe ihn dafür sofort wieder in eine Umarmung. Hauchend atmet Bucky überrascht aus und lässt es geschehen. Doch kurz darauf umarmt er mich ebenfalls zurück. 
Lächelnd verstecke ich mein Gesicht an seiner Schulter und atme seinen Duft ein. Ich spüre, wie Bucky dasselbe tut. 
Zufrieden schliesse ich meine Augen und geniesse den Moment. Das Vertrauen, das Bucky mir entgegen bringt ist unglaublich. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine solch schwer traumatisierte Person so schnell wieder Vertrauen fasst. 

°°° 

Nach zweieinhalb Stunden Komfort spenden, hat Bucky sich dazu entschieden die Wohnung zu erkunden. Dabei muss ich ihm die gesamte Zeit über versichern, dass er in Sicherheit ist und ausser uns sich niemand hier befindet. 
Dennoch schleicht er nur sehr angespannt und mir erhobenen Flügeln um alle Ecken. Mit grossen Augen und verspannten Schultern sieht er sich um. Legt sich einen ersten Grundriss der Wohnung an. 
Vorsichtig folge ich ihm mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Seine Flügel sind gross und von ihnen mit voller Wucht getroffen zu werden sicherlich nicht angenehm. Jedoch kann ich es nur so zu hundert Prozent vermeiden, wenn sie so nervös zucken, wie jetzt. 
Nur mit drei Meter Abstand. Leider und zu Buckys Leidwesen. 

Als Bucky alles inspiziert hat, kann er sich merklich entspannen. Seine Flügel schaudern etwas und falten sich danach zusammen. Bucky lässt seine Schultern hängen, während er sich zu mir umdreht. 
Bestätigend lächle ich ihm zu und lehne mich an den Türrahmen. Dadurch, dass seine Flügel unter kein Shirt passen, läuft er oberkörperfrei herum. 
Im Zentrum hatte er eine Sonderanfertigung eines Krankenhausgewandes erhalten, dass man ihm hinten am Rücken zugemacht hat. Somit gab es eine Aussparung, durch welche die Wurzeln seiner Flügel passten. 
Hier jedoch trägt er eine lockere Trainerhose und kein Oberteil. Für mich bedeutet das, freie Sicht auf den Ansatz seines Sixpacks und diese attraktiven, ebenfalls zurückkehrenden Brustmuskeln. 

"Was?" 
Beschämt bemerke ich, dass ich wohl etwas zu lange geschaut habe. Blinzelnd hebe ich meinen Blick und sehe zu Bucky, welcher etwas nervös vor mir steht. 
"Tut mir leid, ich war in Gedanken", rede ich mich locker lächelnd heraus. 
Unsicher lächelt er zurück und sieht sich ein weiteres Mal um. Wie ein verliebter Idiot lächelnd sehe ich ihm zu, wie er sich noch einmal um sich dreht. 
"Und hier bleiben wir?", versichert er sich. 
"Ja." 
Bucky dreht sich zu mir um und sieht mich hilflos an. Verwundert spanne ich mich ein wenig an. 
"Für wie lange?", will er leise wissen. 
Die Befürchtung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Die Furcht davor, dass etwas schlimmes passieren könnte, wenn wir hier wieder ausziehen. 
"Bis du wieder gesund bist und du ein neues Leben aufgebaut hast", antworte ich ihm möglichst ruhig. 
Schluckend sieht er zu mir. Doch seine Augen wenden sich schnell wieder nachdenklich von mir ab. 
"Wir ziehen nicht mehr um. Das hier ist die letzte Station, wenn es gut geht", verspreche ich ihm. 

He is a fallen AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt