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Mein Herz pumpte so viel Adrenalin durch meinen Körper, das meine Muskeln unkontrolliert zitterten. Ich hatte das Gefühl jeden Moment einfach in mich zusammen zu fallen.

Der König, ein Lykaner, hatte seine Zähne in meiner Haut versenkt. Hatte mich Gebissen.

Was ich davon halten, oder wie ich reagieren sollte, ich wusste es nicht. Ich konnte nicht ausfallend werden, nicht schreien oder auf ihn einschlagen. Auch wenn ich es mir noch sehr wünschte. Er war König, ein simpler Befehl reichte aus meinen tot herbei zu führen. Noch dazu hatte gelogen. Gegen die Gesetzte des Landes verstoßen.

Alles in allem war meine Lage miserabel. Verzweifelnd.
Ich hatte das erste mal Tränen in den Augen stehen und wusste nicht wie ich damit umgehen sollte.

Als der Schmerz etwas nach ließ, ging ich davon aus das er sich...gelöst hatte.

Zitternd, völlig unkontrolliert, zerrte ich meine Hose wieder nach oben. Dabei schlug ich fast mit dem Kopf auf den Tisch. Mein Gleichgewicht geriet ins Wanken. Ich wollte zurück in die Wohnung, zurück in mein Bett und mich verkriechen vor dieser Demütigung.

Aus den Augenwinkeln sah ich den König, der langsam um mich herum zum Vorschein kam.
Er sah mich nicht an. Starrte lediglich mit dunklen Augen an die Wand.

Meine Lippen bebten als ich seinen starren Gesichtsausdruck erblickte. Seine scheinbare Gleichgültigkeit über das was er mir soeben angetan hatte, verschreckte mich.

Mein Brustkorb spannte sich um mein Herz. Unwillkürlich presste ich meine Augen zusammen um nicht los zu weinen.

"Ich erwarte Dich heute Abend in meinen Gemächern." Nein. Schwer atmend krallte ich meine Hände um den Tisch. "Servier mir dort mein Abendessen." Seine Stimme war rau und distanziert. Vollkommen unberührt verbarg sie sich hinter einer kühlen Mauer. "Du kannst gehen."

Meine Stimme brach als ich mich Zittrig verneigte "Ja, Hoheit."

Kaum schlug die große Tür hinter mir zu, fing ich an zu rennen.
Ich wusste nicht wohin, doch ich wollte einfach nur weg. Weg von dieser Tür, hinter der er lauerte.

Am Ende landete ich in einer größeren Besenkammer.
Ich sank neben wischmöppen und Eimern zu Boden und vergaß mich komplett.
Ich schluchzte so laut, daß ich wusste das jeder der durch den Flur kommen würde, mich hören würde.

Zu meinem Glück jedoch, kam niemand herein. Ich konnte mich meiner Verzweiflung alleine stellen. Der Schmerz in meiner Haut verging nicht, doch es war auszuhalten.

Statdessen fragte ich mich wieso er dies getan hatte.
Die Frage ging mir gar nicht mehr aus dem Kopf.
Und was noch seltsamer war, wieso sollte ich ihm sein Abendessen servieren?
Nur damit er mich weiter demütigen konnte? Mich In seinen Privaten Gemächern auseinander nehmen konnte? Mir wehtun wollte?

Bibbernd wischte ich mir über die Augen. Lass dich nicht besiegen Nila! Nicht von ihm! Ich werde diesen Tag überstehen, nach Hause kehren und nie wieder daran denken oder ein Wort darüber verlieren. Ich sage Lisa ich kann nicht mehr dort hin und sie soll sich jemand anderen suchen. Vielleicht ist sie wieder fit und kann selbst...Was denke ich da? Natürlich wird sie nicht wieder gesund sein. Aber ich kann das hier nicht tun. Ich sollte abhauen. Jetzt. Er wird mich töten wollen. Scheiß auf das Abendessen! Scheiß auf das alles hier!

Ich rappelte mich auf. "Fuck." Wischte mir über das Gesicht. "So nicht. Nicht mit mir." Beim aufstehen warf ich ein dutzend Besen und Eimer um. Es war mir egal.
Ich stürzte ohne Achtung aus der Tür.

Kam jedoch keine zehn Schritte weit bevor ich aufgehalten wurde. Lykaner-Soldaten versperrten mir den Weg. Vier an der Zahl. "Halt." Natürlich fürchtete ich mich. Sie waren mindestens genauso gefährlich wie ihr Herr. Und sie waren zu viert.

"Geruch H24d, Dir wurde untersagt die Festung zu verlassen." Geruch H24d? Ich war gefangen. Alle Lebewesen konnten durch ihren einzigartigen Geruch von Lykanern erkannt und damit auch verfolgt werden. Sie würden mich überall finden. Eine Geruchsnote war wie ein Fingerabruck. Und da sie meinen offensichtlich vom König erhalten hatten, hatte er mit meiner Flucht gerechnet und wollte diese mit allen Mitteln verhindern.

"Du wirst in der Küche erwartet." Ganz sicher wurde ich das nicht. Doch nun wusste ich wo der König meinen Platz eingeordnet hatte. Und das zwangsläufig für immer. Zitternd und kreidebleich nahmen sie mich in ihre Mitte. Zwei vor mir, zwei hinter mir.
Sie führten mich in die Küche zurück, wo sie mich den restlichen Tag festhielten.

Die anderen Köchinen starrten mich nur abfällig an. Sie schätzten es in Ruhe zu arbeiten, unter sich. Doch nun wurden auch sie beobachtet. Dank mir...

Es lohnte sich für mich nicht, auch nur einen Gedanken an Flucht zu verschwenden. Sie gaben mir klar zu verstehen das ich keine Chance dazu hatte.
So konnte ich nur mit Bauchschmerzen darauf warten das es Abend wurde.
Eine Stunde zuvor, zitterte ich so stark beim Abwasch, daß mir der Teller immer wieder zurück in das Wasser viel.

Beim zubereiten des Abendessens viel mir wiederholt das Messer aus der Hand und das Brot das ich abschnitt wurde ganz schief, da ich so stark zitterte.

Kaum hatte ich alles zubereitet, tauchten die Wachen in meiner Nähe auf. "Abmarsch." Ich nickte ruckartig und folgte ihnen mit weichen Knien und dem Tablett mit Essen in der Hand.

Am liebsten hätte ich laut geschrien, als wir die Tür zu seinen Gemächern erreichten. Ich wollte ausflippen, treten, um mich schlagen.
Ich war gefangen. Die Tür vor mir, die Wachen hinter mir.
Einer von ihnen klopfte. Sekunden später öffneten dieser die Tür und forderte mich auf einzutreten.

Mit einem verzweifelnden Blick sah ich dabei zu wie sie die Tür hinter mir schlossen.

The Lycan King Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt