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Meine Schritte stampften über den Waldweg.
Nachdem ich mich Herz zerreißend von meiner Freundin verabschiedet hatte, war ich Richtung Grenze aufgebrochen.
Dieser Mehrtägige Marsch, ging mir schon einige Stunden später auf die Nerven.
Es fühlte sich an, als würde ich nicht weiter kommen. Bäume, Sträucher und der Trampelpfad unter meine Füßen, waren alles was ich seit Beginn gesehen hatte.

Dabei drängte die Zeit.
Den etwas kürzeren Weg, den Handelsweg, konnte ich nicht nehmen. Es wäre viel zu riskant.

Während ich durch die Gegend stolperte, fragte ich mich, ob ein gewisser jemand bereits meine Abwesenheit bemerkt hatte. Und ich fragte mich ob es ihm egal war. Könnte ja auch sein das er mich einfach gehen lassen würde. Wenn auch alle Zeichen dagegen standen.
Nachdem was Lisa mir alles über Gefährten erzählt hatte und darüber was er mir versucht hatte zu erklären, standen meine Chancen schlecht.

Es wunderte mich, das ich soweit kam, ohne das ein Wolf, oder schlimmer ein Lykaner, aus einem der Büsche hervor sprang.

Außerdem konnte ich nur hoffen dass mein Geruch nicht nach Verfolgbar war.

"Ich fasse es nicht, dass ausgerechnet mir das passiert." Seufzend packte ich eines der Brote aus, die Lisa für mich zubereitet hatte, während ich mich gewaschen hatte.
Sie hätte mal lieber ein paar mehr machen sollen, ich starb vor Langeweile.  Und wenn ich mich langweilte, aß ich.

"Verdammter Lykaner und verfluchten Aberglauben." Fluchte ich beim kauen. "Hat mal jemand einen Menschen nach seiner Meinung gefragt? -Nein. Wieso auch? Es ist als wären wir Sklaven aus vorherigen Epochen."

"Sie sind unterdrücker, ganz deiner Meinung."

"Was zur Hölle-?" Ich fuhr erschrocken zusammen und herum. Die plötzliche Antwort ließ mein Herz rasen.

Ein junger Mann, ein wenig älter als ich, mit bleicher Haut, trat aus dem Schatten heraus. Schockiert sah ich ihn an. "Wo kommst du her?" Rutschte Es mir ziemlich unhöflich heraus. "Hast du dich angeschlichen und gelauscht?"

Der fremde lachte leise. "Nein, nein. Ich bin nur zufällig hier entlang gekommen."

"Zufällig?" Misstrauisch betrachtete ich mir seine Kleidung. Zu sauber, zu teuer und mit Sicherheit für einen weitaus eleganteren Anlass gekleidet. Ich glaubte ihm kein Wort. Aber beschloss es vorerst dabei zu belassen. Es könnte interessant werden ihn auszuhorchen.

"Ich machte einen Spaziergang."

"Und wer genau ist Ich?" Hakte ich weiter nach. "Heinrich."

"Amanda." Log ich. Reichte ihm meine Hand zum Gruß. "Und musst du auch hier entlang? Zur Grenze?"

"Ich komme aus Karbu. Also ja." Da staunte ich nicht schlecht. "Aus Karbu? Ist das nicht die Hauptstadt des Ostens?"

"Da liegst du richtig. Und wo möchtest du hin? Ich kam nicht drum herum zu bemerken das du Lykaner nicht sonderlich ausstehen kannst. Also gehe ich davon aus, dass du ebenfalls Richtung Osten unterwegs bist." Ich blinzelte.

"Wieso? Gibt es im Osten keine Lykaner?" Ich wollte nur das Land wechseln, in der Hoffnung mich seinem Griff zu entziehen.
Das es dort keine Lykaner geben könnte, war mir nicht in den Sinn gekommen.

"Nein?" Der fremde Lachte. "Habt ihr keine Schulen?"

"Nein. Wir arbeiten alle und werden daheim unterrichtet."

"Das erklärt es. Denke ich." Er kratzte sich am Kinn. "Vermutlich legt der Lykaner König auch kein sonderliches Augenmerk auf Grundwissen, wenn es dafür sorgen könnte, dass besagte Arbeiter auswandern wollen würden." Ich dachte über das gesagte nach. Es ergab Sinn. Wölfe und Lykaner erhielten eine hohe Schulbildung, Menschen lernten das was ihre Eltern ihnen beibrachten. Wenn sie die Zeit dazu hatten und nicht am arbeiten waren. Was selten war. Zumindest in meinem Fall damals.

"Womöglich." Murmelte ich leise. "Und was genau ist im Osten? Gibt es dort nur Menschen?" Der fremde lachte erneut. Allmählich dachte ich, er machte sich über mich lustig.

"Willst du es sehen? Ich zeig es dir."

"Dann dauert es wohl noch etwas, bis ich es zu Gesicht bekomme, was." Scherzte ich.

"Nein." Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, verschwam der Wald um mich herum. Er zischte an mir vorüber als ein Farbgemisch aus Grün und braun.

Mir wurde schlecht. In der Hoffnung das Gefühl würde sich legen, presste ich die Augen zusammen.
Der Wind Peitsche mir ins Gesicht und ich hatte das Gefühl er würde mir die Haut aufschneiden. Ein unschönes Gefühl.

Minuten vergingen in denen ich schmerzen und Übelkeit empfand, bis dies sich mit einem Schlag legte.
Eine Hand, die um meinen Nacken gelegen hatte, löste sich.
Ich stürzte mit allen Vieren auf den Boden und kotzte mir im selben Moment noch die Seele aus dem Leib.

Meine Augen brannten, mein Magen drehte sich und meine Beine schienen nicht aufzuhören zu zittern.

Es dauerte eine Ewigkeit bis ich mich wieder aufrichten konnte.
Blinzelnd starrte ich auf die Mauern einer Burg, die in den Stein eines gewaltigen Berges geschlagen worden war.

"Cranye." Der Fremde hinter mir sprach in aller Ruhe. "Heimat des Königs der Vampire." Sauber. Dachte ich nur. Das war ja klar. Ich treffe jemandem im Wald und ausgerechnet der stellt sich als Vampir heraus. "Und wieso bin ich hier?"

"Du wirkst nicht sonderlich schockiert."

"Ich hatte ein paar scheiß Tage." Ich rieb mir den Nacken. "Du bist also ein Vampir. Hast du mich hier her gebracht weil du mir freundlicherweise helfen willst oder welche Absichten hast du?"

"Du wolltest doch den Osten sehen. Im Osten herschen die Vampire. Im Norden deine Lykaner, im Westen die Dämonen und im Süden die Elfen."

"Aha. Und die Menschen? Gibt es einen Ort an dem wir Herschen?"

"Sei nicht albern." Seufzte er. "In einer Welt, regiert von euch Menschen, würde nichts gedeihen. Es gab eine Zeit, da haben wir euch die Welt überlassen. Ihr habt es geschafft sie auszubeuten und nahezu zu zerstören. Das müssten jetzt 100.000 Jahre her sein. Alles was ihr während eurer Herrschaft getan habt, war Krieg zu führen und die Welt zu zerstören." Wir hatten die Welt beherrscht? Das war kaum vorstellbar für mich.

"Aber euer Essen war so viel besser. Vor allem die dicken. Ihr Blut hatte einen so köstlichen Geschmack. Es war jedes Mal eine Überraschung wenn ich kostete." Es wunderte mich nicht das ein Vampir Blut trank. Schon eigenartig wie wenig Angst ich vor ihm hatte, nach all dem was er mir erzählte.

Ich dachte einfach nur; Wenn er mich findet, wird er alles vernichten was ihm in die Klauen fällt.



Einen wunderschönen 1 Advent

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